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Augustin Schubinger

Markus Grassl
  • „Augustin / Zinckenblaser / Maister“

    Augustin Schubinger (ca. 1460–1531/32) zählt zu den bedeutendsten Instrumentalisten der Zeit um 1500. Als herausragender Zinkenist und Posaunist, aber auch als versierter Lautenist machte er eine Karriere, die nach Anfangsjahren in Augsburg über eine Tätigkeit in Florenz zu einer jahrzehntelangen Beschäftigung an den Höfen der habsburgischen Herrscher von Friedrich III. bis Ferdinand I. führte. Schubingers prominente Stellung ist nicht zuletzt am Triumphzug Kaiser Maximilians I. ablesbar: Eine bekannte Abbildung des „Kantorei-Wagens“ zeigt den Zinken blasenden Schubinger im Zusammenwirken mit der Kapelle und mit dem Posaunisten Hans Steudl; die Erklärung zu Schubingers Porträt lautet: „Augustin/Zinckenblaser/ Maister“.

     

    Im dazugehörigen Bildprogramm heißt es u. a., dass „vnnder den Zÿnngken der Augustin [der maister sein solle]“,[1] womit Schubinger zu den insgesamt sechs Musikern zählt, die im Triumphzug namentlich genannt werden.

    Als international angesehener und gesuchter Instrumentalist, der an der Musikkultur höfischer Kapellen und dabei insbesondere auch an der Pflege komponierter Mehrstimmigkeit partizipierte, repräsentiert Schubinger einen relativ neuen Typus von Musiker. Die Ausbildung dieses Typus steht im Zusammenhang mit einer sozialen und ästhetischen Aufwertung instrumentalen Musizierens, die sich während des 15. Jahrhunderts vollzog.[2] Sie manifestiert sich u. a. darin, dass Instrumentalisten im Unterschied zu den nicht-sesshaften Spielleuten vermehrt in feste Stellungen an städtischen und höfischen Zentren eintraten und dass die namhaften unter ihnen nun auch von Chronisten, Theoretikern, Dichtern und bildenden Künstlern besprochen, gewürdigt bzw. dargestellt wurden. Die Folge ist, dass Spieler wie Schubinger dokumentarisch greifbar werden und sich ihr Lebensweg und Wirken zumindest ein Stück weit rekonstruieren lässt.

  • Die Schubingers aus Augsburg

    Wie viele professionelle Instrumentalisten seit dem 15. Jahrhundert stammt Augustin Schubinger aus einer Familie, in der dieser Beruf von einer Reihe von Angehörigen über mehrere Generationen ausgeübt wurde.[3] Das erste bekannte Mitglied der ‚Bläserdynastie‘ Schubinger war Ulrich (der Ältere), Augustins Vater. Bereits Ulrichs Karriere ist typisch für den sozialen und ökonomischen Aufstieg, der Instrumentalisten während des 15. Jahrhunderts durch die Bindung an städtische und höfische Institutionen möglich wurde. Ulrich Schubinger wirkte seit 1457 als Stadtpfeifer in Augsburg; er wird in den Augsburger Rechnungsbüchern, den so genannten Baumeisterbüchern, regelmäßig als „Ulrich von Landsberg“ bezeichnet,[4] dürfte also aus dem nur 40 km entfernten Landsberg am Lech zugewandert sein. Damit gehörte er jenem zunächst aus drei, ab spätestens 1447 aus vier Musikern bestehenden[5] Bläserensemble an, das die im Spätmittelalter kulturell und wirtschaftlich aufblühende Reichstadt Augsburg wie zahlreiche Kommunen des süddeutschen Raums seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert als offiziellen Träger des städtischen Musiklebens unterhielt.[6]

     

    1471 ist Ulrich in Innsbruck am Hof Herzog Sigismund des Münzreichen nachweisbar,[7] ehe er spätestens 1477 in seine Augsburger Stellung zurückkehrte, in der er bis zu seinem Tod 1491/92 verblieb. Sein Ansehen und seinen Wohlstand belegen die aus den 1470er und 1480er Jahren erhaltenen Augsburger Steuerverzeichnisse, aus denen hervorgeht, dass „Meister“ Ulrich so wie andere seiner Stadtpfeiferkollegen zu den obersten 10–15% der Augsburger Steuerzahler gehörten.[8]

    Auch Ulrichs Söhnen – neben Augustin waren dies Michel (ca. 1450 – ca. 1520), Ulrich der Jüngere (ca. 1465 – ca. 1535) und Anthon (ca. 1470 – nach 1511) – gelangen erfolgreiche, in Anstellungen bei Fürsten des römisch-deutschen Reichs und in oberitalienischen Stadtstaaten gipfelnde Karrieren.[9] Deren Anfang lag freilich in Augsburg, wo die Brüder Schubinger, wie zu vermuten steht, von ihrem Vater ausgebildet wurden und zunächst ebenfalls in städtische Dienste eintraten. Michel wurde 1472 Stadtpfeifer,[10] möglicherweise in Vertretung seines Vaters, der von diesem Jahr an bis 1476 nicht in Augsburg nachweisbar ist, wahrscheinlich also andernorts beschäftigt war.[11] Nach Augsburg zurückgekehrt, erhält Ulrich der Ältere 1477 eine Zahlung für „seine Sun für ain claid“ (für seine Söhne für ein Kleid).[12] Wie Keith Polk plausibel gemacht hat, verließ Michel noch in diesem Jahr die Stadt (um anscheinend für Maximilian I. tätig zu werden).[13] Seinen Posten dürfte der nächstälteste „Sun“, also Augustin, übernommen haben. Jedenfalls scheint Augustin dann ab 1481 regelmäßig als städtischer Bläser in den Augsburger Quellen auf und verblieb – von einem kurzen Zwischenaufenthalt am Hof des Markgrafen von Brandenburg 1484/85 abgesehen[14] – bis 1487 in dieser Stellung.[15] 1482 wurde auch der dritte der Schubinger-Brüder, Ulrich der Jüngere, als Stadtpfeifer installiert. Damit waren ab diesem Zeitpunkt drei der vier Augsburger Bläser für mehrere Jahre Schubingers – eine insofern nicht völlig ungewöhnliche Konstellation, als sich in höfischen und städtischen Instrumentalensembles des 15. und 16. Jahrhunderts immer wieder Mitglieder einer Familie ‚ballten‘.[16]

  • Zwischenspiel bei Friedrich III.

    Augustin Schubinger beendete seine Tätigkeit als Augsburger Stadtpfeifer mit 31. März 1487 und begab sich für zwei Jahre in den Dienst Kaiser Friedrichs III.[17] Die (derzeit) einzige bekannte Quelle vom habsburgischen Hof, die sich auf diese Phase von Schubingers Karriere beziehen dürfte, datiert erst aus der Zeit von Friedrichs Sohn und Nachfolger Maximilian I. 1500 sagte dieser einem „Augustin pfeyffer“ eine Erhöhung der Bezüge zu, die von Friedrich III. aus den Einnahmen des Wiener Mauthauses gewährt worden waren.

    Abb. Erhöhung des Bezugs von Augustin „pfeyffer“ 1500

    Abb. Erhöhung des Bezugs von Augustin „pfeyffer“ 1500

    Augustin pfeyffern geschefft an die Raiter / in Osterreich als das Original anzaigt / […]

    Edler vnnd lieber getreuer. Wir haben aus sondern gnaden / vnnserem getreuen Augustin Pfeiffer noch zwen Schilling / zu dem halben phunndt pfennig das Im abermals durch weilandt / vnseren hern vnd vatter kaiser Fridrichen loblicher gedächtnus / aus vnnserm mauthaus zu wien zugeben verschriben worden ist / zuraichen bewilligt vnnd zugesagt. Demnach Emphelhen / Wir euch mit ernst das Ir demselben Augustin Pfeiffer hinfur / sollich zwen schilling mit obangezaigten halben pfunnt jarlich / ab gemelten vnnserm mauthaus laut vorberüter seiner verschrey-/bung so er desshalben hat zugeben verordnet daran thuet. Geben / zu Augspurg den fünnfften tag des monats july anno d xvc.

    Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Alte Hofkammer, Gedenkbücher 05, fol. 113v (128v); Digitalisat: https://www.archivinformationssystem.at/bild.aspx?VEID=231767&DEID=10&SQ Wiedergabe des Texts bereits bei Wessely 1956, 88.

     

    Dass es sich bei „Augustin pfeyffer“ um Schubinger handelte, ist durchaus wahrscheinlich. In den Jahren um 1500 wird der Musiker nämlich mehrfach in den Augsburger Quellen unter dieser Bezeichnung geführt.[18]

    Die Zuwendung von Erträgen des Wiener Mauthauses stellt eine am habsburgischen Hof öfters praktizierte Art von Versorgungsleistung dar, die gleichsam das säkulare Pendant zur Bepfründung geistlicher Mitglieder des Hofstaats war. Sie bestand darin, Bediensteten, die dem Laienstand angehörten, zusätzlich zu ihrem Sold Einkünfte aus einem Amt der Finanzverwaltung zukommen zu lassen.[19] Wie lange Augustin (Schubinger) diese Vergünstigung innehatte, lässt sich nicht präzise eruieren. 1530 war sie jedenfalls bereits seit Längerem („yetz nun langher“) auf „N. Herwartt von Augspurg“ (möglicherweise einen Angehörigen der bekannten Augsburger Patrizierfamilie Herwart ?) übergegangen.[20]

  • Mitglied der Florentiner piffari

    1489 wechselte Schubinger nach Florenz und damit in eines der damals führenden Zentren auch auf dem Gebiet instrumentalen Musizierens.[21] Die tragende Rolle in der florentinischen Instrumentalmusikpflege spielten neben zwei Trompetergruppen die piffari, ein Ensemble vom Typus der alta capella, das zunächst aus drei, seit 1443 aus vier Musikern – drei Spielern von Schalmei bzw. Pommer sowie einem Posaunisten – bestand.

