Johannes Winterburgers Antiphonarius, 1519
Ein seltenes Druckwerk zum Stundengebet
Die hier präsentierte Musikquelle ist ein Antiphonar: das Gesangbuch für das Stundengebet der römischen Kirche, das hauptsächlich Antiphonen und Responsorien enthält. Dem darin enthaltenen Hinweis entsprechend wird diese Quelle im Folgenden „Antiphonarius“ (» Antiphonale Pataviense) genannt.
Der Antiphonarius wurde in Wien von Johannes Winterburger im Jahr 1519 gedruckt und stellt eines der spärlichen Musikdruckwerke in Österreich bis 1520 überhaupt dar. Ferner ist der Antiphonarius eines der wenigen gedruckten Antiphonare in ganz Europa bis zum Trienter Konzil sowie die einzige gedruckte Ausgabe dieser Buchgattung in der „Region Österreich“ in dieser Epoche.[1] Darüber hinaus ist Winterburgers Antiphonarius eine der seltenen Quellen für Gesänge des Stundengebets im spätmittelalterlichen Wiener Raum.[2]
Der Antiphonarius ist in der von Walter Dolch kompilierten Bibliographie von Johannes Winterburger eingetragen.[3] Karlheinz Schlager gab den Antiphonarius als Faksimile-Ausgabe im Jahr 1985 heraus.[4] Der durch Schlagers Faksimile-Ausgabe dem Antiphonarius hinzugefügte Titel „Antiphonale Pataviense“ – der sich später als alleinige Bezeichnung für dieses Antiphonar durchgesetzt hat, im Original aber nicht zu finden ist (siehe unten) und der Komplexität einiger Aspekte dieses Druckwerkes (liturgische Bestimmung, Vermarktungsstrategie) nicht gerecht wird – wurde in einem Beitrag diskutiert, der außerdem die diesbezüglichen übergeordneten Fragen thematisiert.[5] Der Antiphonarius ist in den wichtigsten wissenschaftlichen Datenbanken eingetragen.[6] Ein Digitalisat steht im Internet kostenlos zur Verfügung.[7]
Der Buchdrucker Johannes Winterburger
Dem eigentlichen Porträt des Werkes möge hier eine kurze Vorstellung seines Schöpfers vorangehen, um den Antiphonarius besser im geographisch-historischen Kontext zu positionieren.
Johannes Winterburger[8] ist zwar nicht der erste bekannte Buchdrucker in der Region Österreich,[9] er ist aber zweifellos der erste Druckmeister, der in Wien musikalische Notation druckte.[10] Seine Tätigkeit in Wien ist ab dem Jahr 1492 nachweisbar und schließt mit der Realisierung des hier zu porträtierenden Antiphonarius Ende August 1519, der sein letztes bekanntes Druckwerk ist. Winterburger wurde ca. 1460–1465 in Winterburg (Landkreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz) geboren. Sein Sterbedatum ist nicht bekannt, wahrscheinlich starb er vor dem Jahresende 1519. Winterburger „gehörte mit seiner Frau der Bruderschaft vom Gottesleichnam als Mitglied an“,[11] damals eine wichtige Drehscheibe für die soziale Vernetzung in Wien, „der u. a. einige bedeutende Gelehrte angehörten – z.B. Johannes Cuspinianus-Spießheimer. – So kam er mit ihnen in persönliche Berührung.“[12]
Winterburger druckte nicht nur Grammatiken, Rechenbücher „und das, was man als Jahrmarktsware bezeichnen könnte: Gelegenheitsschriften […], Pestblätter, Syphilisblätter, Aderlaßblätter […]“[13] usw., sondern auch Texte antiker Autoren (wie z.B. Apuleius, Aristoteles, Horaz, Plautus, Tacitus), Werke von Humanisten (Conrad Celtis, Johannes Panecianus, Johannes Stabius, Georg von Peuerbach und Johann Müller/Regiomontanus) und etliche Verwaltungsschreiben: „Seit mindestens 1506 druckte er für die Regierung der innerösterreichischen Lande die Landtagseinberufungen, Edikte, Achterklärungen und Steuerzettel. […] so daß man Winterburger unbedenklich den ersten österreichischen Reichsdrucker nennen darf.“[14] Darüber hinaus druckte Winterburger Liturgica für die Bistümer Gran (Esztergom), Olmütz (Olomouc), Passau und Salzburg sowie einige Liturgica ohne Vermerk der geographisch-liturgischen Bestimmung.[15]
Unter den heute erhaltenen Liturgica Winterburgers (» Abb. Winterburgers Liturgica) sind sechzehn Ausgaben mit Notation vorhanden. Notendruck ist innerhalb Winterburgers œuvre außerdem in zwei Musiktraktaten zu finden. Ferner veröffentlichte er auch außergewöhnliche Druckwerke, z.B. eine Gedenkschrift mit über zweihundertsechzig Holzschnitten: das Heyligtumb[16] (1502 und 1514): vgl. F. Kap. Das Wiener Heiligtum.
