Die Klang-Aura der Stadt
Der städtische Raum
Wien („Wienn“) war im Spätmittelalter mit 20.000 bis 30.000 Einwohnern die volkreichste Stadt der habsburgischen Territorien und für die meiste Zeit Residenz der Herzöge von Österreich. Mit der Kapitelkirche von St. Stephan, dem Schottenkloster und anderen geistlichen Institutionen war die Stadt ein hervorragendes kirchliches Zentrum.[1] Der berühmte „Albertinische Stadtplan“ des früheren 15. Jahrhunderts (» Abb. Albertinischer Stadtplan Wiens) präsentiert, mit Beschriftungen, die wichtigen Statussymbole Wiens: Kirchen, Klöster, die Burg, das Universitätskollegium, die Stadtmauer und Stadttore. Drei Beschriftungen, die die weltliche Herrschaft betreffen („Das ist die stat wien“, „Das ist dy purck“, „Das ist dy hochschul“), sind durch rote Farbe und eine besondere Ausdrucksweise („Das ist …“) hervorgehoben; dies soll den Betrachter direkt ansprechen. Merkwürdigerweise fehlt das Rathaus. Innerstädtische Straßen zeigt der Plan gar nicht; die Flüsse Donau, Wien und Alserbach bilden einen mehr dekorativen Rahmen. Die Abbildung der Stadt Pressburg in der linken oberen Ecke deutet weniger eine topographische als eine funktionale (politisch-ökonomische?) Beziehung an. Insgesamt soll der Plan nicht die urbane Form Wiens erklären oder gar ein Zurechtfinden in der Stadt erleichtern, sondern die Würde und diplomatische Bedeutung der Herzogsstadt Albrechts V. hervorheben.[2] Allerdings sind innerhalb des Wiener Stadtbereichs die Entfernungen zwischen den Kirchen ungefähr zutreffend bemessen, und der gesamte Plan ist einem annähernd zutreffenden Maßstab unterworfen.
Der von Bonifaz Wolmuet 1547 hergestellte Stadtplan des spätmittelalterlichen Wiens kann hingegen das Verstehen des städtischen Musiklebens unterstützen (» Abb. Stadtplan Wien 1547 Wolmuet). Entscheidend dafür ist, dass Straßen eingezeichnet sind[3] und dem ganzen Plan exakte Vermessungen zugrunde liegen, so dass alle Entfernungen realistisch dargestellt werden.
Eine Art von Anlass, bei dem die Straßen der Stadt eine wichtige Rolle spielten, waren allgemeine städtische Prozessionen. Diese führten gewöhnlich von St. Stephan (im Plan links der Mitte) nach dem Schottenkloster am westlichen Ende der Stadt (rechts, zwischen zwei größeren Plätzen). Hierfür verlief einer der Wege südlich entlang des Grabens (der mit einer auffallenden Krümmung bei St. Stephan beginnende Straßenzug), dann links über den Kohlmarkt zur Michaelskirche und herzoglichen Burg (Mitte oben), dann durch die schräg nach rechts unten verlaufende Achse der heutigen Herrengasse zur Freyung (mehreckiger Platz); das Schottentor ist am Ende derselben Straßenachse weiter rechts. Von der Freyung konnte man – wie heute – über den großen Platz Am Hof mit dem Karmeliterkloster (rechts der Mitte) und vorbei an der Peterskapelle in ziemlich gerader Linie nach St. Stephan zurückkehren. Ein weiter nördlicher Prozessionsweg führte zurück von der Freyung nach Norden in Flussrichtung, die Wipplinger Straße kreuzend und gleich darauf nach Osten abbiegend, wo die Kirche Maria „auf der Stetten“ (Maria am Gestade, gerade über einer großen Bastion der Stadtmauer) und der Hof des Passauer Offizials berührt wurden, und über den Hohen Markt (länglicher Platz Mitte unten) zur Rotenturmstraße. Auf beiden Routen kreuzte man die Tuchlauben und damit die bedeutende süd-nördliche Trasse, die von der Burg und Michaelskirche über den Kohlmarkt und die Tuchlauben hinunter zum Hohen Markt und den Befestigungen an der (damaligen) Donau führte. Diese Trasse verband das Widmertor (bei der Burg) mit dem Werdertor (am Werder, d. h. Ufergelände). Die andere, fast parallele Süd-Nord-Achse, die in der Mitte bei St. Stephan einen leichten Knick hat, ist damals wie heute der Straßenzug Kärntner Straße–Rotenturmstraße, der zwei der strategisch und wirtschaftlich wichtigsten Stadttore, das Kärntner Tor und den Roten Turm, verbindet; vor dem Roten Turm gelangte man auch zur einzigen Donaubrücke (weiter links unten), die der heutigen Taborbrücke entspricht.[4]
Klang-Aura und soziale Strukturen
Walter Salmen hat 1976 die damals aufblühende Stadtgeschichtsforschung in Österreich um einen entscheidenden Beitrag zum Musikleben bereichert. Er prägte damals den Begriff der „Klang-Aura“, unter dem die Fülle der musikalischen Töne, Signale und Geräusche des städtischen Lebens zu verstehen ist.[5] Auch wenn Salmen seine damaligen Ausführungen auf das „Musizieren“ beschränkte, so war doch gemeint, dass diese Forschung prinzipiell zwischen Musik und Geräuschen weniger scharf unterscheidet als andere Richtungen der Kulturforschung. Heute lebt das Bewusstsein der akustischen Umwelt als Einheit wieder auf; von Salmens Ansatz bis zum Netzauftritt der bundesdeutschen Aktion www.wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de/stadtklang/mitmachen.html im Jahr 2015 scheint es nur ein kleiner Schritt zu sein.[6]
Ein internationaler Kontext für Salmens Begriff der Klang-Aura war die Vorstellung von „Soundscape“, die von dem kanadischen Komponisten R. Murray Schafer seit 1977 weit bekannt gemacht wurde. Als „soundscape“ gelten Schafer vor allem heutige Klangumgebungen, die entweder von der Natur verursacht oder von Menschen, auch z.B. als Kompositionen, gestaltet sind. Historische Vorläufer oder Entwicklungen werden von ihm in nur wenigen Beispielen skizziert. Jedoch ermöglicht der soundscape-Begriff eine willkommene Öffnung konventioneller musikalischer Werk- und Ereignisgeschichte zu historischer Umwelt- und Mentalitätsforschung. Die globalen Ansprüche einer sozialpsychologischen Musikforschung und musikalischen Umweltforschung („eco-musicology“) sind bereits ersichtlich an Schafer’s Titel The Tuning of the World (1977) bzw. The Soundscape. Our Sonic Environment and the Tuning of the World (1994) und dessen Einbettung in ein „World Soundscape Project“.
In der von Walter Salmen erforschten Stadtmusikgeschichte hängen städtische Topographie und Klang-Aura von sozialen Strukturen ab. Anzahl, Größe, Lage und Zugänglichkeit der musikalisch aktiven Institutionen bestimmten das städtische Musikleben. Vor allem die Kirchen trugen nicht nur zur allgemeinen Klang-Aura bei, etwa durch Glockenläuten und Prozessionen, sondern waren auch lokale Identifikationszentren, die eine soziale, wirtschaftliche und politische Grundlage für das Kulturleben boten. Für einen Stadttrompeter oder Kirchenkantor war es nicht nur bedeutsam, wo er sich beim Musizieren befand, sondern ebenso, welcher Pfarre er angehörte, auf wessen Grund sein Haus stand und wo seine Eltern begraben waren.