     

    Schubinger wurde 1489 als Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen Posaunisten Johannes di Johannes d’Alamania angestellt[22] und bekleidete damit eine nicht nur prestigeträchtige, sondern auch ökonomisch attraktive Position: Neben einem komfortablen Grundgehalt samt diverser Zusatzleistungen wurde den Florentiner piffari die Aussicht auf eine Altersversorgung und die Möglichkeit zu Zusatzeinnahmen durch private Engagements insbesondere seitens Angehörigen des Florentiner Adels geboten.[23]

    Die Bläser-Alta in der Kombination von Schalmeien bzw. Pommern und einem Blechblasinstrument mit Zugmechanismus hatte sich um 1450 zu einem in weiten Teilen Europas etablierten Standardensemble entwickelt, das von zahlreichen Städten und Fürsten in Burgund, im deutschsprachigen Raum und in Italien unterhalten wurde.[24] Die starke Verbreitung dieses Ensembletyps und der mit ihm verbundenen Spielpraktiken und Repertoires ging mit einer verstärkten transregionalen Mobilität von Alta capella-Spielern einher. Dabei bestimmte vor allem ein Phänomen die instrumentalmusikalische Szene des 15. Jahrhunderts: die massive Präsenz „deutscher“ Instrumentalisten in Italien. Seit der Jahrhundertmitte spielten die in den Bläserensembles von italienischen Städten und Höfen zahlreich vertretenen Musiker aus „Alemania“[25] in ihrem Metier die führende Rolle (die in der Literatur mitunter mit der Hegemonie der franko-flämischen Sänger-Komponisten auf dem Gebiet der Vokalpolyphonie verglichen wurde).[26] Augustin Schubinger, seine Brüder Michel, der von 1479 bis 1519/20 als piffero am Hof in Ferrara wirkte,[27] Ulrich der Jüngere, der seit 1502 bis 1519 bei den Gonzaga in Mantua beschäftigt war,[28] und Anthon, der zwischen 1506 und 1511 ebenfalls den d’Este in Ferrara diente,[29] repräsentieren insofern also einen generellen Zustand, wenngleich auf besonders prononcierte Weise.

    Der Trend zur Rekrutierung von deutschen Musikern lässt sich dank einer günstigen Quellenlage gerade für Florenz deutlich nachzeichnen. Bereits 1399 wurde hier ein „Niccolao Niccolai Teotonico“ verpflichtet; 1443 bestand das in diesem Jahr auf vier Spieler aufgestockte piffaro-Ensemble zur Gänze aus Instrumentalisten aus dem deutschsprachigen Raum (und zwar aus Basel, Konstanz, Augsburg und Köln); im selben Jahr wurde zudem von der Signoria verfügt, dass künftig nur mehr „forenses et alienigeni“ als piffari berufen werden sollten, womit wohl Personen von nördlich der Alpen gemeint waren.[30] Zwar wurde dieser Bestimmung in weiterer Folge nicht lückenlos Rechnung getragen, aber die Posaunisten der Florentiner Bläser-Alta stammten bis Ende des 15. Jahrhunderts tatsächlich immer aus dem deutschen Sprachgebiet.

  • Schubinger, Lorenzo de’ Medici und Isaac

    Die Florentiner piffari nahmen die typischen Aufgaben städtischer Bläserensembles wahr: Sie hatten für Musik bei zeremoniellen bzw. repräsentativen Anlässen der Kommune (wie Umzügen oder Empfängen hochrangiger Gäste), bei Banketten und bei öffentlichen Tanzfesten zu sorgen (was wie erwähnt nicht ausschloss, dass die Musiker daneben private Engagements annahmen). Ein Spezifikum war freilich die Einbindung in das für Florenz unter den Medici charakteristische Patronage-System. Die Medici selbst unterhielten keine eigenen Hofensembles, nutzten aber ihre wirtschaftlich und politisch dominierende Stellung zur Förderung der städtischen Instrumentalisten und der Sängerkapellen an kirchlichen Institutionen, vor allem indem sie sich intensiv um die Rekrutierung von (erstklassigen) Musikern für diese Einrichtungen bemühten.[31] Daraus resultierten Patron-Klientel-artige Beziehungen zwischen den Medici und den von ihnen protegierten Sängern und Instrumentalisten, die im Gegenzug über ihre offiziellen kirchlichen bzw. städtischen Dienstpflichten hinaus von den Medici de facto als deren Hofmusiker herangezogen wurden.[32]

    Auch für die Berufung Augustin Schubingers auf die 1489 vakant gewordene Posaunistenstelle war Lorenzo de’ Medici – im Zusammenspiel mit dem familiären Netzwerk der Schubingers – ausschlaggebend. Lorenzo bzw. sein in dieser Angelegenheit ausgesandter Agent, der Florentiner piffaro Jacopo di Giovanni, hatten für den Posten zunächst zwei Personen im Auge: den jungen und anscheinend bereits renommierten Bartolomeo Tromboncino, der aber letztlich mit Verweis auf seine Verpflichtungen gegenüber Francesco Gonzaga absagte und in Mantua blieb;[33] und Augustin Schubinger, der offenbar während eines Aufenthalts in Mailand im Februar 1489 die Aufmerksamkeit der Florentiner auf sich gezogen hatte. Als Jacopo auf der Suche nach Augustin im Juni zu dessen Bruder Michel reiste, der aktuelle Aufenthaltsort von Augustin sich jedoch als unbekannt herausstellte, richtete Michel sozusagen zur Sicherheit ein Schreiben an Lorenzo de’ Medici, in dem er die Bereitschaft seines Bruders zu einem Wechsel nach Florenz bekräftigte.[34]

    Eine weitere, sozial- wie musikhistorisch bemerkenswerte Spur der Netzwerke, in die Augustin Schubinger eingebunden war, hat sich in Gestalt der Protokollierung eines Mietvertrags erhalten, den der Musiker im Dezember 1489 für ein Haus auf der Via Argenti in der Pfarre San Lorenzo abschloss.[35]

    Abb. Schubingers Florentiner Mietvertrag

    Schubingers Florentiner Mietvertrag

    [ 4. Zeile links:] Locatio

    Item postea et cetera eisdem anno et indictione die II decembris 1489. Actum in dicto / palatio presentibus Francisco Nicole Simonis et / ser Ioanne Baptista Pierantonii de Paganuccis testibus.
    Iohannes … de Tondinis olim capsonarius florentinus pro se et suis / heredibus locavit ad pensionem
    Augustino Ulrighi de Almania tromboni ad presens dominationis / Florentie presenti et conducenti et cetera
    Vnam domum cum sala et cameris et curia, puteo interno et aliis suis
    habituris positam Florentiae in populo Sancti Laurentii de Florentia in via / Argenti nuncupata cui a primo dicta via, a secundo bona Gerozii de Medicis a tertio / bona sotietatis del Bigallo a quarto dicti locatoris in predictis confinis / pro tempore undecim mensium proximorum futurorum initiatorum die primo presentis mensis infrascripti / dexembris pro pensione dicti temporis XI mensium florenorum septem largorum de grossis et / solvendorum per hos menses per totum mensem aprilis florenos quattuor similes residuos videlicet florenos 3 1/3 per totum mensem octobris / mensibus infrascriptis;
    promictens dictus locator conductori predicto dicta bona alteri non locare et cetera et e / converso dictus conductor et visis presentibus et mandatis.
    Cornelius Laurentii de Alamania et                         cantores et ipsius quilibet se
    Arrigus Ugonis de Alamania                                       principaliter et in solidum et cetera obligando
    promiserunt dicto locatori petere et cetera excipere et cetera quod dicta bona […] dictus conductor / adhibere boni, loci et cetera sive temporis denuntiet et cetera et solvere pensionem et cetera ad / pretium alias predictum proprio de sermone et cetera promiserunt […]

    Florenz, Archivio di Stato, Notarile Antecosimiano 1972 (1489), fol. 147. Edition und Transkription in: Schwindt/Zanovello 2019, 3–4.

     

    Miete

    Item nachfolgend etc. in diesem Jahr und dieser Indiktion am 2. Dezember 1489. Aufgesetzt im genannten Palast in Anwesenheit von Francesco von Nicola Simone und Ser Giovanni Battista von Pierantonio de Paganucci als Zeugen. Giovanni de Tondonis, vormals Florentiner capsonarius, vermietet in eigenem und im Namen seiner Erben Augustin [Sohn] von Ulrich aus Deutschland, Posaunist, derzeit in Florenz anwesend und wohnhaft etc., ein Haus mit Sala, Zimmern und Hof, einem inneren Brunnen und anderem Zubehör, das in Florenz in der Pfarre San Lorenzo in der Via Argenti gelegen ist, angrenzend erstens an diese Straße, zweitens an das Gut von Gerozio de’ Medici, drittens an die Gemeinschaft von Bigallo, viertens an den Besitz des genannten Vermieters, für die Zeit von elf Monaten, beginnend am ersten Tag dieses Monats Dezember für einen Zins für die genannte Zeit von elf Monaten in der Höhe von sieben Gulden Grosso, zu zahlen für diese Monate, für den ganzen April vier derselben Gulden, freilich 3 ½ für den ganzen Monat Oktober. Der genannte Vermieter verspricht dem genannten Mieter, den genannten Gegenstand nicht jemand Anderem  zu vermieten etc. Umgekehrt hat der genannte Mieter das hier Dargelegte zur Kenntnis genommen.

    Cornelio di Lorenzo aus Deutschland und Arrigo Ugonis aus Deutschland, Sänger, in dauerhafter usw. und jeweiliger Verpflichtung, versprechen dem genannten Vermieter, dafür Sorge zu tragen etc. und sich dafür zu verbürgen etc., dass der genannte Mieter den genannten Gegenstand ordnungsgemäß unter Einhaltung des Orts und der Zeit zu nutzen zusagt etc., den Mietzins bezahlt etc., und versprechen einen gemäß einer eigenen Erklärung ansonsten bestimmten Betrag […]

    Florenz, Archivio di Stato, Notarile Antecosimiano 1972 (1489), fol. 147. Edition und Transkription in: Schwindt/Zanovello 2019, 3–4.

    Als Bürgen für „Augustinus Ulrighi de Almania trombone“ firmierten dabei – wie in der rechtsgeschäftlichen Praxis des spätmittelalterlichen Florenz üblich – zwei ‚Landsleute‘ aus demselben beruflichen Milieu, nämlich Cornelio di Lorenzo „de Alemania“, ein aus Antwerpen stammender Sänger an der Kirche Santissima Annunziata und am Baptisterium San Giovanni,[36] und „Arrigus Ugonis de Alemania“, i. e. Heinrich Isaac. Dass zwischen Schubinger und Isaac eine engere, sich sogar im Solidaritätsakt einer Bürgschaftserklärung bekundende persönliche Verbindung bestand, legt nicht nur Rückschlüsse auf eine auch musikalisch produktive Beziehung nahe (» H. Kap. Textlose Kompositionen). Vielmehr war ihre Bekanntschaft möglicherweise auch ein wesentlicher Faktor für den 1496 erfolgten Eintritt Isaacs in habsburgische Dienste. Wie Nicole Schwindt und Giovanni Zanovello plausibel gemacht haben, dürfte es der damals bereits am Hof Maximilians I. wirkende Schubinger gewesen sein, der das Augenmerk seines Dienstherrn auf den noch in Florenz weilenden, aber eine neue Beschäftigung suchenden Komponisten gelenkt hat.[37]

  • 1493/94–1499: Am Hof Maximilians I. und Philipps des Schönen

    Augustin Schubinger ist in Florenz zum letzten Mal 1493 nachweisbar.[38] Bald darauf verließ er die Stadt und kehrte in habsburgische Dienste zurück. Der genaue Zeitpunkt dieses Wechsels ist unbekannt. Man hat aber davon auszugehen, dass Schubingers Abschied von Florenz seinen Grund in der krisenhaften Situation hatte, in die die Stadt nach dem Tod von Lorenzo de’ Medici 1492 geriet und die nicht zuletzt auch das Musikleben arg in Mitleidenschaft zog (so kam es 1493 zur Auflösung tragender musikalischer Institutionen wie der Kapellen am Dom, an San Giovanni und an Santissima Annunziata). Fest steht, dass Augustin erstmals im Februar 1495 als Musiker Maximilians I. dokumentiert ist.[39] Nicht auszuschließen (wenngleich nicht belegbar) ist, dass er sich bereits unter jenen Zinken- und Posaunen-Spielern befand, die einem Bericht des ferrarensischen Gesandten zufolge bei der Hochzeitsmesse von Maximilian und Bianca Maria Sforza am 16. 3. 1494 in Innsbruck auftraten (» I. Music and ceremony in Maximilian’s Innsbruck. Maximilian in Innsbruck).[40]

    Entsprechend dem häufig zu beobachtenden Usus habsburgischer Regenten, ihre Bediensteten für kürzere oder längere Dauer anderen Angehörigen der Dynastie zur Verfügung zu stellen, wechselte Schubinger 1496/97 zu Philipp dem Schönen.

