Instrumentalisten
Die Zahl der an Friedrichs III. Hof beschäftigten Instrumentalisten entsprach in etwa der seiner Kantoren; es dürften im Regelfall mindestens an die zehn Musiker gewesen sein.[51] Gelegentlich sind aber auch deutlich mehr Instrumentalisten in seinen Diensten belegt – so hatte er bei einem Aufenthalt in Tirol 1488 ganze 17 Trompeter, Posaunisten und Pfeifer mit sich.[52] Die Instrumentalisten musizierten bei geistlichen und weltlichen Anlässen gemeinsam mit den Kantoren, hatten darüber hinaus aber auch andere musikalische Aufgaben.[53] Im 15. Jahrhundert wurde im Allgemeinen zwischen den beiden Gruppen der haut- und bas-Instrumente, also der lauten und leisen Instrumente, unterschieden.[54] Die beiden Instrumentengruppen spielten nicht gemeinsam im Ensemble und hatten bei der Begleitung des höfischen Zeremoniells verschiedene Aufgabenbereiche.[55]
Friedrichs primäres Interesse und hauptsächliche Förderung im Bereich der Instrumentalmusik galt den Spielern der haut-Instrumente.[56] Die Spieler der haut-Instrumente waren die höher angesehenen und vorrangig für die zeremonielle und repräsentative Musik der Höfe herangezogenen Instrumentalisten. Zu ihnen zählten u. a. Trompeter, Posaunisten, Pfeifer und Pauker.[57] Sie spielten bei öffentlichen Anlässen wie bei allen möglichen höfischen Aufzügen, bei Festmählern, bei Tanzveranstaltungen, bei Turnieren und Jagden und auch im Krieg.[58] Vgl. » Abb. Einzug Friedrichs III. in Rom zur Kaiserkrönung, 1452.
Die haut-Instrumente wurden hauptsächlich im Ensemble gespielt, wobei die Zusammenstellung der Instrumente ziemlich reglementiert war.[59] Trompeten wurden üblicherweise mit Ausnahme von Trommeln und gelegentlich Pauken mit keinen anderen Instrumenten kombiniert.[60] Die Trompeter, die angesehensten und bestbezahlten Instrumentalisten am Hof, bildeten zusammen mit den Paukern unter den höfischen Instrumentalisten eine eigene Gruppe und waren als Symbol hohen Standes und zur Demonstration von Macht und Herrschaft für die weltliche Repräsentation eines Herrschers unverzichtbar.[61] Friedrichs III. Trompeterensemble scheint im Schnitt um die sechs Personen umfasst zu haben; die Trompeter sind jedoch in unterschiedlicher Besetzungsstärke aufgetreten.[62] Die Zahl seiner Trompeter scheint im Vergleich zu den außerordentlich großen Trompeterensembles Karls den Kühnen und Matthias Corvinus‘ (mit nachweislich bis zu 12 bzw. 24 Musikern) zwar eher gering, entspricht aber der durchschnittlichen Ensemblegröße bei den bedeutenderen Reichsfürsten.[63] In ihrem Ansehen folgten die Posaunisten und Pfeifer den Trompetern in der Gruppe der Instrumentalisten.[64] Sie spielten zusammen im alta-Ensemble, das bei Friedrich in der Standardbesetzung – so wie bei den großen Reichsfürsten zu dieser Zeit üblich – wohl drei Schalmeien und zwei Posaunen umfasste.[65] Einige von Friedrichs III. haut-Instrumentalisten sind namentlich bekannt.[66]
Zu den bas-Instrumentalisten Friedrichs III. ist die Quellenlage ausgesprochen spärlich. Die bas-Instrumente wurden aufgrund ihrer geringen Lautstärke vornehmlich für die Musik im kleineren Rahmen bzw. im Privaten, aber z. B. auch bei Banketten und vornehmlich kirchlichen Prozessionen genutzt und galten als weniger repräsentativ. Zu ihnen zählten u. a. Laute, Streichinstrumente, verschiedene Orgelarten und Harfe.[67] Sie wurden seltener im Ensemble gespielt – wobei sie in ihrer Kombination flexibler waren als die haut-Instrumente –, sondern bevorzugt solistisch eingesetzt.