Beschreibung des Antiphonarius
Das Buch beginnt auf fol. 1r wie folgt: Incipit Antiph(onarius) utriusq(ue) part(is) s(ecundu)m (com)mune(m) (con)suetudine(m) dioc(esis). Diese Anfangsrubrik bedeutet: „[Hier] beginnt das Antiphonar für beide Teile [des Kirchenjahres, d.h. Temporale[19] und Sanktorale[20]] dem gewöhnlichen Gebrauch der Diözese entsprechend“. Es fehlt das Adjektiv, das präzisieren sollte, für welche Diözese dieses Antiphonar gedruckt wurde.
Winterburgers Antiphonarius ist ein Band im Folio-Format (355 x 245 mm) und umfasst 276 Blätter, die am Oberrand der Rectoseite rechts unmittelbar über den Text mit arabischen Ziffern nummeriert und in Quaternionen gruppiert sind. Der Gesangstext sowie die Incipits der Gesänge in den Rubriken (diese ohne Notation), die zwei oder drei Notensysteme umfassenden Initialen, die Musiknotation und die Textincipits im Verzeichnis sind mit schwarzer Farbe gestaltet; Foliierung, Justierungslinien, Kolophon (Impressum) samt Druckerzeichen, Kolumnentitel, vierliniges Notensystem, Rubriken sowie Titelseite sind hingegen mit roter Farbe gedruckt. Bei den ein Notensystem umfassenden Initialen alternieren rote und schwarze Farbe. Wie bei liturgischen Quellen üblich, hängt die Auswahl der Tintenfarbe und die Präsenz von verzierten Initialen ausschließlich von der liturgischen Gattung bzw. von der Position des Gesangs im liturgischen Zusammenhang ab.
Neben Titelseite und Druckerzeichen zählen zum Buchschmuck die Initialen, die je nach Größe und Art der Ornamentik unterschiedlichen Reihen zuzuordnen sind. Drei Initialen stechen wegen ihrer Dimensionen heraus. Es handelt sich um ein „A“ auf fol. 1r, ein „V“ auf fol. 120r sowie ein „N“ auf fol. 245r (vgl. Abb. Antiphonarius Winterburger, fol. 1r, Abb. Antiphonarius Winterburger, fol. 119v-120r).[21]
Die Textschrift ist die sogenannte gotica textualis in drei Größen: Gesangstext, Rubriken, Inhaltsverzeichnis. In den Rubriken werden des öfteren auch die Lettern des Gesangstextes verwendet. Die Lettern der Liturgica Winterburgers erinnern an die für liturgische Bücher aus Italien typische gotica rotunda (auch gotica liturgica genannt), die bereits der Augsburger Buchdrucker Erhald Ratdolt in seinen Liturgica nachgeahmt hatte.
Die Musiknotation ist die deutsche gotische Choralnotation mit Akzidentien, Custoden, C-, F- und G-Schlüsseln sowie einfachen Strichen, die das vierlinige Notensystem durchqueren und Binnenglieder bzw. den Schluss der Gesänge signalisieren.
