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Marienverehrung

Ute Monika Schwob

Ferner kamen die „Hirten“ den Bedürfnissen ihrer „Herde“ bezüglich der kirchlichen Lehre entgegen. Sie stellten der verbreiteten Angst vor dem strafenden Gott der Zehn Gebote und der Sorge, einen unvorbereiteten Tod zu sterben, ihre Hilfsmittel gegenüber – allen voran die Zuflucht zur Gottesmutter Maria, die bei jeglichen Nöten des Lebens und Sterbens um Hilfe angerufen werden konnte. Bereits im Neuen Testament als „Mutter des Herrn“ und „unter allen Frauen Gepriesene“ bezeichnet (Lukas 1, 43–48), wurde sie zunehmend als himmlische Königin und Mutter aller Christen angesehen. Vertrauende Hingabe an ihre fürbittende Wirksamkeit hatte stets eine emotionale Prägung. Während des Mittelalters wuchs sowohl unter Theologen als auch bei den Laien die Marienverehrung stetig an. Die im liturgischen Jahreskalender schon vorhandenen Marienfeste wurden vermehrt. Zahlreiche Kirchen und Altäre waren der Mutter Gottes geweiht. Wallfahrtskapellen, die auf Marienerscheinungen zurückgeführt wurden, nahmen zu. Thronende sowie sinnlich in ihrer Schönheit, ihrer Freude und ihrem Leid begreifbare Madonnen, oft von herausragenden Künstlern gefertigt, wurden im bischöflichen Dom wie in Pfarrkirchen und kleinen Gemeinde- und Burgkapellen bildlich und plastisch zur Schau gestellt. Der Ruf Marias als wirksamste Fürbitterin für reuige Sünder war unumstritten. Wer sich unter ihren Schutzmantel begab, konnte sich vor der dämonischen Macht des Bösen sicher fühlen und am Ende aller Tage vor dem richtenden Gott auf Gnade hoffen. Mariendichtung, lateinische wie volkssprachliche, trug zusätzlich dazu bei, die Frömmigkeit der theologischen Eliten mit der des Volkes zu verknüpfen. (Zur wunderbaren Heilwirkung des Liedes Maria zart vgl. » J. Körper und Seele)