Es ging beim Musizieren zuallererst um die Frage, wer es ausführte, veranlasste, bezahlte, hörte, lehrte und lernte, verbot oder gestattete; zweitens darum, innerhalb welcher sozialen Strukturen dies geschah, und erst drittens um die raumzeitliche Situierung. Musik und Topographie sind zwar auch unmittelbar aufeinander beziehbar, wenn z. B. ein Straßenmusikant in einer Straße spielt. Doch die topographisch wichtige Frage, ob es irgendeine beliebige Straße ist oder immer eine bestimmte – z. B. eine „Pfeifergasse“ oder „Trompetergasse“, wie es sie in mehreren Städten gab, auch in Wien[7] – hängt von sozialen Vorgaben ab, wie etwa einer Verordnung des Stadtrats. Kirchliche Prozessionen, sofern sie außerhalb von Kirche und Friedhof durch die Straßen der Stadt verliefen, konnten das städtische Raumbewusstsein und die Klang-Aura beeinflussen. Freilich ist dies nur aus solchen Quellen erschließbar, die tatsächliche Aussagen zur Topographie enthalten.[8]
Uhren
Viele Arten von Klängen, die man in der mittelalterlichen Stadt hörte, wurden nicht nur als musikalische Töne empfunden, sondern auch als Signale verstanden. Die „Klangtopographie“ einer Stadt sollte vielleicht zusammen mit einer „Klangchronologie“ entworfen werden: Es geht nicht nur darum, was man hörte, sondern auch wann man es hörte. Aus dem späten Mittelalter sind Uhrwerke und Turmuhren öfters erhalten (wie z. B. die berühmte astronomische Uhr am Prager Rathaus von 1410) und diese konnten meist durch ein einfaches zusätzliches Räderwerk auch die Stunden anschlagen. Es ist zu unterscheiden zwischen Schlaguhren, die mittels einer angeschlossenen Metallglocke die Stunden auch in einiger Entfernung hörbar machten, und sogenannten Türmeruhren, die in der Art eines Weckers nur dem Türmer stündliche Signale gaben, die große Kirchenglocke anzuschlagen.[9] Von letzterer Art soll die Turmuhr von St. Stephan um 1380 gewesen sein. Seit dem frühen 15. Jahrhundert war jedoch eine mechanische Schlaguhr unterhalb der Türmerstube eingerichtet, die nach einem Brand in der Türmerstube 1449 ein neues Zifferblatt bekam.[10] Der Wiener Stadtrat hatte in seinem Sold einen „Uhrmeister zu St. Stephan“, der dort die Turmuhr betreute.[11] Außer St. Stephan verfügte keine Wiener Kirche über eigene Türmer; einige Klöster dürften allerdings weithin hörbare Schlaguhren besessen haben.
Der regelmäßige Stundenschlag war in größeren Ansiedlungen schon deshalb erforderlich, weil die verschiedenen Kirchen und Klöster ihre Gottesdienste nicht genau zur selben Zeit begannen: Die Zeitangabe einer zentralen Turmuhr – sei es auf dem wichtigsten Kirchturm, sei es am Rathaus – legte sich wie ein allgemeines akustisches Raster über die vielen einzelnen Glockenzeichen und half wohl auch, kirchliche und städtische Funktionen aufeinander abzustimmen. Jedenfalls diente die Turmuhr den Einwohnern nicht nur als „Klingender Kalender“ des Tagesablaufs, sondern auch als räumliches Zentrum der urbanen Kommunikation. Wolfgang Schmeltzl beschreibt in seinem Lobspruch der Stadt Wien (1547) die Turmuhr von St. Stephan mit den Worten: „Künstlich gemacht, gerecht sie geht, danach sich jeder hab zu richten, wiewohl die Ziffer klein […]“.[12]
Glockenläuten
Musik und Signal wirkten zusammen. Das für die Klang-Aura so entscheidende Glockenläuten hatte im Unterschied zum Uhrenschlagen den Vorteil, gerade durch musikalische Merkmale wie hohe oder tiefe Töne sowie deren Kombinationen und zeitliche Disposition viele verschiedene Mitteilungen signalisieren zu können. Schon mit nur vier Glocken unterschiedlicher Größe und Tonhöhe, die entweder allein oder zusammen und entweder in kurzen oder langen Zeitabständen angeschlagen wurden, konnte man fast unzählige unterscheidbare Signale „formulieren“ (» E. Bozen, Kap. Glocken). Diese bezogen sich in der Regel auf die komplexen Zeitabläufe des kirchlichen Ritus. Man wusste also z. B. in Bozen, wann die Tagesmesse begann, wann die Vesper begann, ja sogar wann innerhalb des Messritus sich die Wandlung vollzog. Zweifellos waren solche Glockensignale seit frühester Zeit nicht nur als Mitteilungen gedacht, sondern sollten die Gläubigen zu etwas auffordern – sei es zum Besuch eines Gottesdienstes, sei es zum Niederknien oder Beten während einer sakralen Handlung, die an anderem Ort ablief. Hier ist bereits der städtische Raum impliziert, da der Klang einer bestimmten Glocke sich an die Mitglieder eines bestimmten Pfarrbezirks oder Klosters richtete und sie zu einer gleichzeitigen Aktion veranlassen konnte, mit der Kirche als topographisch festgelegtem Zentrum. Da jedoch Glockengeläut durchaus über Pfarrgrenzen hinaus hörbar war, mussten die Hörer „ihre“ Glocke von der anderer Pfarren oder Klöster unterscheiden können und wurden somit akustisch-räumlich an ihre soziale Zugehörigkeit gemahnt. Natürlich war auch die Ausstattung der verschiedenen Kirchen mit Glocken ungleich, so dass die Hierarchie zwischen den geistlichen Institutionen akustisch vermittelt wurde.
Wiener Glocken und Glöckner
Leider kennen wir die spätmittelalterlichen Glocken der Region kaum. Eine ist heute erhalten, die im 14. Jahrhundert in Wien gegossen wurde und mit 53 cm Durchmesser und 112 kg Gewicht zu den kleinsten Kirchenglocken gehört haben muss. An welchem Ort sie diente, ist nicht bekannt.[13] Sie trägt die Inschrift „+ matheus + lucas + marcus + iohannes +“, also die Namen der vier Evangelisten, der Verkünder des Gottesworts im Sinne des Psalmverses „In omnem terram exivit sonus eorum“ (Ihr Ton ging hinaus in alle Welt).
