Streuüberlieferung von Liedern aus dem monastischen Umfeld (A-Wn Cod. 3027, CZ-VB Ms. 28)
Im 15. und auch noch weit in das 16. Jahrhundert hinein stellten Klöster und geistliche Residenzen die primären Träger von Wissenschaft und Bildung dar. Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens sowie insbesondere die musikalische Literalität waren hier deutlich verbreiteter als in anderen Gesellschaftskreisen. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass eines der ältesten bekannten Liebeslieder aus dem Mittelalter, Iam, dulcis amica, venito, in einem Codex aus dem Umfeld des Salzburger Domkapitels aufgezeichnet wurde.[18] Auch andere Liedsammlungen mit geistlichem, aber auch weltlichem Repertoire stammen aus dem monastischen Umfeld, wie etwa die Saganer Stimmbücher (» PL-Kj Berol. Mus. ms. 40098).
Die heute in der Österreichischen Nationalbibliothek befindliche Handschrift » A-Wn Cod. 3027 mit vermischtem Inhalt wurde teilweise von einem unbekannten Schreiber in Passau geschrieben, in Abschnitten aber auch von einem Mönch des Klosters Mondsee, wo sie bis 1791 verwahrt wurde. Die Handschrift enthält neben Sprüchen, Gebeten und Schauspielen Aufzeichnungen von einigen geistlichen sowie weltlichen Liedern, die teilweise mit Notation versehen sind.[19] Der Mondseer Schreiber ist der Benediktiner Johannes Hauser, der von 1474 bis 1518 im Kloster lebte, dort als Schreiber und Leutpriester (plebanus) wirkte und wahrscheinlich auch Stiftsbibliothekar und Schulmeister war.[20] Zwar kann keine der Liedaufzeichnungen direkt der Hand Hausers zugeschrieben werden, längere Einträge von seiner Hand finden sich jedoch stets in unmittelbarer Nähe der Lieder, so dass deren Niederschrift in Mondsee naheliegt.[21]
Auf den Folios 214v–215v ist das Lied Wer Els wer eingetragen. Die in Mensuralnotation aufgezeichnete Melodie geht der Textaufzeichnung voraus. Die Linien des Notensystems wurden nicht mit einem Rastral gezogen, sondern der Schreiber fertigte mit einem Lineal Gruppen von vier bzw. fünf Linien in weiten Abständen an, denen er bei Bedarf eine weitere mit der Hand gezogene Linie hinzufügt. Die Notenschlüssel sind im Verhältnis dazu sehr klein und nicht immer eindeutig positioniert, so dass das Notat nicht einfach zu lesen ist. In den untenstehenden Notentext wurden zudem zwei Pausen eingefügt, die für den Liedverlauf notwendig erschienen (» Notenbsp. Wer Els wer).
Text von Wer Els wer
Wer els wer vnnd prauch guet fleys
das wier das jar
nit reycher werdenn,
Dar zwe ich dier auch helffn will,
tag vnd nacht
auff diser erdenn
Wer els wer so wer ich auch,
kain aygens haus
wo(e)ll wir vns v(e)ber kumenn
prichstu dye ho(e)ffen, so prich ich die krieg,
wie es sich fuegt
so hu(e)tt dich vor dem frumen
Wer els wer vnnd brauch gu(e)tt fleys
Das vnsser weyss
kaÿm menschenn gevalle
Dar zwe ich dir auch helffenn will,
zw aynem zyll
mit reychem schalle
Wer els wer wie ichs maÿnn,
halt mich nit allain
zw aÿnem eelichenn manne
Der dyr gefelt und dich dan pitt
ver sachs ym nit,
so kemb mir vön ander
Wer els wer das ratt dir
alle wochenn
zwier pade vnd sey wolle
Dar zwe ich dier auch helffenn wil,
tag vnd nächt
wie ich solle
Wer els wer dan kauf kain hoff
… kain schoff
der kwe dorfstw nit melchnn
vnd wer wier vnsser gutt verzeren
so vor wir dahin
mit anderen gueten gesellen.