    Abb. Philipp der Schöne (um 1500)

    Meister der Magdalenenlegende (tätig um 1490 – um 1526 in Brüssel [?]), Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie (© KHM-Museumsverband).

     

    Inwieweit dies in Zusammenhang mit Maximilians damaliger finanzieller Notlage stand, die ihn zwang, seine Musiker teilweise zu entlassen, teilweise ‚auszulagern‘ oder aus anderen Quellen als seiner Innsbrucker Kammer zu finanzieren,[41] ist nicht definitiv beweisbar, wäre aber nicht unplausibel. Jedenfalls erhielt Schubinger im Januar 1497 eine einmalige Zuwendung für die „bons et agreables seruices“, die er Philipp dem Schönen geleistet hatte,[42] was nahelegt, den Beginn von Schubingers Anwesenheit in den Niederlanden noch vor dem Jahreswechsel 1496/97 anzusetzen. Dies macht wiederum die bereits vor Längerem geäußerte Vermutung wahrscheinlich, dass er jener „teutonicus“ war, der 1496 bei einer Messe in der Sint Goedele-Kirche in Brüssel auf dem Zink („cornu“) spielte.[43]

    Etwas später, am 10. März 1497, wurde Schubinger als „varlet de chambre et joueur des cornet et du lut“ fest angestellt[44] und scheint folglich in der an diesem Tag erlassenen Ordonnance de l’hotel Philipps, und zwar unter den „pensionnaires“, auf.[45] Beides weist auf eine privilegierte Stellung hin: Als pensionnaire bezog Schubinger ein von seiner Anwesenheit bei Hof unabhängiges Jahresfixum (in der Höhe von 270 livres, die in vier Teilbeträgen alle drei Monate auszubezahlen waren) und hob sich damit vom Gros der Hofangestellten ab, denen nur für die tatsächlich am Hof verbrachten Zeiten ein tageweise bestimmter Lohn gebührte.[46] Weiterhin bekleidete er als va(r)let de chambre eine Position, die speziell qualifizierten Personen wie Handwerkern oder Künstlern gewährt wurde, die für diese den höchsten am Hof erreichbaren Rang darstellte und die den direkten persönlichen Umgang mit dem Fürsten einschloss.[47] Zu vermuten ist ein Zusammenhang mit Schubingers Lautenspiel, einer typischerweise im intimeren Rahmen angesiedelten musikalischen Aktivität.

  • 1499–1500: Zurück bei Maximilian I.

    1499 kehrte Schubinger an den Hof Maximilians zurück. Möglicherweise stieß er bereits Anfang des Jahres zu seinem neuen (und alten) Dienstherrn, der sich damals in den Niederlanden aufhielt.[48] Jedenfalls ist Schubinger aber Ende November/Anfang Dezember als „augustin pfeiffer […] des Ro. künigs diener[49] in Augsburg dokumentiert und decken sich ab Jahresende seine Aufenthaltsorte mit dem königlichen Itinerar. So empfing er am 23. Januar 1500 in Innsbruck, wo Maximilian von November 1499 bis Februar 1500 den Winter verbrachte, eine Zahlung „zu zerung vnnd vnnderhaltung auf seinen diennst“.[50] Ebenfalls in den Januar 1500 fällt ein aus Innsbruck abgesandtes Schreiben, in dem der Mailänder Gesandte Erasmo Brescha Herzog Francesco Gonzaga – im Ergebnis erfolglos – empfiehlt, den von Maximilian und dessen gesamtem Hof hochgeschätzten Virtuosen nach Mantua abzuwerben.[51] Von Juni bis August 1500 folgten weitere Zuwendungen des Hofs an Schubinger, und zwar „auff seinen soldt“ sowie auf sein „Liefergeld“, d. h. zur Abdeckung der Kosten für die Pferdehaltung.[52] Auffällig ist nicht nur der Umstand, dass zwischen April und September weitere Musiker Maximilians, die „Pusawner“ Peter und Jörg Holland, Jobst und Jörg Nag(e)l, Liefergeld erhielten,[53] sondern auch der Ort dieser Zahlungen, nämlich Augsburg.[54] Hier fand 1500 ein am 10. April eröffneter und fünf Monate später verabschiedeter Reichstag statt. Offenbar ließ Maximilian zu diesem Ereignis, das wie alle Reichstage mit einem besonderen Repräsentationsbedarf einherging, neben der Kantorei und dem Trompeterkorps auch seine „Pfeifer“ anreisen[55] (die eine Bläser-Alta oder vermutlich sogar ein ‚modernes‘ Zinken-Posaunen-Ensemble bildeten; » Kap. „Posaun vnd Zinckhen han wir gestelt zu dem Gesang“). Konkret festzumachen ist die Mitwirkung der Bläser, im Speziellen eines Zinkenisten (der durchaus Schubinger gewesen sein könnte), bei dem feierlichen Hochamt am Pfingstsonntag (7. Juni) im Augsburger Dom. So berichtet Clemens Sender in seiner Chronik der Stadt Augsburg, dass dabei „des kinigs canterei […] mit mancherlei trumethen, pfeiffen und orgeln“ gesungen habe;[56] zwei Tage später wurden die „k. Maj. Sinngerknaben“ extra honoriert, „so am Pfingstag in den Zinghken gesunngen haben“.[57]

  • 1500–1505: Wieder am burgundischen Hof

    Nur zwei Monate nach dem Ende des Augsburger Reichstags, am 2. November 1500, wurde Schubinger neuerlich als „joueur de lut“ von Philipp dem Schönen eingestellt, wie schon 1497 mit einem Jahresgehalt von 270 Livres.[58] Damit begann eine zweite, mehr als fünfjährige Dienstzeit am burgundischen Hof,[59] die nicht zuletzt durch die Teilnahme an der ersten Spanienreise des Erzherzogs (und seit 1504 Königs von Kastilien) geprägt war. Philipp und sein Gefolge brachen am 4. November 1501 in Brüssel auf, erreichten Spanien Ende Januar 1501 und traten im Frühjahr 1503 einen längeren Heimweg an, der über Frankreich und Savoyen nach Tirol führte (wo Philipp im September mit seinem Vater zusammentraf) und schließlich Anfang November 1503 mit der Ankunft in Mecheln endete.

    Aus diesen Jahren stammen erstmals mehrere Nachrichten, die sich konkret auf bestimmte Auftritte Schubingers beziehen. So wissen wir, dass er zu Mariä Lichtmess 1501 bei einem Gottesdienst an der Kathedrale Sint Rombout in Mecheln spielte.[60] Vor allem aber haben wir durch den Bericht, den Antoine de Lalaing, ein chambellan am burgundischen Hof, über Philipps Spanienreise verfasste, Kenntnis von Schubingers Mitwirkung bei zwei markanten Ereignissen: dem Hochamt am Pfingstsonntag (15. Mai) 1502 in der Kathedrale von Toledo, an dem Philipp, seine Gemahlin Johanna und deren Eltern Ferdinand II. von Aragon und Isabella von Kastilien teilnahmen, sowie der Messe am Ostersonntag (16. April) 1503 in Bourg-en-Bresse, der damaligen Residenz von Philipps Schwester Margarete von Österreich und deren Gemahl, Herzog Philibert von Savoyen.[61]

     

    Lalaing spricht im Zusammenhang beider Anlässe ausdrücklich davon, dass die Sänger und Schubinger auf dem Zink zusammenwirkten: „avoecq les chantres jouoit de son cornet maistre Augustin lequel foisoit bon à ouyr“ (zusammen mit den Sängern spielte auf seinem Zink Meister Augustin, was schön zu hören war). Damit liefert er das nach dem Zahlungsbeleg für die „in den Zinken singenden“ Chorknaben am Reichstag 1500 zweitälteste eindeutige Zeugnis für die zu dieser Zeit aufkommende Praxis, Vokalisten und Bläser zu kombinieren (» H. Kap. „Posaun vnd Zinckhen han wir gestelt zu dem Gesang“). Bemerkenswert ist freilich auch, dass Lalaing überhaupt davon Mitteilung macht – üblicherweise sparen zeitgenössische Chronisten ja nähere Details von musikalischen Aufführungen, geschweige denn die Namen der beteiligten Musiker aus. Möglicherweise war es, abgesehen vom Renommee Schubingers und von der Qualität seines Spiels, gerade auch das Neue und dementsprechend Ungewohnte dieser Besetzungspraxis, das die Aufmerksamkeit Lalaings auf sich zog.

    In der Literatur wird bislang davon ausgegangen, dass Schubinger auch Philipps zweite Spanienreise mitmachte, zu der im Januar 1506 aufgebrochen wurde und während der Philipp am 25. September überraschend verstarb. Diese Annahme beruht auf der Identifikation Schubingers mit Augustin de (la) Scarparye (auch Scarperye, de Carperie u. ä.), einem Trompeter, der von 1501 bis 1506 in einer Reihe von Dokumenten des burgundischen Hofs aufscheint.[62] Dass diese Identifikation unzutreffend ist, es sich in Wahrheit also um zwei verschiedene Personen handelt, geht aus der Ordonnance de l’hotel hervor, die Philipp anlässlich seiner ersten Spanienreise 1501 erließ. Darin werden beide Musiker angeführt, Augustin de Scarparye (womit vielleicht Scarperia bei Florenz gemeint ist) unter den Trompetern, Schubinger getrennt davon im Anschluss an andere Instrumentalisten, und zwar drei „Musette“-Spieler und ein Pfeifer-Trommler-Paar.[63] Während Augustin de la Scarparye mehrfach im Zusammenhang mit Philipps zweiter Spanienreise bezeugt ist, existiert für Schubinger ab Januar 1506 nicht nur kein Nachweis vom burgundischen Hof, vielmehr befand er sich spätestens Anfang Juni wieder in Deutschland, wie eine Zahlung der Stadt Nördlingen an ihn und einen namentlich nicht genannten Posauner zeigt:[64]

  • Zurück am Hof Maximilians I.

