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Musik und die Leisen

Ute Monika Schwob

 

Wo immer größere Gruppen von Menschen laufend oder reitend unterwegs waren, war Musik im Spiel, so auch bei Prozession und Wallfahrt. Zumindest haben Instrumente den Schritt vorgegeben, wie etwa die Zimbeln bei der Brixner Fronleichnamsprozession – parallel dazu die Pauken und Trompeten bei der Reiterei im Glaubenskrieg. Aber auch „stille“ Instrumente wie Laute und Fidel wurden bei Prozessionen gespielt.[15] Wallfahrer haben viel gesungen, vor allem Litaneien; den Anrufungen einzelner Heiliger, von Solisten vorgetragen, respondierte die Allgemeinheit mit „Kyrie eleison“. Dem entsprach die Aufführungsweise der „Leisen“, liturgisch nicht gebundene Lieder zu Wallfahrten und Hochfesten. Sie waren strophisch, meist vierzeilig, mit paarigen Reimen und dem Kehrreim als chorische Antwort auf die solistisch vorgetragene Strophe. » J. SL In Gottes namen faren wir, » J. SL Singen und Pilgern.

Mit der Zeit differenzierten sich Auszugs-, Einzugs- und Reiselieder aus, durchwegs mit einfachen Paarreimen und einem Refrain.[16] Es ist typisch für die mittelalterlichen Leisen, dass die im Text angesprochene Handlung als gemeinsame Aktion in der Wir-Form und in der Jetztzeit artikuliert wird, so als ob sie während des Liedvortrags selbst ausgeführt würde:  „Wir … fahren“ (In Gottes Namen fahren wir), „wir … bitten“ (Nu bitten wir den heilgen Geist), usw. (» B. Geistliches Lied).