Der Inhalt der ersten Strophe dieses ironischen Liedtextes (der mit dem Elselein-Lied der Saganer Stimmbücher nichts zu tun hat) könnte in etwa folgendermaßen übertragen werden: „Wehre dich, Else, mit deinem ganzen Fleiß dagegen, dass wir in diesem Jahr reicher werden. Dabei will ich dir auch gerne Tag und Nacht helfen. Wehre dich, Else, so will ich mich auch dagegen wehren. Kein Haus soll unser eigen werden. Wenn du die Töpfe zerbrichst, so zerbreche ich die Krüge, wie es sich fügt. Und hüte dich vor dem Tüchtigen!“
Im Liedtext wird das Verhältnis von Mann und Frau angesprochen, dennoch entspricht er nicht dem innigen Liebesliedtypus, der oftmals mit dem Volkslied verbunden wird. Es handelt sich vielmehr um ein satirisches Lied. Der Sprecher, der aus der Rolle des Ehemanns berichtet, bedient sich des rhetorischen Kunstgriffs der Ironie, um eindeutige Elemente eines Liebesliedes in ihr Gegenteil zu verkehren. Das positiv besetzte „prauch gut fleiß“ wird ins Komische gewendet, da die angesprochene Else all ihren Fleiß aufwenden soll, damit das Ehepaar ja nicht reicher wird. Die Unterstützungszusage des Mannes ist im Liedtext in gleichermaßen ungewöhnlich auf das Zerbrechen des Geschirrs (Töpfe und Krüge) bezogen.[22] Auch eine häufig in der Liedliteratur zu findende Warnung, sich vor den bösen Klaffern zu hüten, erscheint völlig verdreht, da sich Else nun vor den frommen Menschen hüten soll: „So hütt dich vor dem frumen“. In der zweiten Hälfte der zweiten Strophe folgt sogar die unverblümte Ermunterung, doch auch einen weiteren Mann neben dem Ehemann zu erhören, da der Sprecher damit von der Ehefrau loskäme.
Der Liedtext ist sehr klar gegliedert und symmetrisch gebaut,[23] was wohl die Eingängigkeit des Liedes unterstützte. Der Schreiber scheint den Text aus dem Kopf aufs Papier gebracht zu haben: Er ließ eine größere Lücke in der dritten Strophe, wo er sich nur an die reimenden Schussworte der Zeile erinnern konnte. Auch an weiteren Stellen könnten sich Fehler in die Erinnerung geschlichen haben: Das Reimschema scheint in der vorliegenden Abschrift nur in der zweiten Strophe verwirklicht.
Obwohl nach meinem Wissen heute nur diese eine Quelle das Lied überliefert, finden sich an verschiedenen Orten Verweise, die belegen, dass es bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hinein weit verbreitet gewesen sein muss. Das erste Zeugnis dieser Art weist erneut auf den österreichischen Raum als Wirkungskreis des Liedes. Im Jahr 1544 erschien ein in Nürnberg gedrucktes Liederbuch, das von Wolfgang Schmeltzl herausgeben wurde, der in Wien Schulmeister am Schottenstift war.[24] Im Vorwort der Sammlung schreibt dieser, dass er „den aller künstlichisten, eltisten, seltzamsten und besten Teutschen gesang, so ich im landt Osterreich und anderßwo, bekommen mügen“ gesammelt habe (» B. Lieder 1450–1520, Kap. Streuüberlieferung).[25] Der Druck ist heute besonders dafür bekannt, dass er das früheste Dokument für die Anwendung des Begriffs „Quodlibet“ auf ein Musikstück ist. Die Nummer VII des Drucks stellt einen bestimmten Typus eines solchen Quodlibets dar, der von Schmeltzl mit dem Zusatz „Fürt yede stymm jren eygen Text“ gekennzeichnet ist. Das bedeutet, dass in dieser Komposition nicht nur mehrere Liedmelodien übereinander geschichtet sind – was wir heute in erste Linie mit dem Begriff Quodlibet verbinden –, sondern zusätzlich innerhalb der einzelnen Stimmen eine Aneinanderreihung kurzer Ausschnitte von bekannten Liedmelodien stattfindet. Von Wer Els wer wird in diesem Satz allein am Beginn der Bassstimme (Secunda pars, T. 97f.) zitiert. Neben dem Text („Wer Els wer“) unterstreicht auch der markante Quintsprung des Liedbeginns das Zitat ( » Notenbsp. Schmeltzl, Wer Els wer).