Zwei Exemplare des Antiphonarius sind heute erhalten (in München bzw. Wien);[22] Makulaturen davon sind außerdem im Diözesanarchiv zu Graz gefunden worden.[23] Auf dem originalen Ledereinband des Münchner Exemplars wurde in Kapitalschrift (mit Großbuchstaben) die Betitelung „Antivonarius“ (sic) mittels Stempeln bzw. Lettern geprägt. Diese Beschriftung kann wohl auch lange Zeit nach der Anfertigung des Ledereinbandes realisiert worden sein. Auf dem Ledereinband des Wiener Exemplars wurde hingegen die Abkürzung „Antiph“ geprägt, auch in Kapitalschrift, aber deutlich größer geschrieben. Die sechs Buchstaben füllen perfekt ein offensichtlich für sie vorgesehenes Rechteck in der Blindprägung aus und gehören daher zum Originalzustand des Einbands. Dies dürfte darauf hinweisen, dass der Antiphonarius, genauso wie nach Walther Dolch andere liturgische Ausgaben Winterburgers, mit einem editorialen Einband zum Verkauf angeboten wurde.[24]
Die Paratexte
Winterburgers Antiphonarius weist unterschiedliche Paratexte auf: die Titelseite, die tabula antiphonarii (Inhaltsverzeichnis) und das Kolophon. Dem lateinischen Text des Kolophons sind mehrere Informationen zu entnehmen, drei sind hier von Bedeutung.[25] Erstens wird das Buch „Antiphonarius“ genannt (im Original mit großgeschriebenen Anfangsbuchstaben), nicht antiphonarium oder antiphonale, welche weit üblichere Benennungen für diese Buchgattung sind.[26] Winterburger hat die seltene männliche Variante der Gattungsbezeichnung verwendet, die als Adjektiv das Substantiv liber (Buch) impliziert (also etwa „Antiphonenbuch“, „Buch mit Antiphonen“). Der vorliegende Text folgt diesem Gebrauch.[27] Zweitens heisst es hier „nuper integerrime castigatus“: seit kurzem vollständig „gezüchtigt“. Dies weist darauf hin, dass eine Korrektur stattgefunden hat (in welchem Ausmaß, gilt noch herauszufinden).
Drittens ist im Kolophon zu lesen: „impensis et opera ingeniosissimi Calcographi Joannis Winterpurger [sic] impressus“. Neben der Schreibweise des Namens des Druckmeisters ist hier seine gräzisierende (Selbst-?)Betitelung als „Calcographus“ bemerkenswert (in anderen Druckwerken Winterburgers ist die korrektere Schreibweise chalcographus zu finden),[28] die auf seine Nähe zu den Humanisten sowie auf eine in der Forschung kaum thematisierte Tätigkeit Winterburgers als Drucker von Kupferstichen hinweist.[29] Darüber hinaus ist hier besonders wichtig, dass Winterburger nicht nur seine faktische Teilnahme an dieser Druckunternehmung (opera), sondern auch seine finanzielle Beteiligung (impensis) betont.
Der Antiphonarius enthält keinerlei Widmung, Wappen oder Vorwort, auch keine Abbildungen von Diözesanpatronen. All dies steht im Einklang mit Winterburgers Aussage im Kolophon bezüglich der Deckung der Druckkosten und bestätigt, dass keine Auftraggeber oder Sponsoren sich am Druckprojekt beteiligt haben. Somit kann man annehmen, dass der Antiphonarius ausschließlich aus der unternehmerischen Initiative Winterburgers entstanden ist. Dies führt zur Schlussfolgerung, dass der Antiphonarius für den Verkauf gedacht war.
Inhalt des Antiphonarius
Winterburgers Antiphonarius enthält hauptsächlich die Gesänge für erste Vesper (Abendgebet), Laudes (Morgengebet) und/oder zweite Vesper für das Temporale und das Sanktorale des ganzen Kirchenjahres. Dazu kommt die Matutin (Nachtgebet) für wichtige Heiligen-, Herren- und Marienfeste. Nur für die Formulare weniger Feste sind auch die kleinen Horen[30] vorhanden. Im Antiphonarius besteht die Matutin meistens nur aus einer ihrer Unterteilungen, und zwar aus der ersten Nokturn; für die wichtigsten Feste besteht die Matutin aus drei Nokturnen. Die erste Nokturn beginnt wie üblich mit einer Invitatoriumsantiphon (Antiphon zum Invitatoriumspsalm: Psalm 94/95 Venite exultemus).