Die spätmittelalterlichen Glocken von St. Stephan in Wien sind z. T. schon seit langer Zeit verschollen. 1416 war die Glockenstube des Südturms vollendet worden, jedoch wurde der Turmbau mehrmals erneuert und mehrere Brände zerstörten im Lauf der Jahrhunderte die Glocken, vor allem im 2. Weltkrieg. Eine im Jahr 1279 von Meister Konrad von München gegossene Glocke von St. Stephan hieß „Zwölferin“ oder „Fürstenglocke“ und soll ca. 2000 kg gewogen haben; sie ging in der Kriegszerstörung 1945 zugrunde. Eine andere von Meister Konrad 1279 geschaffene Glocke, die „Kleine“ (212 kg), ist noch erhalten und auf dem Aussichtsplateau des Nordturms ausgestellt. Weitere Glocken aus dem Mittelalter, die jedoch in späteren Jahrhunderten umgegossen wurden, sind eine „Feuer-“ oder „Ratglocke“ aus dem Jahr 1451, die „Feringerin“ von 1457, die „Stürmerin“ oder „Kanterin“ von 1404 und eine „Uhrschelle“ von 1449. Die „Bierglocke“ entstand 1546, doch ist eine gleichnamige schon um 1330 bezeugt.[14] Eine aus Archivbelegen bekannte mittelalterliche Glocke hieß „Salve regina-Glocke“ und war vermutlich für das Einläuten des Salve regina zur täglichen Vesper, Mette und Non bestimmt, das in der rudolfinischen Stiftung vorgeschrieben wurde (» E. Musik im Gottesdienst, Kap. Herzog Rudolfs Vorschriften für die Gottesdienste an St. Stephan). Die heute größte Glocke Wiens, die jetzt im Nordturm von St. Stephan hängende „Pummerin“, ist Nachfolgerin einer 1711 gegossenen Glocke; vielleicht reicht die Tradition auch dieser Hauptglocke ins Mittelalter zurück. Die tradierten Namen, die sich z. T. auf alte Funktionen zurückführen lassen („Stürmerin” als Sturmglocke, „Feuerglocke“, „Uhrschelle“ zum Anschlagen der Stunden usw.), gingen wahrscheinlich immer von älteren auf umgegossene oder neue Glocken über, wobei sich allerdings der Klang meist geändert haben dürfte. Noch heute tragen die Glocken oft weibliche Namen.
Der Wiener Stadtrat hatte eine eigene Kirchenglocke zur Verfügung. Die „Ratglocke“ im Südturm von St. Stephan ist bereits 1435 in den Stadtrechnungen erwähnt, als sie „beslahen“ (verkupfert?) wurde.[15] Ein oder zwei Türmer – man müsste sie eigentlich Glöckner nennen – wurden regelmäßig für das Läuten der Ratglocke besoldet (1451 waren es 18 s. d. pro Quartal)[16]; sie waren in der Türmerstube des Südturms untergebracht.[17] Diese Türmer sind zu unterscheiden von den Knechten des Mesners, die im Auftrag der Kirche läuteten und auch als „zyman“ (Ziehmann) bezeichnet wurden; vier von ihnen hatten zu Festzeiten gleichzeitig zu läuten.[18] Eine Glocke, die die letzteren wahrscheinlich bedienten, wird 1463 als „Sturmglocke“ bezeichnet.[19] Eine neue „Ratglocke“ wurde schon 1451 fertiggestellt, auf den Turm transportiert und (teuer) bezahlt, wie aus folgenden Einträgen hervorgeht:
„Ausgeben auf die new Ratgloken umb kupfer zin und ander notdurft Maister Thoman Kren der stat puchsenmaister […]
Item so wiegt die ratgloken xxvii centtner […]
Summa. Auf die new ratgloken facit 259 tl. 5 s. 11 d.“[20]
„von der newen ratgloken gen sant steffan furlon [Fuhrlohn] auf und abladen 3 s. 12 d. “[21]Kaum etwas illustriert die Verquickung von kirchlicher und weltlicher Autorität besser als die Tatsache, dass die “Ratglocke”, die im Südturm der Stephanskirche hing und zu allen Festen und Versammlungen des Stadtrats geläutet wurde, vom städtischen Büchsenmeister, d. h. Waffenschmied, angefertigt wurde.
Im Auftrag der Stadt wurde oft auch eine zweite Glocke angeschlagen, die sich „auf der Freyung“ befand. Sicher ist gemeint, dass sie in einem Kirchturm des Schottenklosters auf der Freyung hing. Die Verfügung über zwei Glocken erlaubte dem Stadtrat das gleichzeitige Beschallen des östlichen und des westlichen Teils der Stadt; außerdem kamen durch das Schottentor bei der Freyung oft Gäste in die Stadt, die so begrüßt werden konnten. Sie wurden bei zeremoniellen Einzügen und Auszügen durch das Tor „in und aus geläutet“.[22]
Regelmäßige und besondere Anlässe des Glockenläutens
Die Gelegenheiten, zu denen Glocken erklangen, waren zunächst natürlich alle Gottesdienstzeiten, einschließlich der Zeiten des Stundengebets (Prim, Terz, Sext, Non, Vesper, Komplet und Matutin mit Laudes). Es scheint nicht bekannt zu sein, welche Kirchenglocken auch die regelmäßigen Tagesstunden läuteten oder inwieweit diese Aufgabe den Uhren, Glöcknern oder Turmbläsern zukam.
Das sehr häufige Läuten zu öffentlichen Ereignissen wurde in Wien von der Stadtverwaltung kontrolliert. Folgende Anlässe waren typisch (» E. Städtisches Musikleben):
- Alle kirchlichen Zeremonien und Gottesdienste (wie z. B. Messen) zu städtisch-politischen Anlässen wie Stadtrats- und Ständeversammlungen, Ratswahlen, Verhandlungen und Friedensschlüssen;[23]
- Freudengeläut, oft von allen Glocken der Stadt, zu besonderen Ereignissen wie z. B. der Papstkrönung 1417 (» E. Kap. Feiern zu politischen und kirchlichen Ereignissen). Als nach dem 23. September 1438 ein Sieg des Herzogs von Sachsen über die Taboriten gefeiert wurde, entlohnte der Stadtrat 26 Knechte für das Freudengeläut, das demnach in mindestens sechs bis sieben Kirchen gleichzeitig erklang;
- Begrüßungen einziehender und abreisender prominenter Gäste, vor allem während deren Prozession vom Stadttor zum Rathaus, zur Burg oder zur Kirche;
- kirchliche Prozessionen und Feste, die besonders hervorgehoben werden sollten, wie stets die jährliche Fronleichnams-, Pfingst- und Bittprozession (» E. Musik im Gottesdienst), aber auch z. B. die Weihen von Kirchen und Altären;
- Ankündigung gestifteter „Jahrtage“ (Gedächtnisgottesdienste) prominenter Bürger und Kleriker, auch z. B. von Priester- und Nonnenweihen;
- Warnungen bei Feuer, Kriegsereignissen, Sturm und Flutkatastrophen, Pestepidemien;
- weltliche Feste wie vor allem das beliebte Scharlachrennen zu Christi Himmelfahrt und am St. Katharinentag, die eingeläutet wurden (» E. Städtisches Musikleben; » E. SL Scharlachrennen).