Erstaunlich ist, dass offensichtlich diese drei Wörter und Töne ausreichen, um bei einem breiten Publikum die Erinnerung an das zugehörige Lied wachzurufen. An keiner anderen Stelle innerhalb des Quodlibets oder auch der gesamten Sammlung wird sonst auf Wer Els wer zurückgegriffen.
Ähnlich knapp ist auch ein zweiter Verweis auf das Lied gehalten, der sich zudem allein auf die textliche Ebene des Liedes bezieht. Er findet sich auf einem Flugblatt mit der Darstellung einer menschlichen Sonnenuhr, das von Peter Flötner (ca. 1485–1546) gestochen wurde und um 1540 datiert wird (» Abb. Menschliche Sonnenuhr).[26] Unterhalb des Holzschnitts ist ein erläuternder und interpretierender Text in Reimform in vier Kolumnen angeordnet.
Ganz rechts unten in der letzten Kolumne ist in einer abgesetzten Zeile zu lesen: „Wer Els wer/ das wir nit Reich wern*“. Es handelt sich dabei um eine Zusammenstellung aus der ersten und der dritten Kurzzeile des Liedes. Unklar ist, welche Rolle das Sternchen (oder handelt es sich um einen hoch positionierten Punkt?) einnimmt und weshalb der Liedbeginn so unvermittelt in diesem Kontext erscheint. Das verbindende Element des Liedes zu Holzschnitt und Kommentar ist sicherlich in der Satire auf einen genussorientierten und müßigen Lebenswandel zu suchen.
Eine etwas verkürzte Version des Liedtextes Wer Els wer, die wahrscheinlich auch Flötner bekannt war, taucht in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erneut im Druck auf. Dieses Mal als abschreckendes Beispiel innerhalb einer moralisierenden Schrift wider das Karten- bzw. Glücksspiel, das den bildhaften Namen Spilteufel trägt.[27] Das kurze Gedicht lautet in diesem Umfeld:
Wehre/ wehre Else wehre/
Das wir nicht zureich werden.
zerbrich du Krüse [= spätere Auflage: Krüge]/ ich die töpff/
So schlahen wir uns umb die köpff.
Verspiel du den mantel ich den rock/
So gerathen wir an den Bettelstock.
Es lassen sich zwar übereinstimmende inhaltliche Elemente und sprachliche Wendungen in diesem Text wiederfinden, die Reduktion und die Vereinfachung des Liedtexts sind allerdings einschneidend: Sie betreffen den Textgehalt, da der moralisierende Zeigefinger nun ausschließlich gegen das Laster des Spielens gerichtet ist, das im ursprünglichen Text nicht einmal explizit genannt wird, als auch die formale Strophengestalt (alle Kurzzeilen sind eliminiert, alle Zeilen sind ausschließlich im Paarreim verbunden). Aufgrund der veränderten Strophengestalt und Silbenzahl ist es denkbar, dass dieser Text entweder auf eine adaptierte Version der bekannten Melodie gesungen wurde (zumindest die Wiederholung müsste ausgelassen werden) oder aber ausschließlich der Sphäre der Leseliteratur angehörte.
In der Handschrift A-Wn Cod. 3027 ist neben geistlichen Liedern (» B. Geistliches Lied, Kap. Patris sapientia) auch ein weiteres weltliches Lied aufgezeichnet, dem sogar ein einfacher dreistimmiger Satz hinzugefügt ist. Es ist das Hans Hesselloher zugeschriebene Lied Von üppiglichen Dingen, aus dem ebenfalls in einem der Schmeltzl’schen Quodlibets zitiert wird (» B. Lieder 1450–1520, Kap. Vom Spruchsang zum Zeitungslied).