    Schubinger muss also vor dem Juni 1506 nach Deutschland zurückgekehrt sein, um sich wieder in den Dienst Maximilians I. zu begeben. Nicht nur die Nördlinger Quelle spricht von ihm als Musiker des „kinigs“, womit der Schreiber einer schwäbischen Reichsstadt wohl den römischen König, i. e. Maximilian, und nicht etwa den König von Kastilien gemeint haben dürfte, sondern in einem Brief Lorenz Behaims an Willibald Pirckheimer ebenfalls vom Juni 1506 ist sogar explizit vom „römischen König“ als Dienstherrn Schubingers die Rede(» H. Kap. Eine süddeutsche Humanistenkorrespondenz).

    Wie mittlerweile oft besprochen wurde, zog Maximilians itinerierende, noch in der Tradition des mittelalterlichen „Reisekönigtums“ stehende Lebensweise und Herrschaftsausübung eine entsprechende Mobilität auch seiner Musiker nach sich. Allerdings bedeutete dies keineswegs, dass sich die Hofmusiker stets im Gefolge des Monarchen befanden. Vielmehr reisten sie ihm oftmals an seinen jeweiligen Ziel- bzw. Aufenthaltsort vor oder nach bzw. machten sie getrennt vom Haupthoflager länger oder kürzer an einem anderen Ort Station, wo sie ‚auf Abruf‘ verblieben, um dann nach Bedarf herbeibeordert zu werden. Von einem hohen Maß an Beweglichkeit ist nicht nur in diesem wörtlichen, sondern auch in einem übertragenen Sinn zu sprechen: Nur ausnahmsweise, bei besonders herausragenden Anlässen wie etwa Reichstagen, versammelte Maximilian alle seine Musiker um sich. Der Normalfall war hingegen, dass sich der Kaiser je nach Anlass, Notwendigkeit oder Wunsch nur mit Teilen seiner Hofmusik, d. h. bestimmten Ensembles bzw. Gruppen von Musikern oder überhaupt nur einzelnen Musikern umgab.[65]

    Dass diese bewegliche und flexible Indienstnahme auch Schubinger betraf, ist nicht nur grundsätzlich zu vermuten, sondern kann zumindest fallweise dank einer vergleichsweise dichteren Quellenlage auch konkret nachvollzogen werden. Als Beispiele bieten sich die Jahre 1507/1508 und 1512 an.

  • 1507/08: Nördlingen – Augsburg – Konstanz – Innsbruck – Mecheln

    Während Maximilian Mitte Februar 1507 von Innsbruck kommend im Elsass eintraf, wo er bis zur Weiterreise zum Konstanzer Reichstag im April verblieb, hielt sich Schubinger um den 19. Februar in Nördlingen und einen Monat später in Augsburg auf.[66] Wenngleich sein Name in keiner den Reichstag betreffenden Quellen ausdrücklich genannt wird, kann davon ausgegangen werden, dass Schubinger im Laufe April/Mai zu der am 30. April eröffneten Versammlung nach Konstanz befohlen wurde. Maximilian ließ zu diesem Ereignis nämlich seine gesamte Hofmusik kommen, also die vollständige Kapelle (die vermutlich bereits im Februar in Konstanz eintraf), das Trompeterkorps, aber auch Spieler von Zink und Posaune, die bei Banketten, einem Feuerwerk sowie – in Verbindung mit der Kantorei – bei Gottesdiensten auftraten.[67] Maximilian brach nach der Verabschiedung des Reichstags im Juli 1507 in Richtung Innsbruck auf; für die Kantorei begann hingegen eine lange, bis Mai 1509 andauernde Stationierung in Konstanz (die sich nicht zuletzt deshalb als besonders produktiv erwies, weil Heinrich Isaac damals an seinem als Choralis constantinus bekannten Proprienzyklus zu arbeiten begann).[68] Vom Verbleib der Instrumentalisten im Anschluss an den Reichstag ist nur in zwei Fällen Näheres bekannt: Paul Hofhaimer siedelte sich noch 1507 auf Anordnung Maximilians dauerhaft in Augsburg an.[69] Und auch Schubinger verblieb nicht (lange) bei der Kantorei, wurde er doch Ende November 1507 in Innsbruck von der Tiroler Kammer „ausgelöst“, bekam also die Kosten für Beherbergung und Bewirtung erstattet.[70] (Maximilian befand sich zu dieser Zeit nicht mehr in Tirol, sondern war seit Anfang November im Allgäu unterwegs.) Wohin sich Schubinger zunächst begab, ist nicht feststellbar. Eine nicht genauer datierte Zahlung in jenem Rechnungsbuch der Stadt Mecheln, das die Ausgaben für den Zeitraum von 1. November 1507 bis 31. Oktober 1508 verzeichnet,[71] spricht aber dafür, dass er spätestens während des zweiten Halbjahres 1508, als sich Maximilian zu Vorbereitung und Abschluss der Liga von Cambrai in den Niederlanden aufhielt, wieder zum Hoflager stieß.

  • 1512: Innsbruck – Trier – Mecheln

    Zu Beginn des Jahres 1512 war Maximilian in Österreich ob der Enns, wohin er auch seine Kantorei befördern ließ,[72] und zog anschließend über Bayern nach Trier, das er Mitte März, einen Monat vor der Eröffnung des Reichstags am 16. April, erreichte. Schubinger ist anfangs dieses Monats noch in Innsbruck nachweisbar, wo er am 8. April von der Tiroler Kammer Liefergeld empfing.[73] Man kann davon ausgehen, dass Schubinger zu dieser Zeit nach Trier gerufen wurde. Denn wiederum ist es als Indiz für seine Anwesenheit zu werten, wenn die Reichstagschronik Peter Maiers, eines Sekretärs des Bischofs von Trier, von Gottesdiensten der Kapelle Maximilians I. unter Beteiligung von Instrumenten berichtet, im Besonderen von einer Messe an Sonntag Cantate (9. Mai), „die ist discantiert“ [mehrstimmig gesungen] und „darinn mit zincken vnd basunen geblasen“ worden.[74] In der zweiten Maihälfte brach Maximilian von der Reichsversammlung in die Niederlande auf. Abermals belegt eine Zahlung der Stadt Mecheln an „meester Augustyn luytslagher vanden keyser“ (Meister Augustin, Lautenist des Kaisers), dass er dabei von Schubinger (und im Übrigen auch von seinen Trompetern und einem nicht namentlich genannten Organisten) begleitet wurde.[75]

    Abb. Schubinger im Rechnungsbuch der Stadt Mecheln 1512

    Abb. Schubinger im Rechnungsbuch der Stadt Mecheln 1512
    item Gegheven meester Augustyn luytslagher vanden keyser xj juno 1512
    twe gouwen gulden                                                                                                   xiiij schilling
    item Gegheven den orgalist vanden keyer ten daghe als boven                   vj schilling iij denar
    […]
    item Gegheven den trompetters vanden keyser iiij gouwen gulden            xxviij schilling
    (Item gegeben Meister Augustin, Lautenist des Kaisers, 11. Juni 1512, zwei Goldgulden […]
    Item gegeben dem Organisten des Kaisers am Tag wie oben […]
    [Zahlung an die kaiserlichen Türhüter („doerweerders“)]
    Item gegeben den Trompetern des Kaisers 4 Goldgulden […])

     

    Gegen Mitte Juli verließ der Kaiser die Niederlande und kam am 16. Juli in Köln an, wohin der der Reichstag aus Trier verlegt worden war. Nach dessen Verabschiedung Ende August verblieb Maximilian bis Anfang November in Köln, um anschließend Richtung Elsass zu reisen, wo er die meiste Zeit bis März 1513 zubrachte. Ob Schubinger auch in Köln dem Gefolge des Kaisers angehörte, ist unbekannt. Jedenfalls hatten sich aber ihre Wege spätestens im November getrennt, als Schubinger neuerlich in Augsburg Station machte.[76]

  • Augsburg mit Bürgerrecht

    Seit dem Ende der Tätigkeit für Philipp den Schönen und der Rückkehr an den Hof Maximilians I. ist Schubinger wieder häufig in Augsburg nachweisbar. Er hielt sich dort teils zusammen mit seinem Dienstherrn, mehrfach aber auch unabhängig vom Haupthoflager auf.[77] Dies entspricht insofern einem bekannten Muster, als Augsburg neben Innsbruck der bevorzugte Ort war, an dem die Musiker Maximilians, teils einzeln, teils in (kleineren) Gruppen, zwischen den Anwesenheiten bei Hof ihr Quartier aufschlugen.[78]

    Wenngleich es keine Anzeichen dafür gibt, dass sich Schubinger während seiner Dienstzeit bei Maximilian – so wie Paul Hofhaimer seit 1507 – dauerhaft in Augsburg niederließ, ist von einer anhaltenden engeren Verbindung zu seiner Heimatstadt auszugehen. So behielt er das Bürgerrecht,[79] und zumindest phasenweise dürfte seine Familie auch während seiner Abwesenheit in Augsburg verblieben sein. Darauf deutet der Umstand hin, dass durch viele Jahre allein seine Frau in den Steuerbüchern aufscheint.[80] Da die Erfassung in den Steuerbüchern üblicherweise die persönliche Anwesenheit in der Stadt voraussetzte (zumindest während der im Oktober/November stattfindenden Erhebung der Steuerpflichtigen),[81] liegt die Vermutung nahe, dass jedenfalls zu diesen Zeiten Schubingers Frau in Augsburg lebte, während Schubinger selbst auswärts war. Weiterhin geht aus den nach Steuerbezirken gegliederten Steuerbüchern hervor, dass die Schubingers in der Jakobervorstadt wohnten, und zwar bis 1505 am Rossmarkt und spätestens seit 1507 in dem als „Kappenzipfel“ bezeichneten Viertel (in dem um 1520 die berühmte Fuggerei errichtet wurde.[82]

    Abb. Jörg Selds Stadtplan von Augsburg 1521

    Abb. Jörg Selds Stadtplan von Augsburg 1521

    1) Barfüßerkirche, 2) Fuggerei, 3) Perlachturm, 4) Rossmarkt.

    Jörg Seld, Plan von Augsburg, Holzschnitt, 1521. Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Inv.Nr. G 26455 (Ausschnitt). Reproduktion: Worm 2018, 381.

