Die Herrscher Albrecht II. und Friedrich III.
Mit Albrecht II. (1397–1439, ab 1411 Herzog Albrecht V. von Österreich, ab 1438 römisch-deutscher König) wurde nach über 100 Jahren wieder ein Habsburger Herrscher des Heiligen Römischen Reichs. (» Abb. Herzog Albrecht V., König Albrecht II.)
Nach dem Tod von Kaiser Sigismund von Luxemburg (1437) wurde er am 18. März 1438 in Frankfurt am Main zum deutschen König gewählt. Im selben Jahr wurde er zum König von Böhmen und Ungarn gekrönt. Als Herzog von Österreich tat er sich im Kampf gegen die Hussiten und durch eine entschlossene Reformpolitik hervor. Seit der Heirat mit der Tochter Kaiser Sigismunds 1421 setzte er sich als Erbe der luxemburgischen Herrschaft besonders für die Interessen Böhmens und Ungarns ein. Bereits im Oktober 1439 starb er auf dem Rückweg von einem Feldzug gegen die Türken in Ungarn an der Ruhr. In der Abwehr der Türken sah Albrecht II. eine seiner wesentlichsten Aufgaben. Die Regierung des Heiligen Römischen Reichs delegierte er in seiner kurzen Herrschaft an seine Räte und die Reichskanzlei, scheint sich jedoch um Reformen der Verwaltung und des Rechts bemüht zu haben.[3]
Albrecht II. folgte sein Cousin Friedrich III. (1415–1493, ab 1435 Herzog Friedrich V. von Innerösterreich sowie ab 1457 Herzog von Österreich, ab 1440 römisch-deutscher König, ab 1452 römisch-deutscher Kaiser) als römisch-deutscher König nach. (» Abb. Kaiser Friedrich III.)
Friedrichs Hausmacht umfasste die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain. Nach dem Ableben Albrechts II. und seines Onkels Friedrich IV. von Tirol 1439 wurde er Oberhaupt des Hauses Habsburg und sicherte sich die Vormundschaft über deren Söhne Ladislaus Postumus und Siegmund von Tirol, womit er die Herrschaft sämtlicher habsburgischer Länder unter sich vereinte. Dank dieses Machtzuwachses gelang es ihm, sich am 2. Februar 1440 in Frankfurt am Main bei der Wahl des römisch-deutschen Königs durchzusetzen. Am 17. Juni 1442 erfolgte in Aachen seine Königskrönung. Am 19. März 1452 wurde er, als letzter Herrscher des Heiligen Römischen Reichs, in Rom durch Papst Nikolaus V. zum Kaiser gekrönt. Sowohl in den habsburgischen Ländern wie im Reich war die Herrschaft Friedrichs III.von zahlreichen Konflikten geprägt. In den habsburgischen Ländern vermochte er der andauernden wirtschaftlichen Probleme und verschiedentlich begründeten kriegerischen Unruhen zeitlebens nicht Herr zu werden. Der Streit um die Einsetzung seines Mündels Ladislaus als österreichischen Landesherrn und um die Herrschaft in Ungarn und Böhmen wurde erst mit dessen Tod 1457 beendet – in Böhmen wurde Georg von Podiebrad König, in Ungarn Matthias Corvinus. Ebenso dauerte der Konflikt mit seinem Bruder Albrecht VI., dessen rechtmäßige Herrschaftsansprüche Friedrich III. zu übergehen versuchte, bis zu dessen Tod 1463 an. Von da an war Friedrich III. unangefochtener Herrscher über alle Länder des Hauses Habsburg ausgenommen Tirol und der Vorlande – die dortige Herrschaft hatte er 1446 seinem Mündel Siegmund überlassen müssen. Wegen dieser Probleme in den habsburgischen Ländern engagierte sich Friedrich bis um 1470 nur wenig in der Reichspolitik und reiste erst 1471 zum ersten Mal seit seiner Königskrönung wieder ins Reich; dies stieß