[68] Auch wurde Sologesang zusammen mit leisen Instrumenten dargeboten.[69] An den größeren Höfen des Reichs war es ab etwa der Jahrhundertmitte üblich, zwei bis drei Spieler leiser Instrumente, darunter immer mindestens einen Lautenisten, zu beschäftigten.[70] Friedrich III. unterhielt außer einem Organisten wohl zumindest gelegentlich Lautenisten (» Hörbsp. ♫ Laute) und Streicher (» Hörbsp. ♫ Vielle) und in seinen frühen Regierungsjahren auch einen Harfenisten.[71]
Übrigens soll Friedrich III. selbst Laute gespielt haben. So berichtet Gabriel Tetzel, ein Begleiter Leo von Rozmitals, in seinem Reisetagebuch zu dem Besuch bei Kaiserin Eleonore in Wiener Neustadt 1467, dass Eleonore sich sehr an den portugiesischen Tänzen erfreute, die der Lautenist Rozmitals zum Besten gab und wollte, dass der kunig diese spielen und tanzen lerne (vgl. auch » D. Fürsten und Diplomaten.).[72]
Die den bas-Instrumentalisten zugerechneten Organisten nahmen, da sie der Hofkapelle angehörten, eine Sonderstellung unter den Instrumentalisten ein.[73] Die Hoforganisten gaben sowohl geistliches wie auch sehr viel weltliches Repertoire zum Besten und spielten daher neben der Standorgel (» Hörbsp. ♫ Orgel) oft auch das Portativ (» Hörbsp. ♫ Portativ).[74] Friedrich III. ist der erste, aus dessen Regierungszeit die Namen von Hoforganisten genannt werden.[75] Außer zu dem aus Kobarid in der Diözese Aquilea stammenden Antonius Primi de Chaphoreto (Anton Charfrey), der in den 1460er Jahren Kantor und Organist Friedrichs III. war, ist zu diesen aber nichts Näheres bekannt.[76] Des Weiteren wird 1481 ein Rudolf Ruedorf als Orgelmacher Friedrichs III. genannt. Einen eigenen Orgelmeister benötigte dieser wohl, da er angeblich auf Reisen immer eine fahrbare Orgel mitnahm.[77] Auch über ein fahrbares cornu organicum super turrim (ein „Orgelhorn auf einem Turm“, ein Hornwerk) [78] soll er verfügt haben, das er für sich fertigen ließ, um damit „unabhängig von einer festen Residenz überall im Lande seiner herrschaftlichen Würde Ausdruck verleihen zu können.“[79]
[51] Heinig 1989, S. 159; Lütteken 2002, Sp. 137.
[52] Heinig 1989, S. 167.
[53] Gruber 1995, S. 193, 196; Heinig 1989, S. 159; Hortschansky 1989, S. 63ff.; Polk 1992, S. 29, 33, 40; Ruhnke 1996, Sp. 1789; Senn 1954, S. 2, 6ff.; Walterskirchen 1993, S. 52.
[57] Hortschansky 1989, S. 63; Zak 1979, S. 127; Polk 1992, S. 8.
[58] Heinig 1989, S. 159; Hortschansky 1989, S. 63; Senn 1954, S. 2, 6.
[61] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 169; Zak 1979, S. 303f.
[63] Heinig 1989, S. 166f.; Picker 1989, S. 218f.; Polk 1992, S. 47f., 90ff.; Zak 1979, S. 301ff.
[64] Heinig 1989, S. 166.
[65] Polk 1992, S. 83, 88, 101.
[66] Heinig 1989, S. 166ff.; Salmen 1977, S. 123.
[67] Polk 1992, S. 8, 29, 33, 40, 89; Senn 1954, S. 8.
[70] Polk 1992, S. 26ff., 98ff.
[71] Heinig 1989, S. 166; Heinig 1991, S. 148; Polk 1992, S. 39, 89.
[72] Salmen 1977, S. 136.
[73] Heinig 1989, S. 155; Ruhnke 1996, Sp. 1789.
[75] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 166.
[76] Gancarczyk 2013, S. 248f. Vgl. zu Antonius Primi de Chaphoreto auch » E. Kap. Hornwerke.
[77] Flotzinger 1995, S. 90.
[78] Vgl. » E. Kap. Hornwerke.
[79] Salmen 1977, S. 118.
[1] Borghetti 2008, S. 182–197; Hortschansky 1989, S. 62f.
[2] Hortschansky 1989, S. 62f.
[3] Hödl 1988, S. 165–182; Hödl 1999; siehe auch: http://www.habsburger.net [13.07.18].