Die inhaltliche Einteilung des Antiphonarius ist in der » Abb. Inhaltliche Gliederung dargestellt. Außerdem enthält der Antiphonarius „zwei Hymnen […], jeweils sechs Gradual- und Alleluia-Verse zu den feierlichen Vespern der Osterwoche, ein Kyrie eleison zur gleichen Gelegenheit, eine Litanei zur Gründonnerstagsliturgie, ein Osterspiel und melogene Tropen (Prosulae zu Responsorien des Weihnachtsfestes)“.[31] Ferner ist auf fol. 56r das Incipit von „Christ ist erstanden“ notiert.
Wie üblich für ein Antiphonar, das ein Musikbuch ist, sind keine Gebete und keine Lesungen enthalten. Zudem entbehrt der Antiphonarius des Totenoffiziums. Außer einigen Festformularen, die „zu den jüngsten Schöpfungen für das poetische Stundengebet gehören“,[32] wie das Offizium zum Fest der hl. Lanze und der Nägel des Herrn (fol. 69r) und jenes zum „durch das Direktorium von 1518 in den Gebrauch der Diözese [Passau]“[33] eingeführten Fest von Maria Schnee (fol. 187v), enthält der Antiphonarius zwei Offizien zu den Festen für den hl. Leopold III. Babenberg: Diese sind der dies natalis (der Todestag) am 15. November (Ecclesia sancta, fol. 227v) und die in Anwesenheit Maximilians I. im Jahr 1506 stattgefundene Translation[34] am 15. Februar (Austria laetare, fol. 107v). Vgl. » F. Musik und Verehrung von (Lokal-)Heiligen, Kap. Die Translation des Hl. Leopold. [35]
Kirchliche Zuordnung
Auf Grund der Gestaltung der Matutin – der im Antiphonarius niedergeschriebene Gesangsteil für eine Nokturn besteht aus drei Antiphonen und drei Responsorien – und jener der Vesper (mit fünf Psalm-Antiphonen), die dem cursus saecularis der Stundengebetsliturgie entsprechen, sowie anhand der Zusammensetzung des Sanktorale lässt sich die Verwendung des Antiphonarius seitens der monastischen Orden, der Bettelorden sowie der reformierten Benediktiner Melker Kongregation ausschließen.[36] Es fehlen die Feste der Ordensgründer oder der jeweils zugehörigen Ordensheiligen, bzw. diese werden lediglich in Rubriken erwähnt und ihre Feste sind nicht mit eigenen Gesängen (Proprien) bedacht.
Winterburgers Antiphonarius scheint offensichtlich für die Diözesanliturgie gedacht zu sein. Er entbehrt eindeutiger Elemente zur geographischen Lokalisierung, wie die Responsorien der Matutin für die vier Adventssonntage und für die Quatembertage des Advents sowie jene des Totenoffiziums. Ferner enthält er kein Kalendarium. Die Zuordnung Schlagers zur Diözese Passau – die sich sogar in der üblich gewordenen Benennung für dieses Druckwerk widerspiegelt (Antiphonale Pataviense), welche aber erst seit der Faksimile-Ausgabe existiert – ist zwar nicht falsch, aber verbesserungsbedürftig, oder besser: erweiterungsbedürftig.