besonders wegen seiner Unfähigkeit, die Türkengefahr abzuwehren, auf massive Kritik. Einen großen Erfolg erreichte Friedrich III. in den 1470er Jahren mit der Aushandlung der Eheschließung zwischen seinem Sohn Maximilian und der erbberechtigten Tochter Karls des Kühnen von Burgund, Maria. Die Hochzeit fand nach dem Tode Karls des Kühnen 1477 statt und brachte dem Hause Habsburg die burgundischen Besitzungen ein. Diese mussten jedoch noch bis in die 1490er Jahre gegen Machtansprüche der französischen Könige verteidigt werden. Nach dem Tod Podiebrads 1471 führte außerdem ein Konflikt mit Corvinus wegen Friedrichs III. zwar praktisch, aber nie formal aufgegebenem Anspruch auf die ungarische und böhmische Krone zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die in der Besetzung weiter Teile der habsburgischen Erblande durch Corvinus in den 1480er Jahren resultierten. Nachdem Kaiser Friedrichs Sohn Maximilian ihm schon 1486 als römisch-deutscher König an die Seite gestellt worden war, übernahm Maximilian ab 1490 zunehmend das politische Ruder. Der negativen Beurteilung durch seine Zeitgenossen zum Trotz war Friedrich III. ein engagierter und erfolgreicher Herrscher. Für das Haus Habsburg hat er mit der erstmaligen Vereinigung der habsburgischen Länder in einer Hand seit 1379 und dem Erwerb Burgunds die Grundlage für dessen Aufstieg zur Großdynastie unter Maximilian I. geschaffen. Zu seinen weiteren Verdiensten zählen die Schaffung der Bistümer Wien und Wiener Neustadt 1469 und die Heiligsprechung Leopolds III.[4] (» F. Kap. Hl. Leopold).
Da die Herrschaft Albrechts II. als König nicht einmal zwei Jahre andauerte, lässt sich nur wenig über seine königliche Hofmusik sagen. Es ist zu vermuten, dass seine herzogliche Hofmusik spätestens seit den 1420er Jahren von den Gegebenheiten am Hof seines Schwiegervaters Kaiser Sigismunds des Luxemburgers geprägt war. Friedrich III. beherrschte das Heilige Römische Reich zwar ein halbes Jahrhundert lang, dennoch ist die Quellenlage auch zu seiner Hofmusik verhältnismäßig spärlich. Obwohl die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Regierungszeit es ihm ganz allgemein nicht ermöglichten, an seinem Hof große Pracht zu entfalten, richtete er sich dennoch eine Hofmusik ein, die den repräsentativen Anforderungen eines Kaiserhofes gerecht wurde.[5]
[3] Hödl 1988, S. 165–182; Hödl 1999; siehe auch: http://www.habsburger.net [13.07.18].
[4] Heinig 1997; Hödl 1988, S. 191–226; Koller 1999; Koller 2005; Krieger 2004, S. 169–237; siehe auch: http://www.habsburger.net [13.07.18].
[5] Gruber 1995, S. 179; Heinig 1989, S. 169f.
[1] Borghetti 2008, S. 182–197; Hortschansky 1989, S. 62f.
[2] Hortschansky 1989, S. 62f.
[3] Hödl 1988, S. 165–182; Hödl 1999; siehe auch: http://www.habsburger.net [13.07.18].
[4] Heinig 1997; Hödl 1988, S. 191–226; Koller 1999; Koller 2005; Krieger 2004, S. 169–237; siehe auch: http://www.habsburger.net [13.07.18].
[5] Gruber 1995, S. 179; Heinig 1989, S. 169f.
[6] Panagl 2003, S. 11.
[7] Gruber 1995, S. 170ff.; Hilscher 2000, S. 23f.
[8] Hortschansky 1989, S. 42; Lütteken 2002, Sp. 137.
[9] Heinig 1989, S. 157f.; Panagl 2003, S. 12.
[10] Heinig 1989, S. 159; Panagl 2003, S. 11.
[11] Heinig 1989, S. 154ff., 159; Ruhnke 1996, Sp. 1788ff.; Senn 1954, S. 11.