Die Totenglocke erklang an den einzelnen für das Begräbnis verantwortlichen Kirchen oder Klöstern, jedoch hatte der Stadtrat offenbar ein Mitspracherecht daran, denn im Jahr 1436 befahl Herzog Albrecht V. dem Bürgermeister, während der Pestepidemie das Läuten der Totenglocke zu verbieten, da es den Menschen Furcht einflöße:
„Wegen dem Sterben, besonders auch unter jungen Leuten, das sich erhoben hat, und da das Geläut bei St. Stephan und St. Michael viel gebraucht wird […] so dass die Leute davon gar erschrecken und ein Grauen haben, empfehlen wir dir, dass du derartiges Geläut bei den genannten Pfarrkirchen untersagst, dass es also unterbleibe, damit den Leuten davon nicht Furcht oder Grauen entstehe, die für sie ein Grund ihres Ablebens werden könnte.“[24]
Hörner- und Trompetenschall
Neben dem Glockengeläut waren Blechblasinstrumente die intensivste und häufigste Signal- und Lärmquelle mittelalterlicher Städte. Man verwendete zum Signalgeben verschiedene Instrumente: von alters her Hörner verschiedener Größen, z. B. auf Mauern und Türmen; dann zunehmend (Natur-)Trompeten (Businen), deren Klang heller und höher war, obwohl die auf zeitgenössischen Abbildungen dargestellten geradrohrigen Instrumente wohl kaum im später beliebten Clarinregister geblasen werden konnten.[25] Seit ca. 1400 waren auch Zugtrompeten, bei denen die Tonhöhe durch Verschieben des Mundstücks verändert werden konnte, und Posaunen mit Bügelvorrichtung gerade in Städten verbreitet. Die Wiener Archivquellen erwähnen „pusauner“ seit spätestens 1457 (Posauner von Herzog Albrecht VI.);[26] 1459 erhalten zwei Pfeifer und ein Posauner Botenlohn.[27]
Das Horn war traditionell als Jagdhorn und als Signalinstrument im Krieg gebräuchlich; im städtischen Bereich kannte man es vor allem als Türmer- bzw. Wächterhorn. In diesen Funktionen dürfte es auch früher benützt worden sein als die Trompete. Der heraldische Status und die Repräsentationsfunktion der Trompeten wurden Hörnern bemerkenswerterweise gar nicht zugeschrieben. Türmerhörner (Signalhörner) waren in vielen mittelalterlichen Städten schon früh im Gebrauch und sind auch ikonographisch belegt, wenn auch seltener als Trompeten (» Abb. Türmerhorn Heiligenkreuzer Psalter).[28]
Stadt- und Hoftrompeter
Das ursprünglich den Fürsten und dem Adel vorbehaltene Recht, Trompeter zu beschäftigen, war seit dem 14. Jahrhundert von der jeweiligen Obrigkeit auch an manche Stadtgemeinden erteilt worden.[29] Wien hatte jedenfalls bereits vor 1400 eigene Stadttrompeter; wie im Fürstendienst waren ihre Instrumente mit Standarten oder „Panieren“ ausgestattet, auf die das Stadtwappen gemalt war. Sabine Żak bringt in Erinnerung, dass spätestens seit dem Hochmittelalter lauter Schall („schal“, lat. „clamor“) als würdiges Symbol von Herrschaft galt und dass auch musikalische Formen davon vor allem zur Repräsentation dienten, weniger zur musikalischen Unterhaltung.[30]
Außer den zwei, später drei amtlich angestellten und besoldeten Trompetern des Wiener Rats gab es wohl ein Dutzend andere, die zwar in der Musikerzeche registriert sein mussten, um in der Stadt arbeiten zu können, die aber nur kurzzeitig zu festlichen Anlässen und ansonsten vor allem in Kriegssituationen eingesetzt wurden (» E. Städtisches Musikleben; » E. Musiker in der Stadt). Hinzu kamen die Trompeter der Fürsten und auswärtiger Herren, die bei wichtigen Ereignissen in der Stadt zusammenkamen. Fürstliche Trompeter reisten gewöhnlich entweder mit ihrer Herrschaft oder allein bzw. zu zweit, meist zu Pferde. Zwei Spielkarten aus dem Wiener Hofämterspiel zeigen königliche Trompeter, wie sie gastweise in der Stadt aufgetreten sein mögen; sie spielen Zugtrompeten mit verschiebbarem Mundstück und führen Maskottchen mit sich (» Abb. Berittener Trompeter, Böhmen; » Abb. Berittener Trompeter, Ungarn).[31]
Bei festlichen Umzügen im September 1452 zum Empfang des ungarischen und böhmischen Thronfolgers Ladislaus Postumus registrieren die Stadtrechnungen Entlohnungen an insgesamt 16 verschiedene Trompetergruppen auswärtiger Herrschaften, also etwa 32 Personen (» E. Städtisches Musikleben, Kap. Freudenempfänge). Es ist leider kaum bekannt, wo und wann diese Gruppen spielten, ja nicht einmal, inwieweit jede Gruppe für sich allein zu Gehör kam oder auch mehrere gleichzeitig am selben Ort. In der Konstanzer Konzilschronik von Ulrich von Richental heißt es gelegentlich, die Trompeter (und anderen Musiker) hätten „in widerstrit“ gespielt, d. h. regellos gleichzeitig und vielleicht mit dem Versuch, die Konkurrenz zu übertönen.[32] In Wien ist öfters bezeugt, dass auswärtige Trompeter in der Stadt umherritten;[33] so verschaffte man ihnen weit und breit Gehör bei der Bevölkerung, auch wenn sie keine besondere Mitteilung zu machen hatten und nur die Anwesenheit ihres Dienstherrn in der Stadt demonstrierten. 1441 wurden königliche Trompeter fast wie große Herren begrüßt, als sie von einer militärischen Expedition zurück in die Stadt kamen: „Den trummetern vor dem volkch herein in di stat und in der stat als dasselbe volkch von Ydungspewgen kom und sind des Kunigs trummeten gewesen facit 1 tl.“[34]
Es stellt sich die Frage, ob Trompeter unterscheidbare Signale, Fanfaren oder gar Melodien spielten, die vielleicht analog zur heraldischen Semantik aufgeschlüsselt werden konnten. Gab es eine „Trompetensprache“? Hypothesen hierzu, die sogar von „klingenden Wappen“ bzw. „tönender Heraldik“ sprechen, sind für die späteren Jahrhunderte vorgeschlagen worden.[35] Diese erscheinen jedoch für die Zeit vor 1500, aus der keinerlei schriftliche Zeugnisse für eine solche Praxis vorhanden sind, etwas zu romantisch. Im Krieg waren andererseits erkennbar differenzierte Signale lebenswichtig. Die Erforschung dieser Tradition hat erst begonnen (» D. Krieg und Zeremonie).
Trompeter als Turmwächter
Der Hauptaufenthaltsort der Stadttrompeter scheint nicht die Straße gewesen zu sein und auch nicht das Rathaus, sondern der Kirchturm und der Wachtturm. Dort waren jene Trompeter lokalisiert, die als Turmwächter regelmäßig besoldet wurden, wie z. B. die Stadtrechnungen von 1451 und 1452 aussagen:
„Item zwain Turrnern in Sant stephans Turn lii wochen alle wochen vi s. d. facit xxxviiii tl. d.“[36];
„Item ii trummetern im turn lii wochen sold […] alle wochen vi s. d. Facit xxxviiii tl. d.“[37].
Es handelt sich offensichtlich um dieselben zwei Turmtrompeter.