Ein Blick auf die Geschichte der kirchlichen Institutionen in diesem geographischen Großgebiet sowie auf andere Inhaltselemente des Antiphonarius können dazu beitragen, seine Lokalisierung zu präzisieren. Wien und Wiener Neustadt wurden 1469 zu eigenständigen Diözesen erklärt (durchgesetzt wurde dies allerdings erst im Jahr 1480).[37] Sie wurden aus der Diözese Passau bzw. aus dem Erzbistum Salzburg herausgetrennt. Die Diözese Wiener Neustadt umfasste nur die Stadtpfarre, die Diözese Wien hingegen siebzehn Pfarreien; sie wurde „bis 1513 von Administratoren versehen. Erst mit Georg von Slatkonia, dem Kapellmeister der kaiserlichen Hofkapelle, erhielt Wien seinen ersten Residentialbischof.“[38] Es ist unwahrscheinlich, dass diese beiden sogenannten Hofbistümer über einen regelrechten eigenen liturgischen Usus verfügten; inwieweit Abweichungen vom Passauer Usus vorhanden waren, bedarf noch weiterer Untersuchungen. Diese neuen Diözesen dürfen jedoch als Bestimmungsorte für den Verkauf des Antiphonarius nicht ausgeschlossen werden (allerdings ist der Bedarf an neuen liturgischen Büchern in Wiener Neustadt nicht zu überschätzen).[39]
Alle damals an diese Region angrenzenden oder benachbarten Bistümer kommen hingegen aus liturgischen Gründen als Bestimmungsorte des Antiphonarius nicht in Frage: Gran/Esztergom, Olmütz/Olomouc, Prag/Praha, Raab/Győr, Salzburg und das Patriarchat Aquileia sowie die Bistümer der Salzburger Kirchenprovinz Brixen, Freising und Regensburg – und auch nicht die Salzburger Eigenbistümer Chiemsee, Gurk, Lavantal und Seckau.[40]
Der Inhalt des Antiphonarius stimmt größtenteils mit dem Passauer Usus überein. Manche Elemente, wie z.B. die Präsenz des hl. Severinus (von Norikum) am 5. Januar, des hl. Valentin (Bischof) am 7. Januar,[41] der Translation des Hauptes des hl. Vigilius (von Trient) am 31. Januar, der Translation des hl. Leopold am 15. Februar und weitere „diözesaneigene Feste“[42] bestätigen die Lokalisierung nach Passau.
Andere Elemente, wie die Diskrepanz zwischen der Positionierung der Rubrik und jener des Formulars für das Fest der Verklärung des Herrn, das Vorhandensein bzw. das Fehlen von Heiligenfesten, die normalerweise dem Passauer Kalender nicht angehören bzw. dessen Bestandteil sind, sowie kleine aber deutliche Unterschiede[43] zur in den Diözesanbrevieren gedruckten, offiziellen Fassung der Passauer Liturgie (» F. Lokalheilige, Kap. Hl. Stephan, hl. Barbara und hl. Ursula) unterstützen folgende Arbeitshypothese: Der geographische Raum, für welchen der Antiphonarius gedacht war, stimmt nicht mit der Diözese Passau exakt überein, sondern er muss entweder (auf das Territorium des damaligen Österreichs unter der Enns?) verringert, oder – und das ist wahrscheinlicher – (mindestens?) durch die kleinen Bistümer Wien und Wiener Neustadt erweitert werden.
Über handschriftliche Liturgica, die anscheinend in einem Grenzbereich zwischen Österreich und Ungarn (Ödenburg/Sopron) zum Einsatz kamen und/oder aus dem Wiener Raum stammen, sind Pionierarbeiten durchgeführt worden, die auf eine Hybridisierung des liturgischen Passauer Usus hinweisen. Es handelt sich um eine Gruppe von Quellen (insbesondere um eine Missale-Fragmentenreihe, dazu kommen noch drei Messbücher), die „an der Trennlinie zwischen Passauer und ungarischer liturgischer Praxis entstand“[44] und „mit deren Hilfe eine der Forschung früher unbekannte, eigenständige Wiener Variante des Passauer Ritus rekonstruierbar wurde (in dieser Wiener Variante schlug sich mit unterschiedlicher Prägnanz auch der Kult der ungarischen Heiligen nieder).“[45] Folglich sollte die Hypothese von einer oder mehreren Mischtraditionen, d.h. von einigen nicht rein passauischen, sondern „ungarisch-Passauischen“, „ostpassauischen“ (vielleicht „Österreich unter der Enns-Passauischen“) oder gar „Wiener-Passauischen“ Überlieferungssträngen des städtischen oder domkirchlichen Passauer Usus nicht ausgeschlossen werden.[46] Da die Präsenz von Heiligen ungarischer Tradition innerhalb des Antiphonarius nicht prägend ist, müsste es sich eventuell um eine weitere Variante handeln.