Einer anderen monastischen Quelle verdanken wir die früheste einstimmige Überlieferung eines Liebesliedes, das vom mittleren 15. bis ins 17. Jahrhundert bekannt war: Nun laube, Lindlein, laube (» Notenbsp. Nun laube, Lindlein, laube). Die Handschrift » CZ-VB Ms. 28 der südböhmischen Zisterzienserabtei Viššy Brod (Hohenfurt), geschrieben im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts, enthält unter 79 deutschen geistlichen Liedtexten, die oft mit Noten versehen sind, als Nr. 52-57 sechs ausdrücklich als „weltliche rayen“ (Reigen) bezeichnete Gesänge, also Kontrafakte weltlicher Tanzlieder. Nr. 52, O Sünder, grosser Sünder wurde bereits von Wilhelm Bäumker als Kontrafakt des im 16. Jahrhundert häufiger überlieferten Liedes Nun laube, Lindlein, laube erkannt.[28] (» Notenbsp. O Sünder, grosser Sünder).
Bäumker wusste nicht, dass dieselbe Melodie mit der Textmarke „Grune Linden“ auch als cantus firmus eines dreistimmigen Messordinariumszyklus im Trienter Codex » I-TRbc 88 (um 1460) erscheint. Außerdem ist der Melodieanfang mit den Worten „Nun lobe linde lobe“ in einem Quodlibet (Nr. 117) der Saganer Stimmbücher (um ca. 1480 ) zitiert.[29] Dieselbe erste Zeile erscheint im 16. Jahrhundert auch in anderen Quellen, während der gesamte fünfstrophige Text nur in kuhländischem (nordmährischem) Dialekt überliefert ist; die erste Strophe der hochdeutschen Fassung bei Erk-Böhme lautet:
Nun laube, Lindlein, laube,
Nicht länger ich’s ertrag;
Ich hab mein Lieb verloren,
Hab gar so traurig‘ Tag.[30]
Es ist zu vermuten, dass dieses „weltliche Reigenlied“ aus Schlesien oder Mähren stammt. Die Melodie erschien ferner als Kantionalsatz mit dem protestantischen Kontrafakturtext „Nun lobet mit Gesängen den Herrn Gott allesamt“ im » Schlesisch Singebüchlein von Valentin Triller (Breslau 1555) und in den » Musae Sioniae von Michael Praetorius (Teil 7, Wolfenbüttel 1609).
[18] » A-Wn Cod. 116. Vgl. Haug 2007, 13–33.
[19] Klugseder 2012, 262.
[21] Vgl. Menhardt 1961, 280. Zur Handschrift vgl. weiterhin Lackner : Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3027.
[22] „höffen“ = „hafen“ in der Bedeutung Töpfe (siehe Lemma „Hafen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 4/2 [dtv-Ausgabe: Bd. 10], Leipzig 1877, Sp. 120; Link: http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hafen) und „krieg“ = Krüge.
[23] Eine Strophe umfasst zweimal sechs Zeilen, die jeweils mit den Worten „Wer els wer“ eingeleitet werden. Beide Teile zerfallen zudem jeweils in zwei gleichartig gebaute Dreizeiler, die sich als kleinstes Element aus einer Langzeile und zwei Kurzzeilen zusammensetzen. Zusätzlich zum stets wiederkehrenden Ruf „Wer els wer“ beginnt der zweite Dreizeiler jeder Strophe mit „Darzu ich dir auch helfen will“.
[24] Schmeltzl (hrsg. von Flotzinger) 1990. Vgl. Bienenfeld 1904.
[25] » Schmeltzl, Wolfgang, Guter seltzamer vñ kuenstreicher teutscher Gesang sonderlich ettliche Kuenstliche Quodlibet Schlacht vñ der gleichen mit vier oder fuenff stĩmen biß her im truck nicht gesehen. […] M.D.XLIIII, Nürnberg: Johannes Petreius 1544, Tenor, fol. a2r (Digitalisat des Exemplars D-Mbs 4 Mus. pr. 453: http://stimmbuecher.digitale-sammlungen.de/view?id=bsb00077745).
