Aufführungsform
Gespielt wurde auf einer Simultanbühne, bei der die Schauplätze nebeneinander aufgebaut und alle Akteure nach dem feierlichen Einzug von Beginn an anwesend waren; der Handlungsverlauf freilich war nicht ‚simultan‘, sondern sukzessiv. Das Publikum nutzte das umliegende freie Gelände und verfolgte von mehreren Seiten das Geschehen, bei dem sich die Spieler von Ort zu Ort bewegten. Im Dorothea-Spiel lassen sich zumindest sechs Handlungsorte differenzieren; dazu kommen noch die Warteplätze (‚mansiones‘) für das gespielte Volk und die Engel. Die Anordnung könnte folgendermaßen gewesen sein: An der Stirnseite des bespielten Raums steht das Prätorium, von dem Fabricius mit dem Volk zum gegenüberliegenden Götzenbild zieht. Auf dem Weg zurück macht er Dorothea seine Aufwartung und lässt sie nach seiner Zurückweisung auf dem Folterplatz in den Kessel werfen. Das Volk, zwischen Prätorium und Folterplatz positioniert, beobachtet die Marter. Einzelne bekehren sich; diese lässt Fabricius zum danebenliegenden Hinrichtungsplatz führen. Dorothea wird in den Kerker vis-à-vis geworfen, wo ihr ein Engel beisteht. Nach neun Tagen wird sie wieder zu Fabricius gebracht, der mit ihr und dem Volk zum Götzenbild geht, das von den dort positionierten Engeln unter Donnerschlägen zerstört wird.
[1] Vgl. u. a. Müller 2004 und Fischer-Lichte 2004.
[2] Dies im Unterschied zu anderen Gattungen des mittelalterlichen Dramas, z. B. den Passions- und Osterspielen.
[3] „Johannes Seld de Lewbsa“, Sohn des Ulreich Seld, immatrikulierte 1401 an der Wiener Universität. 1433 verpfändete er für ein Darlehen eineinhalb Joch eines in Langenlois gelegenen Weingartens an den Kremsmünsterer Abt. Nicht zu verwechseln mit dem späteren Rektor „Johannes Seld de Wyenna“, vgl. Uiblein 1999, 108f.
[5] Vgl. Ukena 1975, 337–349.
[6] Vgl. A-Iu Cod. 960, fol. 4v, bzw. Thurnher /Neuhauser 1975, unpaginiert.
[7] Vgl. Treutwein 1987, S. 280.
[8] Vgl. Milchsack 1881, S. 13.
[9] Pfeiffer 1862, 29–47, hier 43. Zu Berthold von Regensburg vgl. auch » J. Formen der Laienfrömmigkeit und » Abb. Berthold von Regensburg.
[10] Vgl. Stalmann/Ameln 1997, 120 und Becker 2001, 42–50.
[11] Zur Funktion und Aufteilung der Silete-Rufe vgl. Biermann 1977, 47–52. Vgl. auch » H. Sterzinger Spielarchiv.
[12] Nachdrücklich weist Jefferis 2010, passim, auf diese Beziehung hin.
[14] Neumann 1987, 819.