Darüber hinaus ist nach Robert Klugseder die Entdeckung der Makulaturen des Antiphonarius (» Kap. Beschreibung des Antiphonarius) „ein konkreter Hinweis auf die Verwendung des Buches in einer Pfarrei, noch dazu in der Erzdiözese Salzburg.“[47] Die Frage nach dem tatsächlichen geographischen Gebiet, in dem der Antiphonarius zur Anwendung kam bzw. kommen konnte, und die Frage, welcher Fassung der Passauer Tradition Winterburgers Antiphonarius angehört, verdienen weitere Untersuchungen. Er kann allerdings nicht ausschließlich mit der Diözese Passau bzw. mit der Passauer Domliturgie übereinstimmen.
Musikalische Besonderheiten
Die Lesart der Melodien des Antiphonarius zeichnet sich durch die häufige Präsenz von Auflösungs- und Erniedrigungszeichen aus (b durum bzw. b molle).[48] Wie üblich in den musikalisch-liturgischen Quellen dieser Epoche kommt kein Kreuz vor. Dies ist bereits auf fol. 1r plakativ dargestellt, indem im Schlussabschnitt einer kurzen Antiphon im achten Modus beide Akzidentien vorkommen (» Abb. Antiphonarius Winterburger, fol. 1r, drittletztes System auf „nobis clari-“). Auf manchen Seiten sind viele Vorzeichen vorhanden, beispielweise auf fol. 49r, wo sich acht Erniedrigungs- sowie zwei Auflösungszeichen finden (» Abb. Antiphonarius Winterburger, fol. 49r).
Vergleiche mit zeitgenössischen handschriftlichen und gedruckten Antiphonaren hauptsächlich aus dem geographischen Raum Schweiz-Süddeutschland-Österreich haben gezeigt, dass Versetzungszeichen, besonders Auflösungszeichen, im Antiphonarius öfter eingesetzt werden als in den herangezogenen Vergleichsquellen.[49] Dies deutet darauf hin, dass eine musikkundige Person an der Edition mitgearbeitet hat, denn es ist auszuschließen, dass bereits in den Vorlagen die Versetzungszeichen dermaßen oft vorkamen. Dieser Aspekt steht im Einklang mit der – auf Anhieb musterhaft und kommerziell-orientiert anmutenden – Angabe des Kolophons, dieses Druckwerk sei einer Korrektur unterzogen worden (» Kap. Die Paratexte). Ferner steht die Veröffentlichung korrekter und zuverlässiger Texte wohl mit dem für den Humanismus typischen Streben nach Vollkommenheit und Genauigkeit im Zusammenhang. Darüber hinaus versteht sich dies auch als ein Mittel zum Zweck: Je schöner, korrekter, lesbarer das Buch, desto größer die Chancen, es am Markt zu verkaufen.
Ein anderes Notationsphänomen prägt die melodische Lesart des Antiphonarius. Neben den Graphien Punctum und Virga wurde in den Liturgica dieser Epoche auch eine besondere Graphie der Einzeltonneume verwendet: Sie könnte wie ein Punctum mit einer Plica beschrieben werden, bzw. ein Punctum mit einer Cauda. Dieser „Punctum caudatum“ kann auch verdoppelt auftreten, oder in Kombination mit einem Punctum, der vorangeht. Letztgenannte Graphie des „Punctum duplex caudatum“ tritt im Antiphonarius als eigenständige Letter auf und wird im Folgenden „Spezialneume“ genannt.
