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Die dramatische Ausgestaltung einer Antiphon

Stefan Engels

Das Beispiel zeigt, wie eine ursprünglich von der Schola vorgetragene Antiphon zum Magnificat zum Vespergottesdienst am Palmsonntag während der Statio zur Prozession in den Ritus eingebaut und dramatisch ausgeformt wurde:

Der Bischof (oder zelebrierende Priester) tritt vor und wirft sich vor dem Kreuz nieder.
Chor: Der >Archidiakon< schlägt den Bischof leicht mit einem (Palm-)zweig.
Scriptum est enim: percutiam pastorem et dispergentur oves gregis.
Denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.
Bischof: Der Bischof erhebt sich.     
Postquam autem surrexero, praecedam vos in Galileam.
Wenn ich aber auferstanden bin, werde ich euch nach Galiläa vorangehen.
Chor:
Ibi me videbitis, dicit Dominus.
Dort werdet ihr mich sehen, spricht der Herr.

Danach setzte sich die Prozession von der Statio wieder in Richtung Hauptkirche in Bewegung. An dieser Stelle oder mancherorts am Schluss der Prozession war der Hymnus Gloria, laus et honor des Theodulf von Orléans (750/60 bis ca. 821) vorgesehen, wobei in Seckau das Volk mit der deutschen Übertragung der vierten Strophe des Hymnus antwortete.[8] Leider ist nur der Text, nicht aber die Melodie dazu überliefert. Der Höhepunkt der anschließenden Messe war der Vortrag der Matthäuspassion nach eigenen Melodiemodellen.