Im Jahr 1458 wurden den Trompetern auf dem Turm die Kosten von acht Fudern Waldholz einschließlich des Holzhackens erstattet: gewiss, weil sie dort oben im Winter offenes Feuer machten.[38] Leider war dementsprechend 1451 zu beklagen, dass einer der Türmer vom „wild feur verprennt“ worden sei (Brandverletzungen erlitten habe), weshalb er 8 tl. d. Kompensation erhielt; sein Arzt, Meister Niclas Vörstl, wurde mit 3 tl. 6 s. d. bezahlt und der Knecht, der „in seiner Krankheit für ihn dienen“ musste, mit 10 s. d.[39] Zu anderen Zeiten gab oder erstattete man den Türmern auch einen „Wachtpelz“.[40] Ohnehin waren diese städtischen Beamten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts Anwärter auf ein jährliches „Hofgewand“, wie es damals in vielen städtischen und höfischen Diensten üblich war.[41]Mit dem Dienst auf St. Stephan war die Wächterfunktion der Stadttrompeter jedoch nicht erschöpft. Vor allem in Kriegszeiten dürften alle wichtigen Wachttürme der Stadt mit Trompetern besetzt gewesen sein – nämlich das Stubentor im Osten, das Kärntner Tor im Süden, das Widmertor im Südwesten, das Schottentor im Nordwesten und das Werdertor und der Rote Turm im Norden. Laut Verordnungen des Stadtrats, z. B. von 1454 und 1457, waren in Krisenzeiten immer nur vier Tore passierbar (Stubentor, Kärntner Tor, Schottentor und Roter Turm). Auf den Toren wachten von der Stadt ernannte ehrbare Bürger – darunter im November 1457 der vormalige Stephanskantor Hermann Edlerawer (» G. Hermann Edlerawer) – und diesen Wachmännern waren auch Trompeter zugesellt. Ihre Warnsignale bei feindlichen Angriffen oder Feuer waren innerhalb der Stadt durch Berittene an die anderen Turmtrompeter weiterzugeben, da die Entfernungen für direkte akustische „Stafetten“ wohl zu groß waren (doch ist darüber noch wenig bekannt). Selbstverständlich ertönten Warnsignale von Trompeten auch in der Nacht, so z. B. 1477 bei der Belagerung Wiens durch die Ungarn (14. August bis 20. Dezember), als die Trompeter des an der Stadtverteidigung beteiligten Grafen Wilhelm von Sternberg eigens dafür entlohnt wurden.[42] Es gab auch städtische Wachttrompeter in den Vorstädten, z. B. 1463 einen „Hansen trummeter zu sand tiebold“ (d. h. am Theobaldkloster vor dem Widmertor).[43]
Verschiedene Aufgaben der Stadttrompeter
Stadttrompeter waren selbst an Kriegszügen beteiligt, so etwa 1438, als die Stadt Wien in einem Nachspiel der Hussitenkriege zur Unterstützung von König Albrecht II. gegen den Tabor zog (» E. Städtisches Musikleben), und verschiedene andere Male. 1451 wurde ein Knecht ersatzweise als Turmwächter auf St. Stephan eingestellt, „als ein Türmer mit den Söldnern ausgeritten ist“. Und laut derselben Stadtrechnung verpflichtete man einen anderen Knecht als Ersatzmann für einen Türmer, als „die lantschaft beyeinander sint gewesen“, d. h. bei einer der niederösterreichischen Ständeversammlungen (Landtage) im Rathaus, zu denen Trompeter aufspielen mussten. [44]
1476 sandte die Stadt Wien ihren Trompeter Meister Erhart (Lindner) und dessen Sohn Franz nach Wiener Neustadt zu „unserm genedigen jungen herren herzogen Maximilian“ auf dessen Anforderung und belohnte den Vater mit 2 tl. d., den Sohn mit 1 tl. d. [45] Hier ist eher an musikalische Unterhaltung als an Repräsentation zu denken. Eine Urkunde vom 1. Mai 1444 bezeugt, dass die Stadt zur Hochzeit des Adligen Christoph von Lichtenstein zu Nikolsburg ihre eigenen Trompeter zur Verfügung stellte und bezahlte, was er durch sein Gesuch um eine zusätzliche Nachzahlung bekräftigte.[46] Zu fragen ist allerdings, auf welche Weise Trompeter bei Hochzeiten eingesetzt wurden. Als Begleitung zum Tanz sind Trompeten weder ikonographisch noch archivalisch ausreichend belegt. Eher benötigte man sie wohl als Statussymbol und für die Begrüßung von Gästen oder auch beim Gastmahl.[47]
Es gab in Wien auch eine Tanzstätte unter freiem Himmel, nämlich neben der Wachtstube vor dem Werdertor, die vielleicht für bürgerliche Hochzeiten benützt wurde;[48] hier könnte laute Musik von Trompetern, Pfeifern und Paukern willkommen gewesen sein.
Die Aufgaben von Trompetern erstreckten sich in jedem Fall über verschiedene Bereiche und Aktionsfelder der damaligen Gesellschaftsordnung. Die von ihnen erwartete Zusammenarbeit mit anderen Musikern (Pfeifern, Paukern, Trommlern usw.) variierte von Ort zu Ort beträchtlich. Nach den Kirchenrechnungen von St. Stephan waren bereits 1417 „Trompeter und Pauker“ in der Fronleichnamsprozession beschäftigt; am Fronleichnamstag 1436 spendierte der Bürgermeister den Trompetern und Pfeifern „Frühstück, Mahl und Trinkgeld“, wahrscheinlich weil sie in der Prozession gespielt hatten.[49] 1436 wurde ein Pauker mit Zehrgeld von 6 s. d. für seinen Dienst beim Scharlachrennen (» E. SL Scharlachrennen) – wo er vermutlich zusammen mit den Stadttrompetern spielte – belohnt.[50] Nicht nur Trompeter, sondern auch andere Musiker wurden häufig als berittene Boten eingesetzt: 1459 entlohnte die Stadt zwei Pfeifer und einen Posaunisten, die die freudige Nachricht von der Geburt Erzherzog Maximilians brachten.[51] (Zu weiteren Einzelheiten des Einsatzes von Trompetern in der Stadt vgl. » E. Städtisches Musikleben.[52])
Hornwerke
Hornwerke, in zeitgenössischen Quellen meist einfach “Horn” genannt, waren keine Blechblasinstrumente, sondern Orgeln, die auf Kirchtürmen und Festungsbauten eingerichtet waren und beim Anspielen durch das Treten oder Ziehen der Blasbälge einen weithin vernehmbaren Klang erzeugten. Diese Praxis, die wesentlich zur städtischen Klang-Aura beigetragen haben muss, ist in Zentraleuropa vor allem in österreichischen Städten und Stiften nachweisbar: nämlich in Hall in Tirol (vor 1422), in Brixen (1429), an St. Stephan in Wien (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts), in Wiener Neustadt (um 1455), in Zwettl (um 1500), in Kremsmünster (1518 oder früher) und in Melk.[53] 1515 (früher wurde 1502 angenommen) wurde der sogenannte “Salzburger Stier”, ein Hornwerk auf der Feste Hohensalzberg, erbaut.[54] Schon im 14. Jahrhundert sollen Hornwerke in Klosterkirchen außerhalb der Städte eingerichtet worden sein, aus Sicherheitsgründen. Diejenigen in den Stiften Rein und Heiligenkreuz blieben bis ins 20. Jahrhundert funktionierend erhalten.