    Auffällig ist, dass in den Steuerbüchern bei Schubinger und seiner Frau kein zu entrichtender Betrag genannt wird bzw. der Zusatz „dat nihil“ (zahlt nichts) zu finden ist.[83] Der Grund dafür ist nicht mit Sicherheit feststellbar, möglich wäre aber, dass Schubinger – so wie Paul Hofhaimer – eine kaiserliche Steuerbefreiung genoss.[84]

    Von Schubingers Aufenthalten in Augsburg wissen wir in erster Linie durch die städtischen Ausgabenbücher, die so genannten Baumeisterbücher. Diese verzeichnen jedes Jahr unter der Rubrik „varende levte“ zahlreiche Zuwendungen an Bedienstete, speziell an Musiker von Fürsten des römisch-deutschen Reichs, insbesondere Maximilians I.[85] Was die Stadt zu diesen Honorierungen, die sich im Regelfall auf zwei Gulden pro Person beliefen, veranlasste, ist nicht restlos geklärt. Da es sich von wenigen Ausnahmen abgesehen um Instrumentalmusiker handelte, sind die Zahlungen am plausibelsten als Entlohnung für Auftritte in Ergänzung bzw. anstelle der Stadtpfeifer bei typischen Anlässen wie Einzügen, Feiern oder Tanzveranstaltungen zu erklären.[86]

  • Schubingers Bestallung 1514

    Aus dem Jahr 1514 sind Dokumente erhalten, die einen etwas näheren Einblick in die Modalitäten von Schubingers Dienstverhältnis erlauben: der Bestallungsbrief, mit dem er am 1.  Januar dieses Jahres (neuerlich) für drei Jahre aufgenommen wurde,[87] und das dazugehörige, von Schubinger eigenhändig unterfertigte Dienstrevers:

    Abb. Schubingers Dienstrevers 1514

    Abb. Schubingers Dienstrevers 1514

    Ich Augustin Schubinger Beken als mich die Kaÿserlich Maiestat mein allergnedigister her Zu ainem Pu-/sauner mit zwaÿen pherden auff dreÿ jar lanng die nechsten nach ainander volgend aufgenomen vnd bestelt vnd / die genanten drew Jar aufs ein yede Jar hundert gulden Reinisch zu Sold vnd dan So Ich von Irer mt an hoff / eruordert vnd gebraucht würde yede Monat auff ain pherd für lifergelt vnd schaden zehen gulden Rheinisch Auch dar zu / wan Ir mt Irer mt hoffgesind claiden würdet Summer vnd Winter claider zugeben bewilligt vnd zuegesagt hat / Also das mir solchs ain jedes Jar gegen meÿner gepürlichen quittung von Irer mt hoffphenningmaister wer dan ÿe / zu zeitten sein würdet geraicht vnd gegeben werde. Dagegen Ich Ir mt mit Pusaunen vnd andern Instrumenten / Musicalien der Ich dan yezo jn vbung bin vnd ob jch ÿe zu zeitten darzue beschaiden würde getreulich vnd vleissiglich / dienen vnd mich allezeit dar jnnen gehorsam vnd gutwillig brauchen lassen soll Alles nach inhalt Irer Kay mt / brieff vnd vorschreibung mir deßhalben geben vnd vberantwort. Das Ich darauff Irer Kaÿ mt zuegesagt / vnd versprochen hab tue das wissenntlich in crafft ditz briefs Also das Ich Irer Kaÿ mt mit Pusaunen vnd / anndern Instrumenten Musicalien So offt Ich zu Irer Mt eruordert werd getreulich vnd vleissig dienen / Auch gehorsam vnd gutwillig brauchen lassen darzu In alweg Irer mt nutz vnd frumen furdern schaden warnen / wenden vnd sonnst alles das tun wil vnd soll das ein getrewer diener seinem herren zu tun schuldig vnd pflichtig / ist trewlich vnd ongeuerd Des zu vrkunth hab Ich meÿnen namen mit aigner hanndt zu enndt dis briefs vnder-/schriben vnd furgedruckten pethschafft verfertigt Beschehen zu Augspurg am Ersten tag des Monats Januarij / Nach Cristi gepurt Funffzehenhundert vnd Im [vierzehnten] Jar / Augustein Schubinger

    A-Whh Urkundenreihe, Familienurkunden 968

     

    Befristete Aufnahmen, die sich freilich zu langjährigen Beschäftigungsverhältnissen summieren konnten, scheinen am maximilianeischen Hof nicht ungewöhnlich gewesen zu sein. So wurde etwa auch der Posaunist Hans Steudl, der Maximilian über viele Jahre diente,[88] (wie Schubinger) am 1. Januar 1514 für drei Jahre (wieder)eingestellt.[89] Dem Üblichen entsprach weiterhin die Zusammensetzung der Bezüge aus einem Sold, dem für den Unterhalt von Pferden gebührenden und mit 10 fl. pro Pferd bemessenen Liefergeld[90] sowie Kleidergeld. Aufgrund der hohen Preise von Textilien bedeutete das Kleidergeld eine nicht unerhebliche Aufbesserung des Einkommens. Beispielsweise wurden Schubinger im Juli 1531 (d. h. bereits nach seiner Pensionierung, » Kap. Der Provisionsbrief von 1523 und die letzten Jahre) 13 Gulden, 30 Kreuzer und zwölf Pfennige für Kleidungsstoff, also rund das Anderthalbfache seines aktiven Monatssolds angewiesen.

  • Schubinger im Hofstaatsverzeichnis von 1519

    In Quellen des maximilianeischen Hofs findet sich Schubinger ein letztes Mal in jener Hofpersonalliste, die im Januar 1519 unmittelbar nach dem Tod des Kaisers in Wels angelegt wurde. Hier scheint er – neuerlich zusammen mit dem Posaunisten Hans Steudl – in der Rubrik „zallschreiber vnd ander hoffgesind“ auf:

    Abb. Schubinger im Hofstaatsverzeichnis 1519 (2 Seiten) (2 Abbildungen)

    Abb. Schubinger im Hofstaatsverzeichnis 1519
    Abb. Schubinger im Hofstaatsverzeichnis 1519

    A-Whh Hofarchive, Obersthofmeisteramt, Sonderreihe, Kt. 181, Konv. 3 (Hinterlassener Hofstaat nach dem Tode Kaiser Maximilians I. zu Wels), fol. 6r–6v. Edition: Fellner/Kretschmayr 1907, S. 143.

     

    Dass Schubinger und Steudl innerhalb dieser Rubrik an letzter Stelle genannt werden (s. Pfeil auf der 2. Seite), erklärt sich aus dem Umstand, dass bei den beiden keine Zahl vermerkt ist, die auf ihnen zustehende Pferde bzw. das dafür auszuzahlende Liefergeld verwiese. Nicole Schwindt hat daraus abgeleitet, dass Steudl und Schubinger schlechthin über keine eigenen Pferde verfügten und „wie im virtuellen Triumphzug […] auch im wirklichen Leben mit dem Kapellwagen [reisten].“[91] An dieser pauschalen Schlussfolgerung sind freilich Zweifel anzumelden. Wie die erwähnten Anstellungsdokumente aus dem Jahr 1514 zeigen, gebührte Schubinger jedenfalls damals Geld für ein Pferd (und Steudl sogar für zwei Pferde). Vor allem aber fällt an der Hofstaatsliste von 1519 auf, dass so manchem, zum Teil ranghöheren und -hohen Bediensteten ebensowenig ein Pferd zugestanden wird[92] wie den in einem zweiten Teil des Verzeichnisses gesondert erfassten „Personen so zu Innsprugg sein“ (mit Ausnahme der Falkner). Damit drängt sich die Vermutung auf, dass die Personalliste von 1519 nicht den grundsätzlichen vertraglichen Anspruch auf Pferde bzw. Liefergeld wiedergibt, sondern bloß eine auf den aktuellen Zeitpunkt bezogene Vorkehrung traf und möglicherweise nur jene Hofangehörigen mit einer Zuwendung für Pferde bedachte, bei denen noch irgendeine Reisetätigkeit, etwa von ihrem aktuellen Aufenthaltsort an einen der typischen ‚Heimatstützpunkte‘ des Hofs wie Innsbruck oder Augsburg, ausstand.

    Signifikanter erscheint indes die Einreihung Schubingers und Steudls unter „ander hofgesind“. Hier dürfte sich das auch im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts immer wieder zu Tage tretende Problem bemerkbar machen, wie die Spieler von Zink, Posaune und Saiteninstrumenten in das überkommene hoforganisatorische Schema einzuordnen wären. Dieses kannte als Organisationseinheiten der Hofmusik traditionell (nur) die Kapelle auf der einen, das Trompeterkorps auf der anderen Seite. Und wenngleich die Zinkenisten und Posaunisten in praxi wohl mit der Kapelle zusammenwirkten, passten sie nicht so recht zur Institution „Kapelle“ im traditionellen Verständnis eines Verbands aus Klerikern und Sängern. Mit den Trompetern wiederum hatten sie zwar gemein, Instrumentalisten zu sein, zugleich waren sie aber auf dem Gebiet der mehrstimmigen „Kunstmusik“ tätig und repräsentierten damit musikalisch, aber auch sozial und funktional eine andere Sphäre als das paramilitärische Korps von Feld- bzw. Naturtrompetern. Symptomatisch für diesen ‚Zwischen-Status‘ ist, dass die Zinkenisten, Posaunisten und Streicher in den habsburgischen Hofstaatslisten des 16. Jahrhunderts mal bei den Trompetern, mal bei der Kapelle oder (wie Schubinger und Steudl 1519) in gesonderten Rubriken geführt wurden.[93]

  • 1519–1523: Ferdinand I.

