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Wallfahrer und Pilger

Ute Monika Schwob

Die Wallfahrt als von der Kirche empfohlene, von spätmittelalterlichen Klerikern und Laien bis zum Exzess betriebene Andachtsübung ist ein komplexes Phänomen. Am Anfang standen der Besuch der heiligen Stätten in Palästina und die Kreuzzüge als „kriegerische Wallfahrten“. Das Jahrhunderte lang unzugängliche, später nur unter großen Opfern erreichbare Jerusalem blieb stets das eigentliche und vornehmste Pilgerziel, doch gaben sich die Frommen auch mit Apostelgräbern in Rom und Santiago de Compostela, mit Nachbauten des Heiligen Grabes, Aufbewahrungsorten von Heilig-Kreuzpartikeln und Wunder wirkenden Reliquien von Heiligen, mit Standorten von Hostienwundern und Marienerscheinungen, etwa dem steirischen Mariazell, als Ziel ihres frommen Unterwegsseins zufrieden. Die Kirche unterstützte das Wallfahrtswesen durch Übernahme der liturgischen Feiern am Beginn und Ziel der Wallfahrten, durch Gewährung von Ablässen und Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur. Gleichzeitig haben sich skeptische Prediger und um die Moral ihrer Pfarrkinder besorgte Geistliche immer wieder gegen das „Wallen“ als allzu veräußerlichte Form der Frömmigkeit und gegen das weltliche Treiben beim concursus populi gewandt. „Wallen“ heißt „gemeinsam hin- und herlaufen“, wobei „prozessionaliter gehen“ nahe lag. Deshalb sind kaum Grenzen zwischen Prozessionen, Kirchfahrten und Wallfahrten auszumachen. Einzig die Fernwallfahrt lässt sich wegen des Aufwands an Zeit und finanziellen Mitteln sowie der Überwindung großer Strecken zumindest im Ansatz von der gängigen Wallfahrt unterscheiden. Ein Ingolstädter Gegenreformator schrieb 1583, dass „es ein Ding sey, ein Bittfart, Wallfart, Bilgerfart, Creutzgang, Process und Umbgang“.[8]