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Die Osterprozession

Stefan Engels

Der Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten war das Osterhochamt. Es begann mit einer feierlichen Prozession durch die Kirche. Hier erklang eine der dramatischsten Prozessionsantiphonen, nämlich  Cum rex glorie, die Christi Sieg über die Unterwelt beschreibt. (» Hörbsp. ♫ Cum rex glorie) Ein weiteres wichtiges Element ist der Hymnus Salve festa dies. Auf diesen antwortete das Volk in Seckau mit einer deutschen Paraphrase über die erste Strophe.[30]

Die Antiphon Cum rex glorie endet mit einem langen Allelujamelisma. (» Hörbsp. ♫ Cum rex glorie) Dieses wird in den Libri agendorum von 1575 von einem syllabischen Gesang (Alle Dei filius) gefolgt, der zunächst in keinem Zusammenhang mit dem vorigen Stück zu stehen scheint. (» Hörbsp. Alle Dei filius)

 

 

In Wirklichkeit handelt es sich aber bei dem syllabischen Stück um einen Tropus, eine hinzuerfundene Gegenstimme zum Allelujamelisma.[31]

 

 

Das Stück entpuppt sich als der mehrstimmige Tropus Triumphat Dei filius zu diesem Melisma, der auch in anderen Handschriften überliefert ist, zum Beispiel in Melk, » A-M Cod. 950, fol. 246v–247r.[32]

 

 

[30] Vgl. Behrendt 2009, Bd. 2, 132.

[31] Vgl. Engels 1996.

[32] Vgl. Fischer 1972, 91.