Das Zusammenwirken von Türmersignal und Hornwerk – soweit es beide gab – war von Ort zu Ort verschieden organisiert. Elementare und regelmäßige Signale, z.B. das Anblasen von Tag und Nacht zu Sonnenuntergang und vor der Frühmesse, wie es u.a. die Turnerordnung von Bozen (1450) noch vorsieht, könnten an manchen Orten später dem Hornwerk zugefallen zu sein; andererseits waren Türmersignale weithin für Sicherheit und militärische Zwecke eingesetzt, während das Horn diese Funktion anscheinend weniger gut erfüllen konnte.[55]
Über das Haller “Heerhorn” berichten Einträge der städtischen Raitbücher anlässlich von zahlreichen Reparaturen und Verbesserungen seit 1422. Damals erhielt der Orgelbauer Friedrich 64 lb. für die Arbeit, und für Materialien gab der Stadtrat zusätzlich 49 lb. 7 gr. aus. Andere Spezialisten, die das Horn reparierten, waren 1424 ein “Münch” und nach dem Stadtbrand von 1449 der Orgelbauer Gennsschädl aus Wilten bei Innsbruck (1451–1452). Weitere Informationen der Jahre bis 1523, auch zu Teilen wie Zinnpfeifen, Eisenstangen, Blasbälgen, hölzernen Windladen, weiterem Zubehör und einem bemalten Gehäuse, ergeben das Bild einer urbanen Anlage von großer Bedeutung für Stadtbewohner und auswärtige Spezialisten.[56]
Zum Hornwerk auf dem Turm der Liebfrauenkirche (Dom seit 1469) in Wiener Neustadt sind ebenfalls Dokumente bekannt. Dieses soll um 1455 von Orgelmeister Wolfgang Rudorff gebaut worden sein.[57] Zwei im Stadtarchiv Wiener Neustadt vorliegende Quittungen bestätigen, dass Orgelmeister Wolfgang Rudorff das Hornwerk baute und dafür mit 17 tl. d. bezahlt wurde. Dies geschah allerdings erst gegen 1464 und auf einem Umweg, nämlich über den “Cantor und Organisten” Kaisers Friedrich III., Anthoni von Kcharfrey, der offenbar die Summe vorstreckte und sie zum 31. Oktober 1465 von der Stadtverwaltung zurückerstattet bekam (» Abb. Hornwerk-Quittung Anthoni von Kcharfrey 1465).
Abb. Hornwerk-Quittung Anthoni von Kcharfrey, 1465
„Ich Anthoni von Kcharfrey unsers Allergnedigsten Herren Herrn Friedreichen des Römischen Kaiser etc. Cantor und Organist bekchen [bekenne], das ich an stat Maister Wolfgangs Rudorff Orgelmaister, nach gescheft der ersamen und weisen […] Emphangen und Ingenommen hab Sybenzehen phundt phenig, dye Im dy bemelten Burgermaister und Ratt von wegen aines horen [Horns] In unsere Frawen Pharkirchen Turn daselbs zu der Newnstatt schuldig warden sein, nach lawt ains gewaltbriefs von dem bemelten Maister Wolfgangen […]“
Stadtarchiv Wiener Neustadt (A-WNsa), Scrin. E.177/3.Mit Genehmigung des Stadtarchivs Wiener Neustadt.
Schon am 29. September 1464 hatte der damalige Bürgermeister von Wiener Neustadt, Hans Mitternpacher, den Erhalt derselben Summe an die Stadtsteuereinnehmer quittiert, offenbar um den Betrag dann an Kcharfrey weiterzugeben.[58] Kcharfrey wurde 1465 selbst Organist an der Liebfrauenkirche; dass die Rückerstattung an ihn erst 1465 erfolgte, könnte mit seiner Ernennung zu tun haben. Ohnehin ist zu vermuten, dass Kcharfrey mit dem Orgelbauer Rudorff gut bekannt war und dass der Hof Friedrichs III. eine Rolle bei diesem Auftrag spielte, vielleicht sogar als ursprünglicher Auftraggeber, der die Rechnung Rudorffs dann an die Stadt weitergegeben hatte. Die Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau stand ja gleichsam vor der Haustüre des in der Wiener Neustädter Burg residierenden Kaisers.
Friedrich III. hatte sich bereits 1450 für ein Hornwerk engagiert, nämlich dasjenige von St. Stephan zu Wien. Damals empfahl er den Stadträten den Wiener Orgelmeister Erhart als Erbauer eines neuen Hornwerks auf dem Stephansturm, nachdem das alte im Turmbrand von 1449 zugrunde gegangen war.[59] Das Hornwerk auf dem Stephansturm wurde also vom Stadtrat kontrolliert und ist dementsprechend in den Stadtrechnungen erwähnt. Die Benutzung zu “Polizeizwecken”[60] geht daraus hervor, dass 1454 der städtische Ausrufer den bewaffneten Ausgang „auf der gassen“ nachts nach dem “hornplosen” verbot (» Kap. Nachtwächter und Ausrufer). Dem Hornwerk war ein städtischer „Knecht“ zugeteilt, der vermutlich die Blasbälge bediente. Dieser wurde 1456 als “Knecht zum Taghorn” bezeichnet und für 10 Wochen mit je 3 s. d. besoldet:
“Item ain knecht zum taghorn x wochen sold per iii s. facit ii tl. vi d.”[61]
Um ein Blasinstrument handelt es sich hier sicher nicht, denn es waren ja Trompeter – nicht “Knechte” – auf dem Turm angestellt. Es bleibt zu ermitteln, ob es auf dem Stephansturm auch ein “Nachthorn” gab (d. h. eine andere Spielweise des Hornwerks?) und ob gar die mit “Taghorn” und “Nachthorn” betitelten weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg mit Hornwerken, statt mit Blasinstrumenten, zusammenhängen könnten.[62]Kaiser Friedrich III. unternahm auch weite Reisen, z.B. zum Nürnberger Reichstag, mit einem Wagen, auf dem ein Hornwerk angebracht war.[63] Und in Nürnberg selbst ließ er anlässlich des Reichstags 1487 ein Hornwerk auf der Burg im “runden Turm” (Sinwellturm) einrichten.[64] Als er 1485 seinen Hof von Wiener Neustadt nach Linz verlegte, wurden dort dem Orgelbauer Hanns Laren für seine Arbeit am “Horn” 20 lb. angewiesen.[65] Wahrscheinlich war dies ein Hornwerk auf der Linzer Burg.
Nachtwächter und Ausrufer
Aus dem Jahre 1503 existiert eine ausführliche Dienstordnung für die “Schray” (Schreie) der Stadt Salzburg: Sie regelte die Nachtwache durch acht festangestellte Wächter, deren jeder 7 fl. (rheinische Gulden) im Jahr verdiente. Diese Ordnung ist wertvoll durch die genaue Ortsangabe der Häuser, Tore und Straßen, wo die Wächter jeweils zu zweit die Uhrzeit und Feuerwarnung ausriefen (» E. SL Dienstregelung der Salzburger Nachtwächter, 1503).
