Legendenspiele
Das mittelalterliche Legendenspiel war nicht bloß theatrale Unterhaltung; als performative Vergegenwärtigung eines exemplarischen Verhaltens diente es zur identitätsstiftenden Versicherung christlicher Werthaltungen. Jede Aufführung war ein sozialer Akt mit rituellem Charakter, ein verständlicherer Gottesdienst, der alle Beteiligten, Spieler wie Zuschauer, am Numinosen teilhaben ließ.[1] Das Spiel machte die Transzendenz des Göttlichen in verständlichen Bildern erfahrbar und war sowohl Ausdruck als auch Impuls der Frömmigkeit.
Über die ästhetischen Bedingungen der Legendenspiele als Formen religiöser Praxis weiß man jedoch vergleichsweise wenig.[2] Einer mündlichen Aufführungskultur verpflichtet, haben sich nur sehr wenige Texte und nicht viel mehr Hinweise zu ihren Inszenierungen erhalten. Die meisten Aufführungsbelege zu einem Legendenspiel lassen sich im deutschsprachigen Raum für Dramatisierungen der Dorotheenlegende nachweisen. Aber auch von diesem Spiel ist nur ein Textfragment überliefert, das sich in der Stiftsbibliothek Kremsmünster erhalten hat.
[1] Vgl. u. a. Müller 2004 und Fischer-Lichte 2004.
[2] Dies im Unterschied zu anderen Gattungen des mittelalterlichen Dramas, z. B. den Passions- und Osterspielen.
[1] Vgl. u. a. Müller 2004 und Fischer-Lichte 2004.
[2] Dies im Unterschied zu anderen Gattungen des mittelalterlichen Dramas, z. B. den Passions- und Osterspielen.
[3] „Johannes Seld de Lewbsa“, Sohn des Ulreich Seld, immatrikulierte 1401 an der Wiener Universität. 1433 verpfändete er für ein Darlehen eineinhalb Joch eines in Langenlois gelegenen Weingartens an den Kremsmünsterer Abt. Nicht zu verwechseln mit dem späteren Rektor „Johannes Seld de Wyenna“, vgl. Uiblein 1999, 108f.
[5] Vgl. Ukena 1975, 337–349.
[6] Vgl. A-Iu Cod. 960, fol. 4v, bzw. Thurnher /Neuhauser 1975, unpaginiert.
[7] Vgl. Treutwein 1987, S. 280.
[8] Vgl. Milchsack 1881, S. 13.
[9] Pfeiffer 1862, 29–47, hier 43. Zu Berthold von Regensburg vgl. auch » J. Formen der Laienfrömmigkeit und » Abb. Berthold von Regensburg.
[10] Vgl. Stalmann/Ameln 1997, 120 und Becker 2001, 42–50.
[11] Zur Funktion und Aufteilung der Silete-Rufe vgl. Biermann 1977, 47–52. Vgl. auch » H. Sterzinger Spielarchiv.
[12] Nachdrücklich weist Jefferis 2010, passim, auf diese Beziehung hin.
[14] Neumann 1987, 819.