[26] Der Holzschnitt ist nicht signiert, aber die ungewöhnliche Perspektive der Darstellung und die skatologische Szenerie deuten stark auf Peter Flötner hin. Vgl. hierzu und im Folgenden Dienst 2002, 78f. (Abb. 19) und 127, sowie Kammel 2007.
[27] Eustachius Schildo, Spilteufel. Ein gemein Ausschreiben von der Spiler Brüderschafft und Orden …, Frankfurt an der Oder: Johann Eichorn 1557, fol. [E4]r.
[28] Bäumker 1895, Reprint 1970, 53f. Auch das dort ohne Melodie eingetragene Lied Nr. 74, Ein gartt, ain edler garten soll auf dieselbe Melodie gesungen werden.
[29] Zu diesen Quellen vgl. Strohm 2012, 167.
[30] Erk/Böhme 1893/1894, Bd. 2, 216.
[1] Wichtige Hinweise auf die Singpraxis im Alltag bei Strohm 2001, 53–76.
[2] Santonino (übers. von Egger) 1947, 151. Näheres vgl. Kap. Kontexte des Singens und » D. Fürsten und Diplomaten auf Reisen.
[3] Eine schöne Darstellung von Singen im paraliturgischen Kontext, verbildlicht durch geöffnete Münder, ist die Abbildung einer Kirchweihprozession aus einem Graduale des Stiftes Geras: » Abb. Kirchweihprozession.
[4] Vgl. Bröcker 1998b, insbes. Sp. 1733–1741.
[5] Brandt 2001, 1080–1090: „Der Begriff ‹V.› benennt heute 1. die Bewohner eines Staates, namentlich die Inhaber der Souveränität in der Demokratie, 2. die Angehörigen einer Ethnie mit gemeinsamer Herkunft, Sprache und Kultur bzw. einer sich als auch außerstaatliches V. verstehenden Großgruppe, 3. die ,einfachen‘ Mitglieder oder unteren Schichten einer Gesellschaft im Sinn von ,Volksmassen‘ im Gegensatz zu ,Obrigkeit‘ oder ,Führungsschicht‘.“
[6] Vgl. Suppan 1966, 9.
[7] Vgl. Suppan 1966, 8.
[8] Bröcker 1998b, Sp. 1735.
[9]„Obwohl der Terminus Volkslied weder dem artifiziellen noch dem soziologischen Sachverhalt gerecht wird, und obwohl er seit seiner Geburt mit romantischen Gedanken belastet ist, behalten wir ihn bei. Wir müssen uns aber seiner Grenzen bewußt sein. ‚Volkslied‘ ist für uns nicht mehr als eine bekannte, aus dem schriftlosen Usus in die res facta aufsteigende Weise.“ (Seidel 1969, 109).
[10] Z. B. Salmen 1997, 245–253.
[11] Vgl. Lindmayr-Brandl 1997, 255–279.
[12] Grosch 2011; Grosch 2013. Vgl. auch Tröster (im Druck).
[13] Vgl. beispielsweise das Lieder•Projekt (http://www.liederprojekt.org/), ein Benefizprojekt zum Singen mit Kindern von Carus Verlag, Reclam und SWR2. Selbst die Lieder, die dort mit einer Entstehungszeit im 16. Jahrhundert angeführt werden, stellen in fast allen Fällen Bearbeitungen des 19. Jahrhunderts dar.
[15] »D-Mbs 4 Mus.th. 729, fol. c4v.
[16] » CH-Bu F X 1–4, Nr. 23, und » Ott, Hans (Hrsg.), Der erst teil. Hundert vnd ainundzweintzig newe Lieder, von berümbtenn dieser kunst gesetzt, lustig zu singen, vnd auff allerley Jnstrument dienstlich, vormals dergleichen im Truck nye außgangen, Nürnberg: Hieronymus Formschneider 1534, Nr. 37 (Digitalisat des Exemplars D-Mbs Mus. pr. 35: http://stimmbuecher.digitale-sammlungen.de/view?id=bsb00082621).
