Palmsonntag
Die Karwoche wird mit dem Palmsonntag eingeleitet. Die traditionelle Prozession an diesem Tag soll an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern. Alle Kleriker und Konvente nahmen daran teil, auch diejenigen der Nonnenklöster, die eigentlich in strenger Klausur lebten. Man versammelte sich in einer nahegelegenen Kirche oder Kapelle, die sich meist an einem höher gelegenen Ort befand und den Ölberg bei Jerusalem symbolisieren sollte und wo in einer eigenen liturgischen Feier, die formal an eine Messe erinnert, die Palmzweige geweiht wurden. Im Anschluss an diese Feier zog man unter dem Gesang von feierlich auskomponierten Antiphonen in einer Prozession in die Hauptkirche. Auf dem Weg dorthin wurde die Prozession bei einer sogenannten „Statio“[7] unterbrochen. An dieser Stelle stand ein verhülltes Kreuz, welches, ähnlich wie am Karfreitag, enthüllt und mit besonderen Riten verehrt wurde. Für die mittelalterliche Grundhaltung ist es bezeichnend, dass Christus in dieser ausdeutenden Prozession, die man als eine Art Mysterienspiel bezeichnen kann, als Gekreuzigter in die Stadt einzog und nicht, wie wir es erwarten würden, auf einem Esel sitzend. Jerusalem, so ist gemeint, das sind wir, das ist jetzt. Der Gekreuzigte kommt in diesem Augenblick in unsere Stadt, um uns zu erlösen, so wie er auch damals in Jerusalem eingezogen ist. Besonders interessant ist die während der Statio vorgetragene und ausgestaltete Antiphon Scriptum est enim.
[7] Eine Statio ist eine „Station“, ein Haltepunkt bei einer Prozession, so wie heute noch bei den vier Altären an Fronleichnam.
[1] Zu Aufbau und Inhalt der Handschrift siehe Praßl 1998.
[3] 1782 wurde das Stift aufgehoben und ist seit 1883 eine Benediktinerabtei.
[4] Ediert von Behrendt 2009. Der Codex ist aufgrund des angefügten Liber Cantionarius bekannt (» A. Gesänge zu Weihnachten).
[5] Zu dem Handschriftenbestand siehe Engels 2012.
[6] Das Stift St. Lambrecht war seit 1503 auch Besitzer der nahegelegenen Burg Stein („Steinschloss“), die im Mittelalter der Familie Liechtenstein gehörte (heute Ruine).
[7] Eine Statio ist eine „Station“, ein Haltepunkt bei einer Prozession, so wie heute noch bei den vier Altären an Fronleichnam.
[8] Vgl. Behrendt 2009, Bd. 1, 424–425, Bd. 2, 118.
[9] Das Wort „Mette“ hat nichts mit „Messe“ zu tun, sondern ist das deutsche Wort für „Matutin“. Zu Weihnachten sang man die Matutin vor der Mitternachtsmesse, was zu einer Gleichsetzung der ähnlich klingenden Wörter „Messe“ und „Mette“ geführt hat.
[10] Nach dem Salzburger Liber Ordinarius A-Su M II 6, fol. 61rb–62va; » Breviarium Salisburgense 1497, fol. 111vb-112ra; A-Gu Ms. 756, fol. 80va–81rb.
[11] Genauere Untersuchungen und weitere Beispiele finden sich bei Janota 1968 und Lipphardt 1961.
[12] Vgl. Behrendt 2009, Bd. 1, 427–428; Engels 2012; Knapp 1999, 386.
[13] Die Ordnung ist abgedruckt bei Janota 1968, 158.
[14] Lipphardt 1961, 99 vermutet Gelobet seist du, Christe.
[15] G 27. (Siehe B. Geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg, Fußnote 1)
[16] G 24. (Siehe B. Geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg, Fußnote 1)
[17] A-Wn Cod. 2856, fol. 224r.
[18] Z. B. in Innichen/San Candido im Liber Processionalis I-SCAcc Ms. VIII B 5 aus dem Jahre 1616.
[20] » Breviarium Salisburgense 1497: zweifach abwechselnd wie oben.
[21] A-Gu Cod. 756: Der Hymnus wurde vom Prälaten angestimmt.
[22] Dies ist der Moment in der Liturgie, bei welchem in der päpstlichen Kapelle in Rom seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Vertonung des Miserere von Gregorio Allegri erklang, die später von W. A. Mozart aus dem Gehör notiert werden sollte.
[23] In Seckau setzte der Populus mit den Kyrierufen fort.
[24] Die Bezeichnung „Mandatum“ rührt aus dem Johannesevangelium (Jo. 13,34) – „Mandatum novum do vobis“ (Ein neues Gebot gebe ich euch) – her. Der Text erklingt auch als Antiphon während der Fußwaschung.
[25] D-Mbs Clm. 26947, Ordinarium aus Regensburg, 15.Jh. Siehe Lipphardt 1976, Nr. 684.
[26] Vgl. Engels 2014.
[27] Vgl. Taubert 1975, 616–617.
[28] Schepher und weiser pist G 26. (Siehe » B. Geistliche Lieder des Mönchs von Salzburg, Fußnote 1)
[29] Ausführlicher bei Engels 2014.
[30] Vgl. Behrendt 2009, Bd. 2, 132.
[31] Vgl. Engels 1996.
[32] Vgl. Fischer 1972, 91.
[33] Vgl. zur Liturgie auch Engels 1993.
Empfohlene Zitierweise:
Engels, Stefan: „Osterfeier im Kloster“, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich, <https://musical-life.net/essays/osterfeier-im-kloster> (2016).