Auch in Wien waren gewiss städtische Wächter zu Fuß beschäftigt, doch ist über deren regulären Dienst wenig bekannt. Zahlreicher sind die Belege über öffentliche Ausrufer, die vor allem bei besonderen Gelegenheiten und zur polizeilichen Sicherung eingesetzt wurden. Die Texte ihrer öffentlichen Ankündigungen in Wien, die im Copey-Buch der gemainen Stat Wienn, 1454–1464 niedergelegt wurden, sind überwiegend politisch-diplomatische Mitteilungen an die Bevölkerung, öfters auch Warnungen und Verbote zu besonderen Anlässen. Gemäß einer Verordnung von 1453 wirkten sie mit dem Hornwerk von St. Stephan sozusagen im Tandem: Der Ausrufer sollte allen Einwohnern mitteilen, dass nachts nach dem “hornplosen” (Hornblasen) keiner mehr bewaffnet auf die Straße gehen dürfe. Dazu rief er folgenden Text aus:
“Es gebietet unser gnädigster Herr Lasslaw, zu Böhmen und Ungarn König, Herzog zu Österreich, Markgraf zu Mähren, sein oberster Hauptmann, Graf Wolfgang von Wallsee, sein Regierender Landmarschall in Österreich, auch der Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt hier zu Wien, allen Personen, welcher Art und welchen Standes sie auch seien, und einer soll das dem andern sagen, dass niemand, er sei geistlich oder weltlich, adelig oder unadelig, nachts nach dem Hornblasen mehr mit Waffen auf der Gasse gehen soll, oder mit wehrhafter Hand [mit versteckten Waffen oder Messern?], und ohne ein offenes Licht. Welche dem aber zuwiderhandeln und dabei ertappt werden, die wird man wie schädliche Leute behandeln und ohne alle Gnade bestrafen. Das ist gerufen worden am Samstag vor St. Martinstag anno 1453.”[66]
Am 14. Jänner 1458 wurde mit ganz entsprechenden obrigkeitlichen Präambeln das Verbot ausgerufen, “dass keiner üble, unehrbare, schändliche, ungehörige, unzüchtige Worte von niemand hier reden, schreiben, dichten oder singen solle, bei Tag oder bei Nacht”; wer solche Leute anzeigte, dem wurden je 32 Gulden Lohn versprochen, während dem Übeltäter gnadenlose Strafe an Leib und Gut angedroht wurde. Und weiter:
“Es soll auch keiner Schlittenfahrten, Saitenspiel, Tänze und alle anderen öffentliche Vergnügungen im Freien abhalten, und keiner soll auf der Gasse in irgendeiner Art von Verkleidung gehen; wer aber dabei ertappt, wird, den soll man schwer bestrafen.”[67]Wegen der Kriegsläufe wurde also im ersten Fall das Waffentragen nachts auf der Straße streng verboten, im zweiten Fall aber ein ganzes Bündel von Handlungen: üble Nachrede, Spottlieder, Verkleidungen, alle öffentlichen Vergnügungen einschließlich des Musizierens. Man darf daraus ablesen, dass – gerade zur Winterszeit im Krieg – in der Bevölkerung ein Bedürfnis nach solchen Dingen bestand. Auf der Seite der Behörden vermischten sich hingegen Sicherheitserwägungen (vor allem gegenüber der notorischen Streitlust der Wiener) mit moralischen und womöglich sogar ästhetischen Vorurteilen. Obwohl der oder die Ausrufer das öffentliche Singen und Spielen verbieten mussten, ist ihr eigener Vortrag ohne eine musikalische Komponente kaum vorstellbar.
Dem entspricht, dass in vielen Städten vor allem der Jahrmarkt oder Wochenmarkt traditionell als gewaltloser Bereich respektiert wurde: Der rechtliche Status des “Marktfriedens” musste aber öffentlich bekanntgemacht werden. Üblich war, den Markt durch Glockenläuten anzuzeigen; Ausrufer wurden oft zusätzlich eingesetzt. In der Handelsstadt Wels bestellte man primär die Torhüter zum Anblasen der Jahres- und Wochenmärkte, doch mindestens 1472–1473 wurde auch ein Schüler mit dem Ausrufen von Ankündigungen betraut und mit 2 d. täglich bezahlt.[68]
Auf friedliche und zeremonielle Weise beschäftigte man Ausrufer für die Ankündigung des zweimal im Jahr veranstalteten städtischen Scharlachrennens (» E. SL Scharlachrennen). Das “Scharlach-Ruffen“ begann vor der Schranne (dem Gerichtsgebäude) und wurden mit Hilfe von berittenen Trompetern überall in der Stadt wiederholt. Im Jahre 1456 werden zwei Trompeter und ein „Rüffer“ mit drei Pferden ausgestattet und für das Scharlachausrufen bezahlt.[69] 1471 sind neben den Stadttrompetern auch solche des Kaisers beteiligt und werden vom Magistrat bewirtet. 1478 wird auch das Verbot ausgerufen, während der Veranstaltungen in der Stadt Messer zu tragen.[70]
[1] Die Geschichte Wiens ist ausgebreitet in den Archivquellen bei Verein für Geschichte der Stadt Wien 1895–1937 und erzählt von Historikern wie z. B. Csendes/Opll 2001. Die Jahrgänge der Wiener Stadtrechnungen werden im Folgenden abgekürzt: “Wiener Stadt- und Landesarchiv (A-Wsa), 1.1.1. B 1/ Oberkammeramtsrechnung 1. Reihe 1 (1424)“ usw. wird hier angegeben als „OKAR 1 (1424)“ usw.
[3] Vgl. Perger 1991.
[4] Zu Prozessionswegen vgl. » E. Musik im Gottesdienst, Kap. Prozessionen von St. Stephan.
[5] Salmen 1977. Die von Harry Kühnel, Gerhard Jaritz und Elisabeth Vavra am Institut für mittelalterliche Realienkunde Österreichs (Imareal) unternommene Alltagsforschung hat sich vor allem den visuellen Zeugnissen gewidmet; doch ist der Ansatz zwischen den Medien übertragbar und würde eine urbane „Phonographie“ erlauben.
[7] Die Wiener Trompetergasse, wo städtische Trompeter und Spielleute wohnten (was allerdings vom Ort ihrer Aufführungen zu unterscheiden ist), befand sich in der Vorstadt vor dem Widmertor, also in den an die Hofburg anstoßenden Bereichen des heutigen 7. Bezirks (Schusser 1986, 146, Nr. 129).
[8] Textdokumente und Abbildungen zur Musikpflege Wiens sind bei Zapke, Urbane Musik, gesammelt; doch ist die im Titel „Urbane Musik und Stadtdesign“ angedeutete Verlinkung zwischen Topographie und Musik nicht durchgeführt. Die Prozessionsordnung in » A-Wn Cod. 4712 (» E. SL Fronleichnamsprozession; Zapke 2015, 91–93) fixiert die Hierarchie der teilnehmenden Gruppen, entbehrt aber jeder topographischen Angabe. Zu belegbaren Verbindungen von Prozessionsritus und urbaner Topographie in anderen Städten vgl. Strohm 1985, 4–7 (Brügge); Saucier 2013 (Lüttich); Knighton 2016 (Barcelona). Vgl. auch » E. Musik im Gottesdienst, Kap. Prozessionen von St. Stephan.
[9] Ein Beispiel der letzteren aus dem 15. Jahrhundert bei Schusser 1986, 13, Nr. 3.
[10] Fenzl/Zehetner 2009, 1–3.
[11] Genannt wird z. B. “Hans Hofmann” im Jahre 1481 (OKAR 45 (1481), fol. 21v).
[13] Schusser 1986, 12 f., Nr. 2.
[16] Währung: 1 Pfund (tl.) = 8 große („lange“) Schillinge (s.) = 240 Pfennige (d., denarii).
[17] OKAR 11 (1451), fol. 56r; Schusser 1986, 147, Nr. 133 nach OKAR 46 (1485), fol. 12r. Der “Turner von Ratglokn”, Erhart Lindner, erhielt 1475 einen Jahressold von 4 tl. (OKAR 38 (1475), fol. 36v). Lindner versah das Turmwächteramt an der Ratglocke und als Trompeter in Personalunion: vgl. seine Bezeichnung als “Trompeter” 1476 (vgl. Kap. Verschiedene Aufgaben der Stadttrompeter).
[18] OKAR 2 (1426), fol. 24v.
[19] OKAR 21 (1463), fol.49v.
[20] OKAR 11 (1451), fol.113r–v.
[21] OKAR 11 (1451), fol. 135r.
[22] OKAR 5 (1438), fol. 90r; OKAR 6 (1440), fol. 98r.
