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Zusammenfassung des Quellenbefunds

Susana Zapke

Die erschlossenen Schriftquellen und Überlieferungsbestände betreffen nur zum geringen Teil die musikalische Praxis der Institutionen.[52] Die hier untersuchten Büchersammlungen der Intellektuellen Wiens erklären sich, wie in vielen anderen Chorschulen und Universitäten des damaligen Europas, durch das akademische und/oder berufliche Profil ihrer Besitzer. Neben den grundlegenden Schriften der Artistenfakultät stehen die Lehrschriften des kanonischen Rechts, der Theologie und der Medizin sowie einzelne liturgische Bücher für die eigene Devotion im Mittelpunkt der Büchersammlungen.

Begriffe wie Cantiones und Sankpuch sind in diesen Sammlungen die einzigen, die auf die Möglichkeit musikalischer – nicht zwingend polyphoner – Praxis hinweisen. Hingegen ist belegbar, dass die Kantorei von St. Stephan und Angehörige des Collegium civium teilweise sogar umfangreiche Sammlungen mehrstimmiger Musik besaßen.[53]

Selbstverständlich hatte Hermann Edlerawer, der als Komponist bekannt ist und 1440–ca. 1445 Leiter der Kantorei zu St. Stephan war, Zugang zu notierten mehrstimmigen Repertoires. (» G. Hermann Edlerawer, siehe auch » G. Hermann Pötzlinger) Die zwei Fragmente mit polyphonem Repertoire aus dem Umfeld von St. Stephan sind lediglich als Makulatur überliefert: das Fragment in » A-Wda Cod. 4 des Erzbischöflichen Diözesanarchivs und das Fragment aus dem Pfarrarchiv Weitra (A-WEI Cod. 1/7).

Am Ende dieses Parcours steht zwar das Buch als zentrales Objekt im Bezug auf die Repräsentation, auf die Devotion und nicht zuletzt auf die Wissensgier der immer breiteren Schicht der zivilen und geistlichen Gelehrten und des Wiener „Bildungsbürgertums’ im 15. Jahrhundert. Dennoch müssen die hier erfassten musikalischen Belege durch anderswo überlieferte oder belegte Wiener Musikquellen ergänzt werden.

[52] Dies im Gegensatz zur Bibliothek des Priesters und Universitätsangehörigen Hermann Pötzlinger, beschrieben in Rumbold/Wright 2009, 205–214. Pötzlinger war allerdings kein Mitglied des Stephansklerus.

[53] Vgl. hier » E. Musik im Gottesdienst und » E. Überlieferung der Wiener Kirchenmusik..