[17] Zur weiteren Verbreitung in der Sphäre polyphoner Musik siehe Grosch 2013, 160–178. In böhmischen Quellen wurde dagegen auch die einstimmige Liedweise (meist mit tschechischen Texten) weiter aufgezeichnet. Vgl. die Datenbank Melodiarium Hymnologicum Bohemiae [http://www.musicologica.cz/melodiarium/] MHB/245.
[18] » A-Wn Cod. 116. Vgl. Haug 2007, 13–33.
[19] Klugseder 2012, 262.
[21] Vgl. Menhardt 1961, 280. Zur Handschrift vgl. weiterhin Lackner : Wien, Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), Cod. 3027.
[22] „höffen“ = „hafen“ in der Bedeutung Töpfe (siehe Lemma „Hafen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 4/2 [dtv-Ausgabe: Bd. 10], Leipzig 1877, Sp. 120; Link: http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hafen) und „krieg“ = Krüge.
[23] Eine Strophe umfasst zweimal sechs Zeilen, die jeweils mit den Worten „Wer els wer“ eingeleitet werden. Beide Teile zerfallen zudem jeweils in zwei gleichartig gebaute Dreizeiler, die sich als kleinstes Element aus einer Langzeile und zwei Kurzzeilen zusammensetzen. Zusätzlich zum stets wiederkehrenden Ruf „Wer els wer“ beginnt der zweite Dreizeiler jeder Strophe mit „Darzu ich dir auch helfen will“.
[25] » Schmeltzl, Wolfgang, Guter seltzamer vñ kuenstreicher teutscher Gesang sonderlich ettliche Kuenstliche Quodlibet Schlacht vñ der gleichen mit vier oder fuenff stĩmen biß her im truck nicht gesehen. […] M.D.XLIIII, Nürnberg: Johannes Petreius 1544, Tenor, fol. a2r (Digitalisat des Exemplars D-Mbs 4 Mus. pr. 453: http://stimmbuecher.digitale-sammlungen.de/view?id=bsb00077745).
[26] Der Holzschnitt ist nicht signiert, aber die ungewöhnliche Perspektive der Darstellung und die skatologische Szenerie deuten stark auf Peter Flötner hin. Vgl. hierzu und im Folgenden Dienst 2002, 78f. (Abb. 19) und 127, sowie Kammel 2007.
[27] Eustachius Schildo, Spilteufel. Ein gemein Ausschreiben von der Spiler Brüderschafft und Orden …, Frankfurt an der Oder: Johann Eichorn 1557, fol. [E4]r.
[28] Bäumker 1895, Reprint 1970, 53f. Auch das dort ohne Melodie eingetragene Lied Nr. 74, Ein gartt, ain edler garten soll auf dieselbe Melodie gesungen werden.
[29] Zu diesen Quellen vgl. Strohm 2012, 167.
[30] Erk/Böhme 1893/1894, Bd. 2, 216.
[31] Welker 2006, Bd. 1, 115–142.
[33] Digitalisat: http://manuscripta.at/diglit/AT6000-869/0103. Zur Datierung siehe Schmidtke 1976, 165.
[34] Bereits in Fichards Liederbuch (nach 1450), das 1944 in Frankfurt am Main verbrannte, klingt das Lied der Fischerin an, vgl. Schanze 2004, Sp. 455.
[35] Gedruckt von Matthäus Elchinger. Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, 39 in: 2“ Yd 7801: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001AA2000000000.
[36] Gedruckt von Matthäus Elchinger. Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, 12 in: 2“ Yd 7802: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001B20A00000000 .
[37] Hagenmaier 1988, 329f.
[39] Digitalisat unter http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/titleinfo/1689049.
[40] Das wetter het verkeret sich: » CZ-Pn X A 12, fol. 299v; D-LEu Apel 8, fols. 361v–362r; D-B Mgf 488, fol. 230r–v; D-Mbs Cgm 379, fol. 116r–v. Das Liedinitium ist verzeichnet in D-Mbs Cgm 5919, fol. 297r; das Lied erschien auch in dem heute nicht mehr existierenden Fichard’schen Liederbuch.
