Entgegenkommen der Kirche
Zweifellos waren in der mittelalterlichen Kirche gläubige Laien mit einer angemessen frommen Lebensführung erwünscht, Übereifrige hingegen eher gefürchtet. Den meisten geweihten Amtsträgern war zudem bewusst, dass die Betreuung der Laien sich nicht darauf beschränken konnte, vorzuführen, wie sie selbst – angetan mit festlichen Gewändern, begleitet von Glockenklang, Kerzenlicht und Weihrauchduft, unterstützt von kunstvollen liturgischen Gesängen – vor dem Hochaltar den Gottesdienst vollzogen. Denen, die oben im Chor agierten, fehlte es nicht an Einsicht, dass es unerlässlich sei, den Leuten unten im Kirchenschiff in vielerlei Hinsicht „entgegenzukommen“. Die Geistlichen stiegen die Stufen hinunter, die die Laien nicht hinaufsteigen sollten; sie beweihräucherten und besprengten alle Anwesenden, predigten über Grundlagen des Glaubens und nahmen die Laien in ihre häufigen Umgänge und Prozessionen auf. Sie sorgten für illustrierende und emotional bewegende Bilder in und an Kirchen, Kapellen und Kreuzgängen. Sie stellten die Kirchen, die oft über den größten überdachten Raum einer Gemeinde verfügten, in begrenztem Ausmaß auch für weltliche Zwecke zur Verfügung: Dort und auf den Friedhöfen trafen sich Laien und Klerus wie auch Laien unter sich, dort traf man Vereinbarungen, dort wurden Urkunden geschrieben, sogar solche zu weltlichen Rechtsgeschäften.
[1] Schreiner 1992b, 1–13.
[2] Schreiner 1992b, 13–26; 27–41.
[3] Machilek 1992, 157–189.
[5] Rubin 1992, 309–318.
[6] Hofmeister-Winter 2001, 347–350, fol. 131v–132v.
[7] Ein Fronleichnamsspiel steht in der „Neustifter-Innsbrucker Spielhandschrift“ des Augustiner-Chorherrenstifts Neustift (» A-Iu Cod. 960, fol. 51r–59r); vgl. Thurnher/Neuhauser 1975. Allerdings wurde diese aus Thüringen stammende Handschrift in Tirol nicht praktisch verwendet.
[8] Brückner 1992, 18.
[9] Hofmeister-Winter 2001, 317, fol. 115v.
[10] Hofmeister-Winter 2001, 319, fol. 117r. Diese wohl realistische Befürchtung hat inhaltliche Gemeinsamkeiten mit dem Salzburger Spottlied „Die Pinzgauer wollten wallfahrten gehn; sie täten gerne singen, sie konntens nit gar schön“ (um 1800 entstanden).
[11] Hofmeister-Winter 2001, 317, fol. 116r.
[12] Hofmeister-Winter 2001, 304–311, fol. 109r–112v.
[13] Hofmeister-Winter 2001, 309, fol. 111v/112r.
[14] Hofmeister-Winter 2001, S. 307, fol. 110v.
[16] Stürz 1978, 43–60.
[17] Ohler 1986, 282–298.
[18] Schwob 2007, 66–68.
[19] Schwob/Schwob 1999-2013, Nr. 233.
[20] Schwob 2009, 17–28.
[21] Schwob/Schwob 1999–2013, Nr. 163.
[22] Schwob/Schwob 1999–2013, Nr. 377.
[23] Hochenegg 1984, Listen, passim.
[24] Bestände im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Südtiroler Landesarchiv Bozen, Diözesanarchiv Brixen.
[25] Schwob 1989, 291–326.
[26] Hochenegg 1984, 226–227.
[27] Pfarr- und Dekanatsarchiv Bruneck, Or. Perg. Urk. 1431 Oktober 2.
[28] Sinnacher 1830, 486–487.
[29] Angenendt 1997, 77–79.
[30] Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, FB 32040.
[31] Wielander 1959, 3–88, Zitate; 86, 3.
[32] Bibliothek des Priesterseminars Brixen, Cod. F/5 (149).
[33] Spicker 2007, 86–118.
[34] Andergassen 2011, 77–79.