    Von 1519 bis 1522 kam Schubinger durch vier Jahre hindurch in den Genuss der „üblichen“, zwei Gulden betragenden Zuwendung der Stadt Augsburg.[94] Dass er sich nach dem Tod Maximilians I. zunächst in seiner Heimatstadt aufhielt, erscheint auch deshalb wahrscheinlich, weil zahlreiche ehemalige Bedienstete des Kaisers, darunter einige Musiker, hier seit Januar 1519 (vorläufig) ihr Lager aufschlugen, um die Entscheidung des Nachfolgers, Karls V., über ihre allfällige Weiterverwendung abzuwarten bzw. nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten Ausschau zu halten.[95]

    Für den damals bereits ca. 60-jährigen Schubinger bedeutete das Ableben Maximilians I. offenbar noch nicht das Ende seiner aktiven Karriere und den dauerhaften Rückzug nach Augsburg. Vielmehr wurde er für Ferdinand I. tätig, den 1503 geborenen Enkel Maximilians, der die Jahre von 1518 bis 1521 am Hof seiner Tante Margarete von Österreich in den Niederlanden verbrachte, ehe ihm aufgrund der Teilungsverträge mit seinem Bruder Karl V. 1521/22 die Herrschaft in den österreichischen Erblanden zufiel. So ist in dem Provisionsbrief, mit dem Ferdinand I. Schubinger 1523 eine jährliche Rente gewährte, von den Diensten die Rede, die der Musiker dem Erzherzog geleistet habe (» Kap. Der Provisionsbrief). Weiterhin dürfte sich auf Schubinger ein Eintrag im Rechnungsbuch von Mecheln, dem Residenzort Margaretes von Österreich, aus dem Jahr 1520 beziehen. In der Rubrik „van den officiers van don Fernando“ werden Zahlungen an eine Reihe von Angehörigen des Hofstaats des Erzherzogs aufgelistet. Darunter befindet sich neben Trompetern und einem „tamboryn“ auch „Meester augustijn vuyt duytschlant die op thuereken speelt“ („Meister Augustin aus Deutschland, der auf dem Hörnchen [= Zink?] spielt“).[96] Der Zusatz „aus Deutschland“ steht wohl in Zusammenhang damit, dass die Mitglieder von Ferdinands Hofstaat zu dieser Zeit fast ausschließlich aus Burgund und Spanien stammten, eine deutsche Herkunft daher ein markantes Unterscheidungs- bzw. Erkennungsmerkmal darstellte. Nicht zuletzt scheint Schubinger aber in den aus dem Zeitraum 1522/23 erhaltenen Rechnungsbüchern von Ferdinands Generalschatzmeister Gabriel von Salamanca auf: » Abb. Schubinger in Gabriel von Salamancas Rechnungsbüchern 1522/23.

    Die Nennung Schubingers in Quellen zum frühen Hofstaat Ferdinands hat weitergehende Bedeutung. Zusammen mit anderen Hinweisen ist daraus zu schließen, dass Ferdinand bereits deutlich vor dem Jahr 1527, das bislang als der ‚eigentliche‘ Beginn seiner Hofmusik galt, über eine Bläsertruppe, im Speziellen über ein Zink-Posaunen-Ensemble verfügte (» I. Kontinuität und Wandel, Kap. Ferdinands und Annas Zink-Posaunen-Ensemble).

  • Der Provisionsbrief von 1523 und die letzten Jahre

    Entsprechend dem Usus habsburgischer Regenten, lang gediente Angehörigen des Hofstaats im Alter bzw. nach Ende ihrer aktiven Zeit durch eine „Provision“, d. h. eine Versorgungsleistung, zu unterstützen, wurde auch Schubinger 1523 eine solche Rente, und zwar lebenslänglich in der Höhe von jährlich 40 Gulden, gewährt. Zugleich wurde er von allen diestlichen Verpflichtungen gegenüber dem Haus Habsburg entbunden.

    Schubingers Provisionsbrief 1523

    Maister Augustin Schubinger / pusawner / xl gulding rh provison / Wir Ferdinand von gots gnaden prinz und infant in his-/panien Erzherzog zu österreich, herzog zu Burgundi / Steyr, kerndten und Crain & Grave zu Tirol & / Bekennen für uns und unser erben offennlich / mit diesem brief, daz wir unnseren getreuen maister / Augustin Schubinger pusawner, umb seiner getreuen / vleissigen diennste willen so er weiland unnseren / lieben herren und anherren kaiser maximilian hoch- [fol. 76v] loblichen gedechtnius, lannge zeit an Irer mt hof und / nachmals unnseres lieben herrn und brueder / kaiser karlen und unns, bis auf heut dato be-/wissen, unnd getan hat, zu ergezlichait aller der-/selben seiner dienste und annordnungen nichts / ausgenommen, so er zu gedachten unnseren lieben / herrn und brueder, und unns zuhaben vermainit, / zu seiner fursehung vierzigk guldin Reinisch / järlicher provison sein lebenlanng von den ein-/komen und gevellen der tirolischen camer / geordnet, unnd verschrieben haben, thun das auch / wissentlich hirmit in crafft dies brieffs, alß, daz er uns hinfür solch virzighte guldin Reinisch / provision, von bemelter tirolischer camer haben, / die ime auch järlich sein lebenlanng, durch / unsere gegenwirtig unnd künfftig raiträte dere ober-/österreichischen land von den einkommen / der selben unnser tirolischen camer, gegen seinen / quittungen, zu halben jarszeiten, geraicht unnd / bezalt, Und mit der ersten bezalung / von heut dato über ain halb jahr dem negsten / angefanngen werden, innhalt unns sonderen / bevelchs auf dieselben RaitRäte deshalben von / unns ausgegangen, Doch soll er wider bemelten / unnsern lieben herrn und Brueder kaiser karlen / unns unnd unnser haus österreich niemands weiter / wer der sey / nit dienen, sonder sich in allweg halten [fol. 77r] als ainen getreuen diener und provisioner geburt und zuesteet, alles treulich unnd ungeverlich, mit / urkundt dis brieffs, Geben zu Innsprugg / am ersten tag des monats Augusti, Nach Cristi / unnseres lieben herren gepurde, fünffzehnhundert / unnd ins dreyunndzwainzigistes jahres, / durch f.d. Rabenhaupt, unnd Rhta v. Waldenburger underschriben.

    A-Ila Oberösterreichische Kammer, Kopialbücher, Geschäft von Hof, Bd. 87 (1523), fol. 76r-77r.

    Ob die Erwähnung auch von Karl V. als Dienstherren Schubingers allein ‚pro forma‘, aufgrund von Karls Stellung als damaligem Oberhaupt der Dynastie, erfolgte, oder ob Schubinger faktisch für Karl tätig wurde, lässt sich nicht feststellen. Gelegenheit dazu hätte sich etwa bei der Königskrönung 1520 in Aachen oder dem Wormser Reichstag 1521 ergeben, jedoch existiert kein Nachweis für Schubingers Anwesenheit bei diesen Ereignissen.

    Sollten die Auszahlungen von Schubingers Provision in den Raitbüchern der Innsbrucker Kammer[97] vollständig verbucht worden sein (wovon grundsätzlich auszugehen ist[98]), wurde er wie so viele Hofbedienstete Opfer der notorisch schlechten Zahlungsmoral der habsburgischen Regenten. Denn die jährlichen Zuwendungen an ihn lagen zumeist deutlich unter den zugesicherten 40 Gulden.[99]

    Abgesehen von seinem Alter spricht so manches dafür, dass sich der mittlerweile wohl im siebten Lebensjahrzehnt stehende Schubinger nach 1523 in seine Heimatstadt zurückgezogen hat. So wird seit langem wieder er (und nicht seine Frau) in den Augsburger Steuerbüchern geführt,[100] erhielt er von 1527 bis 1531 erneut jährliche Geldleistungen aus der Stadtkasse,[101] vor allem aber wurden die Zahlungen der Raitkammer in Innsbruck nicht mehr von Schubinger selbst, sondern u. a. von seinem Bruder Ulrich oder von Marx Perner, einem ehemaligen Trompeter Maximilians I.,[102] entgegengenommen:

    Augustin Schubinger Pusauner inabslag / seiner provison, zuhanden seines brudern / Ulrichen Schubinger Pusauner zu Salzburg / laut bevelch und quittung datum am xj tag octobris Anno xxiiij / xiij gulden.[103]

    Die Raitbücher der Innsbrucker Kammer verzeichnen von Mai bis Juli 1531 nochmals mehrere Leistungen an Schubinger „in Abschlag seiner Provision“, im Mai mit dem ausdrücklichen Zusatz „inansehung das er in schwerer krankhait vnd todtsnöten ligt“. Es handelt sich dabei um die letzten (derzeit bekannten) Dokumente zu diesem zentralen Repräsentanten der Instrumentalmusik um 1500.

[1] A-Wn Cod. 2835 („Was in diesem püech geschriben ist, das hat kaiser Maximilian im xvc und xii Iar mir Marxen Treytzsaurwein seiner kay. Mt. secretarÿ müntlichen angeben.“), fol. 9r; Digitalisat: https://digital.onb.ac.at/RepViewer/viewer.faces?doc=DTL_2985406&order=1…. Edition: Schestag 1883, 160.

[2] Vgl. dazu Lütteken 2011, 174–181; Heidrich 2004, 58–63; » I. Instrumentalkünstler am Hof Maximilians I. (Martin Kirnbauer).

[3] Erste nähere Erkenntnisse zu den Biographien der Mitglieder der Familie Schubinger sind vor allem Keith Polk zu verdanken. Siehe insb. Polk 1989a (mit zahlreichen Quellennachweisen); Polk 1989b.

[4] Siehe u. a. D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 55 (1457), fol. 112v (https://lod.academy/bmb/id/bmb-bm-03uw/1), Bd. 56 (1458), fol. 120v (https://lod.academy/bmb/id/bmb-bm-0436/1), Bd. 57 (1459), fol. 122v (https://lod.academy/bmb/id/bmb-bm-04cw/1).

[5] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 45 (1447), fol. 82r–82v (https://lod.academy/bmb/id/bmb-bm-06yu/1); vgl. auch Polk 1992a, 237.

[6] Vgl. allgemein zur Institution städtischer Bläserensembles im spätmittelalterlichen Deutschland Polk 1987; Polk 1992a, 108–114; Green 2005; Green 2011; Neumeier 2015, 143–172; speziell zu Augsburg Green 2012. Diese Untersuchungen werden hier in » E. Musiker in der Stadt auf Städte der Region Österreich erweitert.

[7] Senn 1954, 7.

[8] Polk 1989a, 498, Anm. 1; Polk 1989b, 90, Anm. 6; Polk 1987, 179.

[9] Außerdem verzeichnen die Augsburger Rechnungsbücher 1521 einen im Dienst von Kardinal Matthäus Lang stehenden Trompeter namens Jörg Schubinger; D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 115 (1521), fol. 32v („Item i guldin Jorigen Schubinger des Bischoffs von Saltzburg trumetter“), siehe Birkendorf 1994, Bd. 3, S. 247. Weiteres, insbesondere das verwandtschaftliche Verhältnis zu den anderen Schubingers, ist über diesen Musiker derzeit nicht bekannt.

[10] Zuvor ist er 1471 in Innsbruck zusammen mit seinem Vater belegt. Siehe Senn 1954, 21.

[11] Polk 1989a, 495, vermutet mit Blick auf die späteren Karrieren seiner Söhne einen Aufenthalt in Italien, der dokumentarisch jedoch nicht belegt ist.

[12] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 70 (1477), fol. 92v.

[13] Green 2005, 22–23.

[14] D-Asa Ratsbücher, Bd. 10 (1482–1484), fol. 124r; siehe Green 2005, 23.