[43] Vgl. die Zusammenstellung bei Zimmermann 1982, 291 (Nr. 26).
[44] Klugseder 2012, 266.
[45] Vgl. Menhardt 1961, 1084f.
[46] » D-Mbs Cgm 379 („Augsburger Liederbuch“), fol. 123r–v; D-DS Hs. 2225, fol. 80v. Das Liedinitium ist aufgezeichnet in D-Mbs Cgm 5919, fol. 297r. Vgl. Zimmermann 1982, 289f. (Nr. 21).
[48] Vgl. Kellermann 2000, bes. 7–34 und 49–65.
[49] Insbesondere in Liedflugschriften und auf Liedeinblattdrucken wurden selten Melodien in Notation wiedergegen. Dagegen findet man häufig den Hinweis „zu singen im Ton …“. Diese Tonangabe verwies auf die Melodie eines als bekannt vorausgesetzten Liedes.
[50] Nehlsen/Schlegel 2012, 187–218. Vgl. » H. Lautenisten und Lautenspiel; » Abb. Der Benzennawer Inn tannz weiss.
[51] Anneliese Stoklaska gibt an, dass 300 historische Ereignislieder mit Österreichbezug aus dem Zeitraum von 1278 bis 1519 überliefert seien (Stoklaska 1986, 126f.). Diese Zahl (die ohnehin nur Textüberlieferungen betrifft) ist deutlich zu hoch gegriffen, da sie sich auf Liliencrons Angaben (Liliencron 1865–1869) stützt, der jedoch die Liedüberlieferung im gesamten deutschsprachigen Raum für diesen Zeitraum verzeichnet.
[52] Exemplar in der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (Ye 2206): http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN759625425. Zu diesem Lied vgl. auch » E. Kap. Lieder für König Lassla.
[53] Seemüller 1897; siehe auch Suppan 2000, 40–42.
[54] GB-Lbl Add. 16592, fol. 22r–23v.
[56] Meier 1935, 250–276.
[57] Exemplar Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ye 1081.
[58] Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 754, fol. 81r; Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Sammlung Bohn Mus. ms. 10, Nr. 50; Wrocław, Ms. Brieg.Musik K.51, Nr. 25.
[59] Motnik 2012, 183f.
[60] Schmidt 1970a, 390.
[61] Schober 1885, 228; Schmidt 1970a, 391.
[62] Bröcker 1998a, Sp. 373f.
[63] Vgl. auch Schmidt 1970a, 390.
[64] Edition: Santonino (hrsg. von Vale) 1943; gekürzte Übersetzung ins Deutsche: Santonino (übers. von Egger) 1947; musikalische Auswertung: Schmidt 1970b und Brodl 2007.
[65] Santonino (übers. von Egger) 1947, 27. „Reddiderunt cantores prandium jucundius, qui singulis ferculis cantilenas aliquas suo idiomate premitere curaverunt.“ (Santonino [hrsg. von Vale] 1943, 136 [fol. 13v]).
[66] Santonino (übers. von Egger) 1947, 41. „In medio autem prandio, applicuerunt pueri octo cum suo preceptore bene in cantu instructi, qui aliquas laudes in honorem pontificis more tamen suo cecinere, et acceptis bibalibus recesserunt.“ (Santonino [hrsg. von Vale] 1943, 145 [fol. 26v]).
[67] Santonino (übers. von Egger) 1947, 172. „Cenam ipsam, iucundiorem reddidere, scholasticus et cantores ecclesie predicte de Gonabicz qui diversas laudes et ymnos, figuratis notis cecinerunt.“ (Santonino [hrsg. von Vale] 1943, 254 [fol. 127r]).
[68] Santonino (übers. von Egger) 1947, 151. „…qui dominus miles totus hilaris et benignus per omnem fere viam cum uno ex suis domicellis, plures sui ydiomatis cantilenas cecinit, ut maius ac jocundius eidem d. presuli et suis.“ (Santonino [hrsg. von Vale] 1943, 237 [fol. 111r]).