[4] Heinig 1997; Hödl 1988, S. 191–226; Koller 1999; Koller 2005; Krieger 2004, S. 169–237; siehe auch: http://www.habsburger.net [13.07.18].
[5] Gruber 1995, S. 179; Heinig 1989, S. 169f.
[6] Panagl 2003, S. 11.
[7] Gruber 1995, S. 170ff.; Hilscher 2000, S. 23f.
[8] Hortschansky 1989, S. 42; Lütteken 2002, Sp. 137.
[9] Heinig 1989, S. 157f.; Panagl 2003, S. 12.
[10] Heinig 1989, S. 159; Panagl 2003, S. 11.
[11] Heinig 1989, S. 154ff., 159; Ruhnke 1996, Sp. 1788ff.; Senn 1954, S. 11.
[12] Hier handelt es sich wahrscheinlich um Adam Hustini de Ora aus Cambrai, der 1442/43 als Kantor Friedrichs III. belegt ist (Heinig 1997, Bd. 3, S. 1451; Strohm 1993, S. 182).
[13] Heinig 1989, S. 158, Anm. 29; Panagl 2003, S. 22f.; Strohm 1993, S. 504f.
[14] Hilscher, Elisabeth Th., Art. „Habsburg“, in: MGG Online https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46118 [17.07.18].
[15] Vgl. Heinig 1989, S. 157.
[16] Strohm 1993, S. 504f.
[17] Heinig 1997, Bd. 3; Gancarczyk 2013.
[18] Gruber 1995, S. 179.
[19] Lütteken 2002, Sp. 137; Strohm 1993, S. 255.
[20] Heinig 1989, S. 161; Strohm 1993, S. 256.
[21] Heinig 1989, S. 170.
[22] Heinig 1989, S. 156, 161f.
[24] Gancarczyk 2013, S. 253.
[25] Strohm 1993, S. 506.
[26] Heinig 1989, S. 160; Heinig 1991, S. 145.
[27] Heinig 1989; Heinig 1997, Bd. 3; Gancarczyk 2013.
[28] Heinig 1989; Heinig 1997, Bd. 3, S. 1447-1459; Strohm 1993, S. 182; Gancarczyk 2013.
[29] Lütteken 2002, Sp. 137.
[30] Hortschansky 1989, S. 42.
[31] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 756f.; Wright 1992, S. 42.
[32] Hilscher 2000, S. 23; Wright 1992, S. 41f.
[33] Heinig 1989, S. 158f.; Wright 1992, S. 42.
[34] Heinig 1989, S. 158; Meyer-Eller 1986, S. 149f.; Wright 1992, S. 42 – Fußnote 5; Rep. Germ. VII, Nr. 186 (http://rg-online.dhi-roma.it/RG/7/186 [27.05.2018]).
[35] Kluger 2013, S. 47.
[36] Meyer-Eller 1986, S. 149.
[37] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 757.
[38] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 159.
[39] Federhofer 1971, S. 621.
[40] Gancarczyk 2013, S. 251f.
[41] Reichert 1954, S. 115. Dieser könnte mit dem Kleriker und Sänger „Nicolaus Mayoul jun.“ identisch sein, der am 23. Januar 1477 in Brügge seine Primiz feierte und anschließend als Kaplan Maximilians I. und später Philipps des Schönen belegt ist: Strohm 1984, S. 186. Freilich bezeichnet ihn Pietzsch 1966, S. 189, als Mayoul den Älteren.
[42] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 757; Meyer-Eller 1986 , S. 148.
[43] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 758.
[44] Strohm 1993, S. 257; Lütteken 2002, Sp. 137.
[45] Petzsch 1999, S. 950f.; Spechtler 1995, S. 134.
[46] Petzsch 1999, Sp. 951; Spechtler 1995, S. 101f., 134; Polk 1992, S. 89.
[47] Petzsch 1999, S. 951f.; Spechtler 1995, S. 134.
[48] Spechtler 1995, S. 134; Suppan 1995, S. 158.
[49] Haller 1965, S. 42.
[50] Petzsch 1999, S. 951.
[51] Heinig 1989, S. 159; Lütteken 2002, Sp. 137.
[52] Heinig 1989, S. 167.
[53] Gruber 1995, S. 193, 196; Heinig 1989, S. 159; Hortschansky 1989, S. 63ff.; Polk 1992, S. 29, 33, 40; Ruhnke 1996, Sp. 1789; Senn 1954, S. 2, 6ff.; Walterskirchen 1993, S. 52.