[23] Das Läuten der Ratglocke für Ratsversammlungen ist z. B. in OKAR 46 (1485), fol. 12v belegt (Schusser 1986, 147, Nr. 133).
[24] Camesina 1874, 67, Nr. 325 (1436 VII 02) (Wortlaut modernisiert.)
[25] Zur Bau- und Spielweise mittelalterlicher Trompeteninstrumente vgl. den Überblick bei Żak 1979, 305–315.
[26] OKAR 15 (1457), fol. 45v.
[27] OKAR 17 (1459), fol. 34v.
[28] Bowles 1977, 139, Abb. 131: französisches Wächterhorn um 1460–1470.
[29] König Sigismund erteilte auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) Trompeterprivilegien an die Freien Reichsstädte Konstanz, Augsburg, Nürnberg und Ulm (Żak 1979, 149–155).
[31] Vgl. Schusser 1986, 164, Nr. 151 (Ziegler) und die Abb. auf S. 48.
[32] Vgl. Strohm 1993, 107, und Schuler 1966, beide mit weiteren Beispielen.
[33] So z. B. die Trompeter König Albrechts II. nach seiner Krönung in Prag im Juni 1438 (OKAR 5 (1438), fol. 62r).
[34] OKAR 7 (1441), fol. 110r. Für „Ydungspewgen“ lies „Jedenspeigen“ (im Marchfeld; Sitz einer aufständischen Adelsfamilie). Unter “volckch” sind die städtischen Söldner zu verstehen.
[36] OKAR 11 (1451), fol. 56r.
[37] OKAR 12 (1452), fol. 75r.
[38] OKAR 12 (1452), fol. 75r.
[39] OKAR 11 (1451), fol. 56r. Es handelt sich wohl um den Turmbrand von 1449, dem auch das Hornwerk und das Ziffernblatt der Turmuhr zum Opfer fielen (vgl. Kap. Hornwerke).
[40] OKAR 38 (1475), fol. 34v.
[41] Vgl. weiter zu den städtischen Musikern und ihren sozialen Belangen » E. Städtisches Musikleben.
[42] OKAR 40 (1477), fol. 115r.
[43] OKAR 21 (1463), fol. 37r.
[44] OKAR 11 (1451), fol. 56r.
[45] OKAR 39 (1476), fol. 31r.
[46] Schusser 1986, 117, Nr. 98 (Klaus Lohrmann). Die Vermutung, dass „selbst der Hof damals über keine ständigen Musiker verfügte“, ist natürlich unhaltbar.
[47] Die Speierische Chronik berichtet zu einem Festmahl im Rahmen des Treffens Kaiser Friedrichs III. mit Karl den Kühnen 1473 in Trier von dem Einsatz von Trompetern und weiteren Musikern: Es wurden 33 Gänge aufgetragen und „wann man zu tische trug, so gingen vor dem essen 10 trumpter, 3 pfiffer, 2 pussuner“; nach dem letzten Gang bliesen zuerst die zehn Trompeter im Saal, dann spielte ein gemischtes Alta-Ensemble von drei Trompetern, vier Pfeifern und zwei Posaunisten, im Anschluss daran die Ensembles leiser Instrumente (Speierische Chronik. Von 1406 bis 1476, in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte 1, hrsg. von Franz Josef Mone, Karlsruhe 1848, 367–520, hier 509 f.).
[48] Schusser 1986, 142, Nr. 122.
[49] Uhlirz 1902, 338 (1417) bzw. OKAR 4 (1436), fol. 100r. Allgemein zu Trompetern in der Fronleichnamsprozession vgl. Altenburg 1984.
[50] OKAR 4 (1436), fol. 32v.
[51] OKAR 17 (1459), fol. 34v.
[52] Die Aufgaben von Stadttrompetern in süddeutschen Stadten erläutert Green 2011. Viele ikonographische Belege zur Trompetenverwendung bei Bowles 1977; zum Zusammenspiel mit anderen Musikern vgl. besonders S. 138.
[53] Quoika 1959. Krones 2016 erläutert: “Die Funktion der H.e ist jener des Glockengeläutes sehr ähnlich, sie erklangen zu bestimmten Tageszeiten oder zu festlichen Gelegenheiten, H. und Glocken wurden auch abwechselnd oder gemeinsam gespielt. Die H.e waren vornehmlich auf den Kirch- und Tortürmen der Städte und Klöster oder auf Festungsanlagen postiert.”
[54] Nach Berichten u.a. von Leopold Mozart spielte dieses Hornwerk sowohl den verstärkten F-Dur-Akkord (was ihm den Namen gegeben hat) als auch eine Skala von 25 Einzelnoten, die das Spielen zahlreicher Melodien erlaubte: vgl. u.a. Schneider 1935, 43, und Senn 1938, 94 Anm. 3. Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Gerhard Walterskirchen, Salzburg, war die Skala zur Entstehungszeit noch nicht verfügbar. Jedoch sei hier vorgeschlagen, dass bereits im 15. Jahrhundert ein Hornwerk auf dem Turm der Stadtpfarrkirche oder des Rathauses zu Salzburg existierte.
[55] Senn 1938, 102, mit weiteren Informationen zu Hall und Salzburg.
[56] Senn 1938, 96–103.
[57] Quoika 1959, 25; Dworschak/Kühnel 1963, 41.
[58] Stadtarchiv Wiener Neustadt (A-WNsa), Scrin. E. 177/1.
[59] Quoika 1959, 23f.; Verein für Geschichte der Stadt Wien 1895–1937, Abt. II/Bd. 2, Nr. 3345.
[61] OKAR 14 (1456), fol. 31v.
[62] Zu diesen Liedern, ihren Fassungen und ihrem Zusammenhang mit Instrumentalspiel vgl. Welker 1984/1985.
[63] Senn 1938, 94 (nach H. J. Moser).
[64] Green 2011, 11-12.
[65] Stadtarchiv Linz (A-LIsa), Hs. 856 (Kerschbaum Chronik), Bd. 2, 36. “Hanns Laren” könnte mit dem Orgelbauer Hanns Law(e)n aus Deggendorf identisch sein, der 1478 die Orgel der Stadtpfarrkirche zu Steyr errichtete (»Abb. Orgelbau Steyr 1478). Wessely 1951, 107, bezeichnet ihn als den ersten ortsansässigen Orgelbauer in Linz, “der, wie man weiß, sein Holz aus den Forsten des Stiftes Lambach bezog”.
[66] Copey-Buch 1853, 12-13 (Wortlaut modernisiert). Weitere Ausrufe ebendort 73 und 244 ff.; zum letztgenannten auch Mantuani 1907, 372, Anm. 7, und 376 ff.; Quoika 1959, 21-23.
[67] Copey-Buch 1853, 73 (Wortlaut modernisiert); Mantuani 1907, 372, Anm. 7; Quoika 1959, 21.
[68] Stadtarchiv Wels (A-WEsa), Akten Sch. Nr. 18 Kammeramtsrechnungen, fol. 2r (1472), fol. 2v (1473); 1474 werden “von wegen des Studenten” 32 d. ausgegeben, wahrscheinlich zu demselben Zweck.
[70] Schusser 1986, 146, Nr. 130, nach OKAR 30 (1471), fol. 40v; OKAR 1478, fol. 98v und 99v.
Empfohlene Zitierweise:
Reinhard Strohm: „Die Klang-Aura der Stadt“, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich <https://musical-life.net/essays/die-klang-aura-der-stadt> (2017).