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Orgel

Abb. Orgel Maria am Gestade
Abb. Orgel Maria am Gestade

Darstellung der Orgel auf dem Fragment des ehemaligen Hochaltarretabels aus Maria am Gestade in Wien, ca. 1460.
© Josef Leithner

Brett Leighton
Michael Peschko
Praeambulum super d
1448
fol. 3r

Im 13.-15. Jahrhundert gab es drei verschiedene Typen von Orgeln: das Portativ, das Positiv und das Blockwerk (sowie das Hornwerk, eine bestimmte Unterkategorie des Blockwerks). Die frühesten Erwähnungen eines Pedals und die früheste, erhaltene Orgelmusik datieren beide aus dem 14. Jahrhundert. Während des 15. Jahrhunders wurden Portative und Blockwerke größer und erhielten im Zuge der sich entwickelnden Orgeltechnologie größere Tastenumfänge. Man begann außerdem, die vielen Pfeifenregister der Blockwerke in einzelne Registerzüge aufzuspalten (Stimmscheidung).

Aus der weiteren Region sind Orgeln dokumentiert für Politz (Nordböhmen) 1294, den Wiener Stephansdom 1334, Feldkirch 1335, St. Lambrecht 1336, die Kathedrale von Salzburg 1383 und 1399 (mit 2024 Pfeifen und 22 Bälgen). Das folgende Jahrhundert zeigt eine rasante Entwicklung in der österreichischen Orgellandschaft: Wiener Stephansdom 1400, Altenburg 1427, St. Georgen am Längsee 1433, Klosterneuburg 1437-1441, Ossiach 1450, Salzburg 1465, Steyr 1478, Maria Saal 1496, Saint Wolfgang am Abersee 1497.

Der österreichische Hof wurde zu einem wesentlichen Zentrum für Orgelbau und -spiel (der Titel des „Hoforganisten“ wird an der Wiener Hofkapelle immer noch beibehalten) und in diesem Zusammenhang sind für den österreichischen Raum Conrad Paumann, Paul Hofhaimer und der Orgelbauer „Leonhard“ (Lionardo di Salisburgo) von besonderer Bedeutung.

Einige Orgeln dieser Epoche sind erhalten, darunter der „Salzburger Stier“, ein Hornwerk aus dem Jahre 1515 in der Festung Hohensalzburg. Am Stephansdom in Wien befindet sich eine Nische für eine Schwalbennestorgel aus dem frühen 16. Jahrhundert. Obwohl heute leer, ist sie im Volksmund als „Orgelfuß“ bekannt. Einer der wichtigsten Architekten des Stephansdoms war „Meister Pilgram“, dessen aus einem Fenster gelehnter Kopf in die Basis des Orgelfußes gemeißelt wurde. Die Inschrift stammt von 1513, Aufzeichnungen über dort installierte Orgeln beginnen ab 1517.

Die hier eingespielte gotische Orgel (Andreaskirche, Ostönnen, ca. 1430, hier abgebildet, mit zahlreichen Restaurationen und Veränderungen bis 2003) ist nach einer Interpretation der Schlick-Temperatur leicht mitteltönig gestimmt (bei a‘ = 482 Hz bei 18°C). Register: Praestant (8‘), Gedackt (8‘), Octave (4‘), Quinta (3‘), Superoktave (2‘), Mixtur (vierfach), Sesquialtera (zweifach), Trompete (8‘) – Pedal angehängt. Tonumfang: C, D-c”‘ (Pedal bis C, D-g)

(Aufnahme mit freundlicher Genehmigung entnommen aus der CD „Musik für Orgel und Zink auf der ältesten spielbaren Orgel der Welt“, Brett Leighton (Orgel) und Doron D. Sherwin (Zink), Motette 2004. Foto der Orgel: Von Dennis Wubs – Panoramio, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26260465)

David Rumsey & Marc Lewon

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