[12] Hier handelt es sich wahrscheinlich um Adam Hustini de Ora aus Cambrai, der 1442/43 als Kantor Friedrichs III. belegt ist (Heinig 1997, Bd. 3, S. 1451; Strohm 1993, S. 182).
[13] Heinig 1989, S. 158, Anm. 29; Panagl 2003, S. 22f.; Strohm 1993, S. 504f.
[14] Hilscher, Elisabeth Th., Art. „Habsburg“, in: MGG Online https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46118 [17.07.18].
[15] Vgl. Heinig 1989, S. 157.
[16] Strohm 1993, S. 504f.
[17] Heinig 1997, Bd. 3; Gancarczyk 2013.
[18] Gruber 1995, S. 179.
[19] Lütteken 2002, Sp. 137; Strohm 1993, S. 255.
[20] Heinig 1989, S. 161; Strohm 1993, S. 256.
[21] Heinig 1989, S. 170.
[22] Heinig 1989, S. 156, 161f.
[24] Gancarczyk 2013, S. 253.
[25] Strohm 1993, S. 506.
[26] Heinig 1989, S. 160; Heinig 1991, S. 145.
[27] Heinig 1989; Heinig 1997, Bd. 3; Gancarczyk 2013.
[28] Heinig 1989; Heinig 1997, Bd. 3, S. 1447-1459; Strohm 1993, S. 182; Gancarczyk 2013.
[29] Lütteken 2002, Sp. 137.
[30] Hortschansky 1989, S. 42.
[31] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 756f.; Wright 1992, S. 42.
[32] Hilscher 2000, S. 23; Wright 1992, S. 41f.
[33] Heinig 1989, S. 158f.; Wright 1992, S. 42.
[34] Heinig 1989, S. 158; Meyer-Eller 1986, S. 149f.; Wright 1992, S. 42 – Fußnote 5; Rep. Germ. VII, Nr. 186 (http://rg-online.dhi-roma.it/RG/7/186 [27.05.2018]).
[35] Kluger 2013, S. 47.
[36] Meyer-Eller 1986, S. 149.
[37] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 757.
[38] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 159.
[39] Federhofer 1971, S. 621.
[40] Gancarczyk 2013, S. 251f.
[41] Reichert 1954, S. 115. Dieser könnte mit dem Kleriker und Sänger „Nicolaus Mayoul jun.“ identisch sein, der am 23. Januar 1477 in Brügge seine Primiz feierte und anschließend als Kaplan Maximilians I. und später Philipps des Schönen belegt ist: Strohm 1984, S. 186. Freilich bezeichnet ihn Pietzsch 1966, S. 189, als Mayoul den Älteren.
[42] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 757; Meyer-Eller 1986 , S. 148.
[43] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 758.
[44] Strohm 1993, S. 257; Lütteken 2002, Sp. 137.
[45] Petzsch 1999, S. 950f.; Spechtler 1995, S. 134.
[46] Petzsch 1999, Sp. 951; Spechtler 1995, S. 101f., 134; Polk 1992, S. 89.
[47] Petzsch 1999, S. 951f.; Spechtler 1995, S. 134.
[48] Spechtler 1995, S. 134; Suppan 1995, S. 158.
[49] Haller 1965, S. 42.
[50] Petzsch 1999, S. 951.
[51] Heinig 1989, S. 159; Lütteken 2002, Sp. 137.
[52] Heinig 1989, S. 167.
[53] Gruber 1995, S. 193, 196; Heinig 1989, S. 159; Hortschansky 1989, S. 63ff.; Polk 1992, S. 29, 33, 40; Ruhnke 1996, Sp. 1789; Senn 1954, S. 2, 6ff.; Walterskirchen 1993, S. 52.
[57] Hortschansky 1989, S. 63; Zak 1979, S. 127; Polk 1992, S. 8.
[58] Heinig 1989, S. 159; Hortschansky 1989, S. 63; Senn 1954, S. 2, 6.
[61] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 169; Zak 1979, S. 303f.
[63] Heinig 1989, S. 166f.; Picker 1989, S. 218f.; Polk 1992, S. 47f., 90ff.; Zak 1979, S. 301ff.
[64] Heinig 1989, S. 166.