[15] Bei den Einträgen in den Augsburger Rechnungsbüchern, die Schubinger als Stadtpfeifer verzeichnen, handelt es sich um: D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 74 (1481), fol. 64v; Bd. 75 (1482), fol. 62v; Bd. 76 (1483), fol. 53v; Bd. 77 (1484), fol. 60r; Bd. 78 (1485) fol. 52v; Ratsprotokolle Bd. 10 (1484), fol. 124r; Baumeisterbücher, Bd. 79 (1486), fol. 62r; Bd. 80 (1487), fol. 65r. (Die Rechnungsbücher der Jahre 1478 bis 1481 sind nicht erhalten).

[17] Schubinger, dem sein Jahresgehalt (in der Gesamthöhe von 36 fl.) in vier Tranchen jeweils an den Quatembertagen ausbezahlt wurde, empfing 1487 seine letzte Lohnzahlung am 31. März, und zwar anteilsmäßig für den dreiwöchigen Zeitraum zwischen dem Quatember vor Reminiscere (7. März) und dem Monatsende; siehe D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 80 [1487], fol. 65r: „Augustin Schubinger busauner […] Rt. ij v ß für 3 wochen antzal der quattember vnd ist daruff abgeschiden zu vnnserm Herren dem Ro. Kaÿser vnd vff seiner Kayserlichen gnaden schreiben seins dinsts erlassen. Samstag vor Iudica [31. März]“. 1488 ist Schubinger in den Augsburger Baumeisterbüchern dann bereits als „Kaysers Busaner“ dokumentiert, und zwar in der Rubrik „varende levte“, in der die Zahlungen an Auswärtige verzeichnet wurden; siehe Baumeisterbücher, Bd. 81 [1488], fol. 16r: „Item ij fl Augustin kayserlicher busaner Samstag vor Reminiscere.“ Polk 1989a, 501, bezieht „Kaiser“ irrtümlich auf Maximilian I., der aber bekanntlich erst 1508 zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt wurde.

[18] U a. D-Asa Steuerbuch 1504, fol. 17v (Rubrik d); Baumeisterbücher, Bd. 93 (1499), fol. 22v; Bd. 97 (1503), fol. 28v. Die Identität dieses „Augustin pfeiffer“ mit Schubinger zeigt sich an folgendem Schubingers Frau betreffenden Eintrag im Steuerbuch 1509, fol. 16r (Rubrik a): „magdalena schubingerin Augustein pfeiffers weib“.

[19] Siehe dazu Wessely 1958, 94; McDonald 2021, 177–178; » I. The court chapel of Maximilian I. (Grantley McDonald), Kap. Finances.

[20] Wessely 1958, 174, nach: Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Niederösterreichische Kammer, Akten 14, Nr. 113.

[21] Vgl. zur mittlerweile gut erschlossenen Instrumentalmusik im Florenz des 15. Jahrhunderts: Zippel 1892; Polk 1986; McGee 1999; McGee 2000; Polk 2000; McGee 2005; McGee 2008.

[22] McGee 2008, 185–186, 202.

[23] Mc Gee 1999, 730–731; McGee 2000, 212–213.

[24] Vgl. an allgemeiner Literatur zur Alta: Polk 1975; Welker 1983; Polk 1992a, 60–70, der damit rechnet, dass auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs etwa 100 Städte und 150 Fürsten eine Alta beschäftigten (68); Tröster 2001; Neumeier 2015, insb. S. 46–54. Zur Praxis in der Region Österreich vgl. » E. Kap. Repräsentation und Unterhaltung; » I. Kap. Musica, Schalmeyen.

[25] Die genaue Herkunft der aus „Alemania“ zugezogenen Musiker ist vielfach nicht feststellbar. Dem zeitgenössischen italienischen Sprachgebrauch entsprechend ist unter „Alemania“ das gesamte Gebiet des Heiligen Römischen Reichs unter Einschluss von Regionen wie Flandern oder dem Elsass zu verstehen. Siehe Böninger 2006, 9–10.

[26] Vgl. dazu besonders Polk 1994a.

[27] Lockwood 1984, 321–326; Lockwood 1985, 110 und 112, der zudem einen Sohn von Michel namens Alberto (Albrecht) eruiert hat, welcher 1510/11 und 1517–1520 als piffero am Hof von Ferrara belegt ist.

[28] Ulrich ist das letzte Mal im Oktober 1519 in Mantua nachweisbar; siehe Prizer 1981, 160. Entgegen der Mutmaßung, er könnte bis 1522 in Mantua geblieben sein (Polk 1989a, 502; Filocamo 2009, 235, Anm. 17), ist festzuhalten, dass Ulrich bereits im Dezember 1519 von Erzbischof Matthäus Lang in Salzburg angestellt wurde; siehe den Text der Dienstvereinbarung („Abred“) bei Hintermaier 1993, 38; siehe zuvor schon den Hinweis bei Senn 1954, 21.

[29] Lockwood 1984, 190.

[30] McGee 1999, 732; McGee 2008, 162–163.

[31] D’Accone 1993; Zanovello 2005, 35–45.

[32] McGee 1999, 740–743; vgl. auch McGee 2005, 145–149; McGee 2008, 178–189.

[33] Siehe den Brief Bartolomeo Tromboncinos an Lorenzo de’ Medici vom 10. 6. 1489; ediert in: Becherini 1941, 108–109.

[35] Auf dieses Dokument hat erstmals Böninger 2006, 127, aufmerksam gemacht. Eine eingehende Analyse auch der historischen Implikationen bei Schwindt/Zanovello 2019.

[37] Schwindt/Zanovello 2019. Vgl. zuvor schon Schwindt 2018c, 259–260.

[38] Polk 1986, 68.

[39] D–Asa, Baumeisterbücher, Bd. 89 (1495), fol. 17r: „Augustin Schubinger der K Mt Trumbetter“. Senn 1954, 21, erwähnt (allerdings ohne nähere Quellenangabe) eine „offenbar aber nur vorübergehend[e]“ Anwesenheit Schubingers in Innsbruck im Jahr 1493.

[40] Ebenso könnte sich hinter einer 1495/96 geleisteten Zahlung der Stadt Basel an „des romischen konigs zinken bloser“ Schubinger verbergen. Siehe Ernst 1945, 222; Polk 1989b, 88.

[41] Wiesflecker 1971–1986, Bd. 2, 255–256; Schwindt 2018c, 94–95.

[42] Zahlungsnachweis Januar 1497, F-Lad B 2159, fol. 178r–178v.

[43] Haggh 1988, 219; Polk 1992b, 88.

[44] Anstellungsurkunde 10. 3. 1497, F-Lad B 2160, Nr 71187. Mein herzlicher Dank geht an Grantley McDonald, der mir dieses und das in Anm. 43 genannte Dokument zur Kenntnis gebracht hat.

[45] Bessey u. a. (Hrsg.) 2019, 192.

[46] Bessey u. a. (Hrsg.) 2019, 23–24. Ich danke Werner Paravicini für einschlägige Informationen (e-mail, 4. Februar 2022).

[47] Rojewski 2018.

[48] So nicht anders erwähnt, beruhen die Angaben über Maximilians Aufenthaltsorte hier und im Folgenden auf den Regesta Imperii XIV (online: http://www.regesta-imperii.de/regesten/baende.html), Stälin 1860 sowie Kraus 1899.

[49] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 93 (1499), fol. 22v. Der Schubinger betreffende Zahlungsvermerk ist nicht datiert, allerdings der vorangehende und nachfolgende, und zwar mit „Samstag vor katharina“, i. e. dem 24. 11., bzw. mit „Samstag post lucie“, i. e. dem 15. 12.

[50] Wessely 1956, 115.

[51] RI XIV,3,1 n. 9792, in: Regesta Imperii Online, http://www.regesta-imperii.de/id/1500-01-30_4_0_14_3_1_814_9792. Siehe den Text des Briefs in: Bertolotti 1890, 25. Offensichtlich auf Basis dieses Briefs findet sich in der Literatur mitunter die Behauptung, Schubinger habe sich im Januar 1500 in Mantua aufgehalten; siehe Polk 1989a, 502; Filocamo 2009, 238. Filocamo zufolge wird Schubinger außerdem im Frühjahr 1505 in der Korrespondenz zwischen Isabella und Alfonso d’Este erwähnt. Vermutlich darauf beruht die von Polk 1989a, 501, ins Spiel gebrachte, aber nicht weiter substanziierte Aussage, wonach Schubinger 1505 in Mantua tätig gewesen sei. Eine definitive Klärung wird erst nach einer noch ausstehenden Autopsie der Briefe möglich sein.

[52] Wessely 1956, 116; Luger 2020, 118 und 136.

[53] Wessely 1956, 101–102.

[54] Schubinger, Jobst und Jörg Nag(e)l sowie Jörg Holland empfingen zudem eine Zahlung durch die Stadt; D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 99 (1505), fol. 27v–28; siehe Polk 1992b, 86.

[55] Wie bereits von Kelber 2018, 48, Anm. 90, vermutet wurde.

[56] In: Hegel (Hrsg.) 1894, 83. Siehe auch Kelber 2018, 115.

[57] Schweiger 1931/32, 367.

[58] Vander Straeten 1885, 172.

[59] Weitere Zahlungen des burgundischen Hofs an Schubinger sind u. a. dokumentiert in: F-LadB B 2173 (Registres de comptes de la recette générale des finances 1501), fol. 73r–v; B 2180 (1502), fol. 154r und 186r (siehe van Doorslaer 1934, 39 und 163); B 2191 (1505), fol. 318r (siehe Fiala 2002, 379).

[60] B-Baeb Algemeen Rijksarchief / Archives générales du Royaume, V132–41281 (Stads Rekeningen Mechelen 1500/1501), fol. 192v: Zahlung an „Meester Augustyn diener ons genedige Herrn Hertoge Phillips van dat hij op ons liever vrouwen lichtmes dach speelde te hoogmissen In Sinte Rombouts kerke“. Siehe auch Polk 2005a, 65.

[61] Gachard (Hrsg.) 1876, 178 und 287. Siehe u. a. auch Vander Straeten 1885, 158, und Polk 1989a, 501, die statt Bourg-en-Bresse irrtümlich Lausanne als Ort des Gottesdiensts zu Ostern 1503 angeben.

[62] Siehe van Doorslaer 1934, 51; Vander Straeten 1885, 162–165; Pietzsch 1963, 746; Haggh 1980, 172–176; Ferer 2012, 33.

[63] Bessey u. a. (Hrsg.) 2019, 350 und 355.

[64] Nicht auszuschließen ist zudem, dass Schubinger jener „des Ro. Ko zincken plaser“ war, der 1506 in Nürnberg nachweisbar ist. Siehe D-Nsa Reichsstadt Nürnberg, Losungsamt, Stadtrechnungen 181, fol. 407v: „Item i gulden des Ro. Ko zincken plaser“.

[65] Vgl. dazu neuerdings auführlich Schwindt 2018c, insb. 53–56.