[57] Hortschansky 1989, S. 63; Zak 1979, S. 127; Polk 1992, S. 8.
[58] Heinig 1989, S. 159; Hortschansky 1989, S. 63; Senn 1954, S. 2, 6.
[61] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 169; Zak 1979, S. 303f.
[63] Heinig 1989, S. 166f.; Picker 1989, S. 218f.; Polk 1992, S. 47f., 90ff.; Zak 1979, S. 301ff.
[64] Heinig 1989, S. 166.
[66] Heinig 1989, S. 166ff.; Salmen 1977, S. 123.
[71] Heinig 1989, S. 166; Heinig 1991, S. 148; Polk 1992, S. 39, 89.
[72] Salmen 1977, S. 136.
[73] Heinig 1989, S. 155; Ruhnke 1996, Sp. 1789.
[75] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 166.
[76] Gancarczyk 2013, S. 248f. Vgl. zu Antonius Primi de Chaphoreto auch » E. Kap. Hornwerke.
[77] Flotzinger 1995, S. 90.
[78] Vgl. » E. Kap. Hornwerke.
[79] Salmen 1977, S. 118.
[82] Wright 1986; Strohm 1993, S. 255; Strohm 1998, Sp. 804.
[83] Strohm 1998, Sp. 803
[84] Keine dieser jüngeren Sammlungen wurde allerdings für den Wiener Hof hergestellt, sondern sie entstanden in und für Trient; » K. I-TRcap 93* und Strohm 1998.
[85] Fischer 1994, Sp. 677; Strohm 1993, S. 254.
[86] Kluger 2013, S. 66f.
[87] Borghetti 2008, S. 193; Heinig 1989, S. 180; Strohm 1984, S. 224.
[88] Gruber 1995, S. 202; Senn 1954, S. 17; Strohm 1993, S. 505.
[89] Heinig 1989, S. 159; Polk 1992, S. 132; Ruhnke 1996, Sp. 1789; Suppan 1995, S. 146; Walterskirchen 1993, S. 52.
[90] Polk 1992, S. 2, 132; Suppan 1995, S. 146.
[91] Strohm 1992, S. 93, auch S. 97f.
[92] Ammendola 2010, S. 71f.; Hilscher 2000, S. 32f.
[93] Ammendola 2010, S. 72, vgl. auch S. 71.
[94] Cumming 1999, S. 2; Finscher 1989/90, S. 281–287; Hilscher 2000, S. 32f.
[95] Finscher 1989/90, S. 306.
[97] Panagl 2003, S. 22; Kluger 2013, S. 83. Als Ausgangsmaterial für die musikalische Analyse von Romanorum rex inclyte und O rex Fridrice diente Keith E. Mixter (Hg.): Johannis Brassart. Opera Omnia.Tonus II. Motetti (Corpus mensurablilis musicae 35), [o. O.]: American Institute of Musicology 1971.
[98] Ammendola 2010, S. 73ff.; Panagl 2003.
[99] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 757; Panagl 2003, S. 22.
[100] Boone, Graeme, Art. „Sarto, Johannes de“, in: MGG Online https://www.mgg-online.com/mgg/stable/15982 [1.3.2019].
[101] Für eine textlich-musikalische Analyse siehe Panagl 2003, S. 23–26, und Kluger 2013.
[102] Cumming 1999, S. 209, 214f.; Finscher 1989/90, S. 288.
[103] Vgl. Kluger 2013, S. 104. Für eine ausführlichere Analyse von O rex Fridrice siehe Kluger 2013.
[104] Gancarczyk 2006, S. 105f.; Strohm 1993, S. 263.
[105] Panagl 2003, S. 26; Strohm 1993, S. 256.
[107] Saucier 2008; Panagl 2003, S. 28f. Saucier bietet eine ausführliche Auslegung zu den textlichen Bezügen und symbolischen Deutungsmöglichkeiten von O rex Fridrice, hauptsächlich in Bezug auf die christliche Liturgie und religiöse Schriften.
[108] Saucier 2008, S. 178f.; Kluger 2013, S. 90f.
[109] Panagl 2003, S. 24, 27.
[110] Für die Mensuren in O rex Fridrice see Saucier 2008, S. 161ff., und Cuyler 1974, S. 485–488.
Empfohlene Zitierweise:
Mirjam Kluger: „Hofmusik. Albrecht II. und Friedrich III.“, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich <https://musical-life.net/essays/hofmusik-albrecht-ii-und-friedrich-iii> (2018).