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Der Prozessionshymnus Rex Christe factor omnium

Stefan Engels

Nach jeder Strophe des Hymnus Rex Christe factor omnium antwortete der Populus mit dem Ruf: Kyrieleyson, Christeleyson, Kyrieleyson.[21] Bei der letzten Strophe des Hymnus trug der Kirchenkustos die bis dahin verborgene brennende Kerze in die Mitte der Kleriker, während der Hymnus zu Ende gesungen wurde. Danach warf sich der Klerus zu Boden und betete still ein Vaterunser. Darauf folgte der Psalm 50 Miserere mei Deus.[22] Zum Abschluss der Feier wurde nochmals das Versikel Christus factus est rezitiert. Danach zog der Klerus aus der Kirche.[23]

Abb. Rex Christe A-Gu Cod. 29

Der Prozessionshymnus Rex Christe factor omnium, mit deutschen Strophen („Christ schepfer…“). Universitätsbibliothek Graz, » A-Gu Cod. 29, fol. 153v–154v / The processional hymn Rex Christe factor omnium, with German stanzas („Christ schepfer…“). Graz University Library, » A-Gu Cod. 29, fol. 153v–154v.
Abb. Rex Christe A-Gu Cod. 29 zeigt das Ende des Mettenabschlusses und den Beginn des Hymnus Rex Christe in Quadratnotation. Von den lateinischen Strophen sind jeweils nur die Incipits aufgezeichnet. Die deutschen Strophen und das Laus tibi Christe sind vollständig notiert, wohl, weil sie in den übrigen liturgischen Büchern nicht aufscheinen. Die letzte Rubrik auf der ersten Seite unten „Duo pueri Versus“ sagt aus, dass zwei Knaben das Laus tibi Christe anstimmen sollen. Auf der zweiten Seite links in der unteren Hälfte steht ein Nachtrag, dass auch nach der zweiten Strophe Den ich da chuss das Laus tibi anzustimmen ist.

Der Hymnus Rex christe factor omnium und die Neutextierung des Mönchs von Salzburg

Notenbsp. Rex Christe Libri agendorum

Notenbsp. Rex Christe Libri agendorum

Der Prozessionshymnus Rex Christe factor omnium, nach » Libri agendorum 2, Dillingen 1575, S. 141. / The processional hymn Rex Christe factor omnium, from» Libri agendorum 2, Dillingen 1575, p. 141.

König Christus, Erschaffer aller Dinge, Erlöser derer, die an dich glauben,
lass dich von den innigen Gebeten derer versöhnen, die dich loben. /
Lord Christ, creator of all things, saviour of those who believe in thee,
be placated by the supplicant prayers of those who adore thee with their praises. 

 

 

Neutextierung des Mönchs von Salzburg

 

Refrainstrophe

Notenbsp. Laus tibi Christe

Notenbsp. Laus tibi Christe

Die Refrainstrophe Laus tibi Christe zum Prozessionshymnus Rex christe factor omnium, nach » A-Gu Cod. 29, fol. 154v. / The refrain stanza Laus tibi Christe for the processional hymn Rex christe factor omnium, from » A-Gu Cod. 29, fol. 154v.

Lob sei dir Christus, der du am Kreuz hängend für deine Knechte leidest,
der du mit dem Vater in den Himmeln herrschst, rette uns Sünder auf Erden.
Herr, erbarme dich. /
Praise be to thee, o Christ, who art suffering for thy servants,
who reignest in heaven with the father, save us sinners on earth.
Have mercy, o Lord.
 
Oft ist, wie in St. Lambrecht, diese Strophe mit folgendem Ruf verbunden:
„Christe audi nos, salva nos. Maria sis propicia, Maria dele vicia.“
Christus höre uns, rette uns. Maria, sei uns gnädig, Maria, tilge unsere Fehler. /
This stanza is often combined (as it is in St Lambrecht) with the following call:
“Christ, hear us, save us; Mary, have mercy on us, delete our misdeeds.

 

Neutextierung des Mönchs von Salzburg

Notenbsp. Eia der grossen Liebe

Notenbsp. Eia der grossen Liebe

Der Gesang Eia der grossen Liebe des Mönchs von Salzburg, nach » A-Wn Cod. 2856 („Mondsee-Wiener Liederhandschrift“), fol. 224r–224v. (» Hörbsp. ♫ Eia der großen Liebe) / The song  Eia der grossen Liebe of the Monk of Salzburg, from » A-Wn Cod. 2856 („Mondsee-Wiener Liederhandschrift“), fol. 224r–224v. (» Hörbsp. ♫ Eia der großen Liebe) /

Heya of the great love, which has enchained thee,
tightly like a thief, true man and true god,
o Lord, thou hast given, with thine red blood,
eternal life to us, thanks be to thee, o merciful god.
Kyrie, eleison. Christe, eleison. Kyrie, eleison.

 

 

 

 

[21] A-Gu Cod. 756: Der Hymnus wurde vom Prälaten angestimmt.

[22] Dies ist der Moment in der Liturgie, bei welchem in der päpstlichen Kapelle in Rom seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Vertonung des Miserere von Gregorio Allegri erklang, die später von W. A. Mozart aus dem Gehör notiert werden sollte.

[23] In Seckau setzte der Populus mit den Kyrierufen fort.