[66] Heinig 1989, S. 166ff.; Salmen 1977, S. 123.
[71] Heinig 1989, S. 166; Heinig 1991, S. 148; Polk 1992, S. 39, 89.
[72] Salmen 1977, S. 136.
[73] Heinig 1989, S. 155; Ruhnke 1996, Sp. 1789.
[75] Gruber 1995, S. 180; Heinig 1989, S. 166.
[76] Gancarczyk 2013, S. 248f. Vgl. zu Antonius Primi de Chaphoreto auch » E. Kap. Hornwerke.
[77] Flotzinger 1995, S. 90.
[78] Vgl. » E. Kap. Hornwerke.
[79] Salmen 1977, S. 118.
[82] Wright 1986; Strohm 1993, S. 255; Strohm 1998, Sp. 804.
[83] Strohm 1998, Sp. 803
[84] Keine dieser jüngeren Sammlungen wurde allerdings für den Wiener Hof hergestellt, sondern sie entstanden in und für Trient; » K. I-TRcap 93* und Strohm 1998.
[85] Fischer 1994, Sp. 677; Strohm 1993, S. 254.
[86] Kluger 2013, S. 66f.
[87] Borghetti 2008, S. 193; Heinig 1989, S. 180; Strohm 1984, S. 224.
[88] Gruber 1995, S. 202; Senn 1954, S. 17; Strohm 1993, S. 505.
[89] Heinig 1989, S. 159; Polk 1992, S. 132; Ruhnke 1996, Sp. 1789; Suppan 1995, S. 146; Walterskirchen 1993, S. 52.
[90] Polk 1992, S. 2, 132; Suppan 1995, S. 146.
[91] Strohm 1992, S. 93, auch S. 97f.
[92] Ammendola 2010, S. 71f.; Hilscher 2000, S. 32f.
[93] Ammendola 2010, S. 72, vgl. auch S. 71.
[94] Cumming 1999, S. 2; Finscher 1989/90, S. 281–287; Hilscher 2000, S. 32f.
[95] Finscher 1989/90, S. 306.
[97] Panagl 2003, S. 22; Kluger 2013, S. 83. Als Ausgangsmaterial für die musikalische Analyse von Romanorum rex inclyte und O rex Fridrice diente Keith E. Mixter (Hg.): Johannis Brassart. Opera Omnia.Tonus II. Motetti (Corpus mensurablilis musicae 35), [o. O.]: American Institute of Musicology 1971.
[98] Ammendola 2010, S. 73ff.; Panagl 2003.
[99] Lindmayr-Brandl 2000, Sp. 757; Panagl 2003, S. 22.
[100] Boone, Graeme, Art. „Sarto, Johannes de“, in: MGG Online https://www.mgg-online.com/mgg/stable/15982 [1.3.2019].
[101] Für eine textlich-musikalische Analyse siehe Panagl 2003, S. 23–26, und Kluger 2013.
[102] Cumming 1999, S. 209, 214f.; Finscher 1989/90, S. 288.
[103] Vgl. Kluger 2013, S. 104. Für eine ausführlichere Analyse von O rex Fridrice siehe Kluger 2013.
[104] Gancarczyk 2006, S. 105f.; Strohm 1993, S. 263.
[105] Panagl 2003, S. 26; Strohm 1993, S. 256.
[107] Saucier 2008; Panagl 2003, S. 28f. Saucier bietet eine ausführliche Auslegung zu den textlichen Bezügen und symbolischen Deutungsmöglichkeiten von O rex Fridrice, hauptsächlich in Bezug auf die christliche Liturgie und religiöse Schriften.
[108] Saucier 2008, S. 178f.; Kluger 2013, S. 90f.
[109] Panagl 2003, S. 24, 27.
[110] Für die Mensuren in O rex Fridrice see Saucier 2008, S. 161ff., und Cuyler 1974, S. 485–488.
Empfohlene Zitierweise:
Mirjam Kluger: „Hofmusik. Albrecht II. und Friedrich III.“, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich <https://musical-life.net/essays/hofmusik-albrecht-ii-und-friedrich-iii> (2018).