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E. Musik in der Stadt

Abb. Stadtansicht Wien Hoefnagel. Stadtansicht Wiens mit St. Stephan und anderen Kirchen (kolorierter Stich, Jacob Hoefnagel, 1609). © Wien Museum. Inv. Nr. 31043. Die Bedeutung von Dom, Klöstern und Pfarrkirchen als Kordinationspunkten des Lebens wurde durch Glockenklang und Prozessionen versinnlicht.

Die Stadt als Erwerbs- und Kulturgemeinschaft bot auch in der Region Österreich Grundbedingungen für eine tägliche Praxis und langfristige Entfaltung der Musik. Walter Salmens Begriff der städtischen „Klang-Aura“ zielt auf die Gleichzeitigkeit, aber auch Verschiedenheit des Hörens und musikalischen Tuns vieler Stadtbewohner. Ihr Tageslauf wurde von Kirchturmuhren, Glocken, Hornwerken, Trompetenschall und städtischen Ausrufern belebt und orientiert. Die städtische Obrigkeit, die höfischen und adligen Teilnehmer am Musikleben und die Korporationen - Zünfte („Zechen“), Bruderschaften, Schulen, Spitäler - setzten professionelle Musiker zu Repräsentationszwecken ein, z.B. bei Empfängen, Fürstenbesuchen, allgemeinen Festveranstaltungen wie der Fastnacht oder dem Wiener Scharlachrennen. Unverzichtbar waren die Dienste der Trompeter und Turmwächter („Turner“), Stadtpfeifer, Organisten, Lautenisten und Instrumentenmacher. Musiker wohnten in der Stadt, auch wenn sie einem Fürsten oder einer Kirche dienten, freiberuflich beschäftigt waren oder auf Reisen und Kriegskampagnen abwesend sein mussten. Die Musik der Gottesdienste und Prozessionen, nicht nur an St. Stephan in Wien, sondern auch an anderen Kirchen Wiens und anderer Städte der Region, ist aus zahlreichen Belegen erschliessbar. Erhaltene musikalische Quellen der Wiener Kirchenmusik überliefern ein Panorama von bedeutsamer stilistischer Vielfalt. Theoretisches Wissen von Musik sammelte sich in den Bibliotheken gebildeter Universitätsmitglieder, die auch gelegentlich notierte Musikhandschriften besaßen. Musikalische Persönlichkeiten, darunter Humanisten, waren an der Wiener Universität oder in deren Umfeld aktiv und trugen von dort aus musikalisches Wissen auch an andere Orte der Region. Das Fronleichnamsfest (Corpus Christi) war ein Brennpunkt musikalischer Praxis: Quellenforschung erhellt die Verwaltung des Festes durch eine Bruderschaft und die Ausführung der wichtigsten Prozession. In der Handelsstadt Bozen/Bolzano entwickelte sich die Musikpflege besonders im Umkreis der Kirche, wobei bürgerliche Einzelinitiative und Innovation eine dynamische Rolle spielten.

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