Sie sind hier

Hörner- und Trompetenschall

Reinhard Strohm

Neben dem Glockengeläut waren Blechblasinstrumente die intensivste und häufigste Signal- und Lärmquelle mittelalterlicher Städte. Man verwendete zum Signalgeben verschiedene Instrumente: von alters her Hörner verschiedener Größen, z. B. auf Mauern und Türmen; dann zunehmend (Natur-)Trompeten (Businen), deren Klang heller und höher war, obwohl die auf zeitgenössischen Abbildungen dargestellten geradrohrigen Instrumente wohl kaum im später beliebten Clarinregister geblasen werden konnten.[25] Seit ca. 1400 waren auch Zugtrompeten, bei denen die Tonhöhe durch Verschieben des Mundstücks verändert werden konnte, und Posaunen mit Bügelvorrichtung gerade in Städten verbreitet. Die Wiener Archivquellen erwähnen „pusauner“ seit spätestens 1457 (Posauner von Herzog Albrecht VI.);[26] 1459 erhalten zwei Pfeifer und ein Posauner Botenlohn.[27]

Das Horn war traditionell als Jagdhorn und als Signalinstrument im Krieg gebräuchlich; im städtischen Bereich kannte man es vor allem als Türmer- bzw. Wächterhorn. In diesen Funktionen dürfte es auch früher benützt worden sein als die Trompete. Der heraldische Status und die Repräsentationsfunktion der Trompeten wurden Hörnern bemerkenswerterweise gar nicht zugeschrieben. Türmerhörner (Signalhörner) waren in vielen mittelalterlichen Städten schon früh im Gebrauch und sind auch ikonographisch belegt, wenn auch seltener als Trompeten (» Abb. Türmerhorn Heiligenkreuzer Psalter).[28]

 

 

[25] Zur Bau- und Spielweise mittelalterlicher Trompeteninstrumente vgl. den Überblick bei Żak 1979, 305–315.

[26] OKAR 15 (1457), fol. 45v.

[27] OKAR 17 (1459), fol. 34v.

[28] Bowles 1977, 139, Abb. 131: französisches Wächterhorn um 1460–1470.