[66] Stadtarchiv Nördlingen, Stadtkammerrechnungen 1507, fol. 60v: „Augustain Zinkenblasser Kl. Mayt. busawnner verert selbannd auff aftermontag nach sanct vallentainstag [19. Februar]“; D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 101 (1507), fol 24r: “ „Samstag nach Letare [20. März]. […] „Item ij guldin Augustin Kö mayt Busaner“. Ebenfalls in das Jahr 1507 fällt ein wohl auf Schubinger bezogener, allerdings nicht näher datierter Beleg in: D-Nsa Reichsstadt Nürnberg, Losungsamt, Stadtrechnungen 181, fol. 426v: „Item i gulden der Romischen Kaiserlichen mt zinckenplaser“.

[67] Siehe im Einzelnen die Nachweise bei Kelber 2018 LIT, 58–59, 142; Grassl 2019, 239.

[68] Vgl. zu dieser „teils immens agile[n] und anregende[n], teils ruhige[n] und […] fruchtbare[n] Periode der maximilianischen Musik“ umfassend Schwindt 2018c, 188–194 (das Zitat hier 188).

[69] Schuler 1995, 13–14 und 18–19.

[70] A-Ila Oberösterreichische Kammer, Raitbücher Bd. 51 (wort- und seitengleich in Bd. 52), fol. 239r: „Augustin schubinger pausauner geben / am xxij tag november zu seiner / außlosung hier, laut seiner quittung / iij gulden“.

[71] B-Baeb Algemeen Rijksarchief / Archives générales du Royaume, V132–41287 (Stads Rekeningen Mecheln 1507/1508), fol. 211r.

[72] Senn 1954, 36.

[73] A-Ila Oberösterreichische Kammer, Raitbücher Bd. 58 (1512), fol. 299v (wortgleich in Bd. 59, fol. 139r-v): „Augustin Busaner x gulden an seinem Lifergelt.“

[74] Siehe die Nachweise bei Grassl 2019, 241.

[75] B-Baeb Algemeen Rijksarchief / Archives générales du Royaume, V132–41291 (Stads Rekeningen Mechelen, 1. Nov. 1511–31. Okt. 1512), fol. 209v.

[76] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 106 (1512), fol. 30v: „Samstag post katherine [27. November] / Item ij gulden dem Augustein pfeiffer Kay mt diener“.

[77] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 101 (1507), fol 24r: „Samstag nach Letare [20. März]. […] / Item ij guldin Augustin Kö mayt Busaner“; Bd 103 (1509), fol. 24r: „Samstag post Cantate [12. Mai]. / Item ij guldin dem Augustein Kay mayt Busaner“; Bd. 106 (1512), fol. 30v: „Samstag post Katherine [27. November] / Item ij gulden dem Augustein pfeiffer Kay mt diener“; Bd. 108 (1514), fol. 26r: „Samstag nach Egidy [2. September] / Item ij guldin Augustein Busaner Kay mayt diener“; Bd. 111 (1517), fol. 30r: „Samstag nach Egidij [5. September] / Item iiij guldin vlrichen vnd Augustein von augsburg busanern“; Bd. 112 (1518), fol. 31r: „Samstag Leonhardj [6. November] / Item ij guldin augustein von Augsburg Kay mt. busaner“.

[78] Schwindt 2018c, 202–207.

[79] Dies zeigt sich an der Form der Erfassung Schubingers in den Augsburger Steuerbüchern, bei der die für Fremde bzw. Nicht-Bürger übliche Kennzeichnung fehlt. Ausführlich zu diesen Quellen und dem Augsburger Steuersystem des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit: Clasen 1976 LIT; Krug 2006.

[80] D-Asa Steuerbücher 1495, fol. 14v (Rubrik c); 1501: fol. 18v (Rubrik d); 1505, fol. 17v; 1507, fol. 15r; 1508, fol. 15v (Rubrik c); 1509, fol. 16r (Rubrik a).

[81] Clasen 1976, 17–18.

[82] Dass Schubinger Eigentümer eines Hauses am Rossmarkt war (so Busch-Salmen 1992, 65), lässt sich jedenfalls anhand der Steuerbücher nicht verifizieren.

[83] 1521 und 1522 nennen die Augsburger Steuerbücher eine „Magdalena Schubingerin“ unter Angabe einer Steuerleistung; D-Asa Steuerbücher 1521, fol. 18v (Rubrik d), 1522, fol 18r (Rubrik b). Es dürfte sich allerdings nicht um Schubingers Frau (sondern vielleicht um seine noch unverheiratete Tochter?) handeln, weil Ehefrauen üblicherweise mit dem Vor- und dem um das Suffix „in“ ergänzten Nachnamen ihres Mannes oder mit einem Hinweis auf ihren Ehestatus verzeichnet wurden (so wie etwa 1509 Schubingers Frau: „magdalena schubingerin Augstein pfeiffers weib“). Siehe Clasen 1976, 19.

[84] Zu Hofhaimers Steuerbefreiung, die von den städtischen Behörden jedoch nicht vollständig akzeptiert wurde, siehe Nedden 1932/1933, 28–29; Schuler 1995.

[85] Böhm 1998, 166–168.

[86] Schwindt 2018c, 202–203;  Schwindt 2020, 63–64; Birkendorf 1994, Bd. 3, S. 243. Zu städtischen Ausgaben für Auftritte von  Instrumentalisten vgl auch » E. Städtisches Musikleben.

[87] A-Whh Reichskanzlei, Reichsregisterbücher QQ (Maximilian I.: Reichs- und Hauskanzleiregistraturbuch 1514), fol. 36v-37r; online: https://www.archivinformationssystem.at/bild.aspx?VEID=1274877&DEID=10&S….

[88] Zu Steudl vgl. zuletzt ausführlich Schwindt 2018a, 2–4.

[89] Bestallungsurkunde: A-Whh Reichskanzlei, Reichsregisterbücher QQ (Maximilian I.: Reichs- und Hauskanzleiregistraturbuch 1514), fol. 36r-36v; Dienstrevers: A-Whh Urkundenreihe, Familienurkunden 969. Für weitere Beispiele von (oft auf drei Jahre terminierten) Bestallungen siehe u. a. RI XIV,2 n. 7032; RI XIV,3,1 n. 11552; RI XIV,3,2 n. 10718, n. 14172; RI XIV,4,1 n. 16514, n. 16810; Kostenzer 1970, 80, 82, 88 und 93; vgl. auch Gänser 1976, 30 und 185.

[90] Vgl. allgemein Zolger 1917, 43; Gänser 1976, 47–50; Noflatscher 2017, 425–426.

[91] Schwindt 2018a, 3; Schwindt 2018c, 53.

[92] Wie z.B. beim Schatzmeister Jacob Villinger, dem laut seinem Bestallungsbrief von 1512 sehr wohl Pferde zustanden. Siehe Fellner/Kretschmayr 1907, S. 51 und 142.

[93] Siehe die Beispiele bei Wessely 1958, 408, 410; Pass 1980, 350, 354 und 392; Grassl 2011, 120–121 und 129. Zum Fall des „geygers“ Caspar Egker, der im Verzeichnis von Maximilians verbliebenem Hofstaat von 1520 in der Rubrik „Annder Officir“ erfasst ist, siehe Koczirz 1930/1931, 531–532. Zu diesem Zeitabschnitt vgl. » I. Kap. Ferdinands und Annas Zink-Posaunen-Ensemble.

[94] D-Asa Baumeisterbücher, Bd. 113 (1519), fol. 30r: „„am hailigen pfingstabent [12. Juni] / Item ij gulden Augstein Schubinger Kay mayt hochloblicher gedachtnis Busaner gewesen ist“; Bd. 114 (1520), fol. 32r: „Samstag nach Letare [24. März]/ Item ij guldin Augustein Schubinger weyland Kay trumeter“; Bd. 115 (1520), fol. 32v: „Samstag post Johannes Baptiste [29. Juni] / Item ij gulden Augustein Schübingern Kay mayt. busaner“; Bd. 116 (1522), fol. 35v: „Samstag post Udalricj [5. Juli] / Item ij guldin. Augustein Schubinger Kay. mt busawner“.

[95] Vgl. Schwindt 2018a, 14; Schwindt 2018c, 207; Bente 1968, 293–294.

[96] B-Baeb Algemeen Rijksarchief / Archives générales du Royaume, V132–41298 (Stads Rekeningen Mechelen, 1. Nov. 1519–31. Okt. 1520), fol. 232v. Zur Bedeutung von „thuereken“ als Zink siehe Polk 1992b, 88, der den Beleg allerdings nicht im Zusammenhang mit Ferdinand, sondern mit „musicians in the retinue of Maximilian I.“, zitiert. Auch der Geschichtswissenschaft sind die Mechelner Stadtrechnungsbücher als Quelle zur Rekonstruktion von Ferdinands Hofstaat während seiner Zeit in den Niederlanden bislang entgangen; siehe Castrillo-Benito 1979, 426–427; Rill 2003, 37–46.

[97] A-Ila Oberösterreichische Kammer, Raitbücher Bd. 73 (1524), fol. 194v; Bd. 74 (1525), fol. 157v; Bd. 75 (1526), fol. 147v (1527 deest); Bd. 76 (1528), fol. 140v; Bd. 77 (1529), fol. 167v; Bd. 78 (1530), fol. 178r-v; Bd. 79 (1531), fol. 170r- 171r.

[98] Wiesflecker 1987

[99] Sie beliefen sich von 1524 bis 1529 auf Beträge zwischen vier und 13 Gulden; nur 1530 und 1531 wies die Innsbrucker Kammer (zum Teil nicht in Geld, sondern durch die Übernahme von Kleiderkosten) 89 bzw. 48 Gulden, 31 Kreuzer und 3 Vierer an, wobei auch damit die über die Jahre gebührende Gesamtsumme bei weitem nicht erreicht wurde.

[100] Und zwar neuerlich ohne Angabe eines Betrags; D-Asa Steuerbuch 1528, fol. 23v (Rubrik c); Steuerbuch 1529, fol. 23r (Rubrik b).

[101] D-Asa Baumeisterbücher Bd. 121 (1527), fol. 36r:„Samstag nach trinitatis / Item ij fl. Augustein Schubinger k. mt. pusauner“; Bd. 122 (1528), fol. 36v: „Samstag nach margrethe / Item ij fl augustein schubinger verert“; Bd. 124 (1530), fol. 35r: „Samstag nach Reminiscere. / Item ij guldin Augustein Schubinger“; Bd. 125 (1531), fol. 36r: „Uff 5. Januarij / Item ij gulden Augustein Schubinger“.

[102] Vgl. zu Perner Senn 1954, 23.

[103] A-Ila Oberösterreichische Kammer, Raitbücher Bd. 73 (1524), fol. 194v.