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1499–1500: Zurück bei Maximilian I.

Markus Grassl

1499 kehrte Schubinger an den Hof Maximilians zurück. Möglicherweise stieß er bereits Anfang des Jahres zu seinem neuen (und alten) Dienstherrn, der sich damals in den Niederlanden aufhielt.[48] Jedenfalls ist Schubinger aber Ende November/Anfang Dezember als „augustin pfeiffer […] des Ro. künigs diener[49] in Augsburg dokumentiert und decken sich ab Jahresende seine Aufenthaltsorte mit dem königlichen Itinerar. So empfing er am 23. Januar 1500 in Innsbruck, wo Maximilian von November 1499 bis Februar 1500 den Winter verbrachte, eine Zahlung „zu zerung vnnd vnnderhaltung auf seinen diennst“.[50] Ebenfalls in den Januar 1500 fällt ein aus Innsbruck abgesandtes Schreiben, in dem der Mailänder Gesandte Erasmo Brescha Herzog Francesco Gonzaga – im Ergebnis erfolglos – empfiehlt, den von Maximilian und dessen gesamtem Hof hochgeschätzten Virtuosen nach Mantua abzuwerben.[51] Von Juni bis August 1500 folgten weitere Zuwendungen des Hofs an Schubinger, und zwar „auff seinen soldt“ sowie auf sein „Liefergeld“, d. h. zur Abdeckung der Kosten für die Pferdehaltung.[52] Auffällig ist nicht nur der Umstand, dass zwischen April und September weitere Musiker Maximilians, die „Pusawner“ Peter und Jörg Holland, Jobst und Jörg Nag(e)l, Liefergeld erhielten,[53] sondern auch der Ort dieser Zahlungen, nämlich Augsburg.[54] Hier fand 1500 ein am 10. April eröffneter und fünf Monate später verabschiedeter Reichstag statt. Offenbar ließ Maximilian zu diesem Ereignis, das wie alle Reichstage mit einem besonderen Repräsentationsbedarf einherging, neben der Kantorei und dem Trompeterkorps auch seine „Pfeifer“ anreisen[55] (die eine Bläser-Alta oder vermutlich sogar ein ‚modernes‘ Zinken-Posaunen-Ensemble bildeten; » Kap. „Posaun vnd Zinckhen han wir gestelt zu dem Gesang“). Konkret festzumachen ist die Mitwirkung der Bläser, im Speziellen eines Zinkenisten (der durchaus Schubinger gewesen sein könnte), bei dem feierlichen Hochamt am Pfingstsonntag (7. Juni) im Augsburger Dom. So berichtet Clemens Sender in seiner Chronik der Stadt Augsburg, dass dabei „des kinigs canterei […] mit mancherlei trumethen, pfeiffen und orgeln“ gesungen habe;[56] zwei Tage später wurden die „k. Maj. Sinngerknaben“ extra honoriert, „so am Pfingstag in den Zinghken gesunngen haben“.[57]

[48] So nicht anders erwähnt, beruhen die Angaben über Maximilians Aufenthaltsorte hier und im Folgenden auf den Regesta Imperii XIV (online: http://www.regesta-imperii.de/regesten/baende.html), Stälin 1860 sowie Kraus 1899.

[49] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 93 (1499), fol. 22v. Der Schubinger betreffende Zahlungsvermerk ist nicht datiert, allerdings der vorangehende und nachfolgende, und zwar mit „Samstag vor katharina“, i. e. dem 24. 11., bzw. mit „Samstag post lucie“, i. e. dem 15. 12.

[50] Wessely 1956, 115.

[51] RI XIV,3,1 n. 9792, in: Regesta Imperii Onlinehttp://www.regesta-imperii.de/id/1500-01-30_4_0_14_3_1_814_9792. Siehe den Text des Briefs in: Bertolotti 1890, 25. Offensichtlich auf Basis dieses Briefs findet sich in der Literatur mitunter die Behauptung, Schubinger habe sich im Januar 1500 in Mantua aufgehalten; siehe Polk 1989a, 502; Filocamo 2009, 238. Filocamo zufolge wird Schubinger außerdem im Frühjahr 1505 in der Korrespondenz zwischen Isabella und Alfonso d’Este erwähnt. Vermutlich darauf beruht die von Polk 1989a, 501, ins Spiel gebrachte, aber nicht weiter substanziierte Aussage, wonach Schubinger 1505 in Mantua tätig gewesen sei. Eine definitive Klärung wird erst nach einer noch ausstehenden Autopsie der Briefe möglich sein.

[52] Wessely 1956, 116; Luger 2020, 118 und 136.

[53] Wessely 1956, 101–102.

[54] Schubinger, Jobst und Jörg Nag(e)l sowie Jörg Holland empfingen zudem eine Zahlung durch die Stadt; D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 99 (1505), fol. 27v–28; siehe Polk 1992b, 86.

[55] Wie bereits von Kelber 2018, 48, Anm. 90, vermutet wurde.

[56] In: Hegel (Hrsg.) 1894, 83. Siehe auch Kelber 2018, 115.

[57] Schweiger 1931/32, 367.