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„Augustin / Zinckenblaser / Maister“

Markus Grassl

Augustin Schubinger (ca. 1460–1531/32) zählt zu den bedeutendsten Instrumentalisten der Zeit um 1500. Als herausragender Zinkenist und Posaunist, aber auch als versierter Lautenist machte er eine Karriere, die nach Anfangsjahren in Augsburg über eine Tätigkeit in Florenz zu einer jahrzehntelangen Beschäftigung an den Höfen der habsburgischen Herrscher von Friedrich III. bis Ferdinand I. führte. Schubingers prominente Stellung ist nicht zuletzt am Triumphzug Kaiser Maximilians I. ablesbar: Eine bekannte Abbildung des „Kantorei-Wagens“ zeigt den Zinken blasenden Schubinger im Zusammenwirken mit der Kapelle und mit dem Posaunisten Hans Steudl; die Erklärung zu Schubingers Porträt lautet: „Augustin/Zinckenblaser/ Maister“.

 

Im dazugehörigen Bildprogramm heißt es u. a., dass „vnnder den Zÿnngken der Augustin [der maister sein solle]“,[1] womit Schubinger zu den insgesamt sechs Musikern zählt, die im Triumphzug namentlich genannt werden.

Als international angesehener und gesuchter Instrumentalist, der an der Musikkultur höfischer Kapellen und dabei insbesondere auch an der Pflege komponierter Mehrstimmigkeit partizipierte, repräsentiert Schubinger einen relativ neuen Typus von Musiker. Die Ausbildung dieses Typus steht im Zusammenhang mit einer sozialen und ästhetischen Aufwertung instrumentalen Musizierens, die sich während des 15. Jahrhunderts vollzog.[2] Sie manifestiert sich u. a. darin, dass Instrumentalisten im Unterschied zu den nicht-sesshaften Spielleuten vermehrt in feste Stellungen an städtischen und höfischen Zentren eintraten und dass die namhaften unter ihnen nun auch von Chronisten, Theoretikern, Dichtern und bildenden Künstlern besprochen, gewürdigt bzw. dargestellt wurden. Die Folge ist, dass Spieler wie Schubinger dokumentarisch greifbar werden und sich ihr Lebensweg und Wirken zumindest ein Stück weit rekonstruieren lässt.

[1] A-Wn Cod. 2835 („Was in diesem püech geschriben ist, das hat kaiser Maximilian im xvc und xii Iar mir Marxen Treytzsaurwein seiner kay. Mt. secretarÿ müntlichen angeben.“), fol. 9r; Digitalisat: https://digital.onb.ac.at/RepViewer/viewer.faces?doc=DTL_2985406&order=1…. Edition: Schestag 1883, 160.

[2] Vgl. dazu Lütteken 2011, 174–181; Heidrich 2004, 58–63; » I. Instrumentalkünstler am Hof Maximilians I. (Martin Kirnbauer).