Die Spezialneume kommt im Antiphonarius öfter vor als in anderen zeitgenössischen gedruckten Liturgica. Es handelt sich um ein und dieselbe Neume, die, abhängig von der Position innerhalb der Melodie, unterschiedliche Aufgaben übernehmen kann. Obwohl in manchen Fällen die Funktion dieses Zeichens unklar bleibt, oder ihm anscheinend keine besondere Bedeutung zugeschrieben werden kann, z.B. wenn es für die Notation einer Differentia[50] verwendet wird, ist es zumindest möglich, drei Bedeutungen der Spezialneume zu benennen. Erstens: Als Schlussnote stellt die Spezialneume lediglich eine graphische Verzierung dar. (Im Antiphonarius kommt sie nie als Anfangsnote vor; in den Handschriften ist diese Schlussnote manchmal reichlich verziert). Zweitens wird sie verwendet, um eine Doppelnote (Distropha oder Bivirga) zu bezeichnen. Drittens kann sie eine Liqueszenz (Schleifer) signalisieren. Letzgenanntes Phänomen hängt vom Text ab und stellt den häufigsten Fall dar. Auch dieser Aspekt der Notation bestätigt die Angabe des Kolophons bezüglich der Korrektur und „steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der humanistischen Beeinflussung des Wort-Ton-Verhältnisses im Gregorianischen Choral.“[51]
Aus dem Melodienvergleich resultiert außerdem, dass die Melodieüberlieferung des Antiphonarius am ehesten mit jener der Antiphonarhandschriften aus dem ehemaligen Kollegiatstift in Kirnberg an der Mank (Niederösterreich) vergleichbar ist,[52] deren Entstehung in Passau verortet wurde[53] – allerdings bestehen stets kleinere oder größere Diskrepanzen. Einerseits bestätigt dies, dass die Melodien des Antiphonarius der Tradition dieser geographischen Region bzw. dem kulturellen Umfeld Passaus angehören. Andererseits zeigt sich, dass die Herkunft der in der Offizin Winterburgers vorliegenden Vorlagen noch zu präzisieren ist, aber keinesfalls mit dem Domkapitel zu Passau übereinstimmen kann.
Adressaten von Winterburgers Druck
Eine weitere Frage ist jene bezüglich der Adressaten des Drucks. Welches „Publikum“ stellte sich Winterburger vor, auf welche Käufer hatte er es mit seinem Antiphonarius abgezielt? Aus der Analyse des Inhalts resultiert, dass er für den Gebrauch seitens des Diözesanklerus geeignet ist (» Kap. Inhalt des Antiphonarius). Das waren in erster Linie Pfarreien und (auch kleine) Gemeinschaften, innerhalb derer Vesper und Laudes sowie für wichtige Feste die Matutin gesungen wurde, wie z.B. Kollegiatstifte, aber auch private Burgkapellen adeliger Familien.
Die tatsächliche geographische Ausbreitung des Bereichs, in dem der Antiphonarius zur Anwendung hätte kommen können ist noch nicht eindeutig eingegrenzt. Hier wird die Arbeitshypothese aufrechterhalten, dass die Diözesen Passau, Wien, Wiener Neustadt und – speziell im Bereich an den Grenzen mit dem Passauer Bistum? – die Erzdiözese Salzburg in Frage kommen (» Kap. Kirchliche Zuordnung).
Zeitgenössische Rezeption des Antiphonarius
Der Melodienvergleich zwischen den Cantus firmi der Missa de Beata Virgine à 4 (I) von Heinrich Isaac und den Ordinariumsgesängen des Graduale Pataviense Winterburgers aus dem Jahr 1511 hat zu keiner direkten Entsprechung des Melodienprofils geführt, dennoch zum Beweis einer starken Affinität.[54] Ein Vergleich zwischen den Melodien des Antiphonarius und Cantus firmus-basierten Kompositionen für das Stundengebet der maximilianeischen Ära ist noch nicht durchgeführt worden. Allerdings wäre, wie im oben erwähnten Fall, eine vollkommene Übereinstimmung nicht zu erwarten, vielmehr eine gewisse bis starke Ähnlichkeit.
Auf den Innenseiten des Vorder- und Rückdeckels des Wiener Exemplars befinden sich Nameneintragungen aus den Jahren 1595, 1641 und 1674–1696. Letztgenannte sind Vermerke eines Schulmeisters (lector). Dies weist darauf hin, dass der Antiphonarius noch lange Zeit, nachdem er als liturgisches Buch nach dem Konzil von Trient (theoretisch) nicht mehr verwendet werden konnte, als Gesangbuch, also als Melodienrepertoire für den Unterricht, Verwendung fand.
Heutige Rezeption
Abschließend bleibt die Bedeutung einer Musikquelle der Art dieses Druckwerks sowie dessen Erforschung, für die heutige Zeit zu erhellen. Zunächst einmal stellt Winterburgers Antiphonarius die schriftliche Fassung eines gewichtigen Teils des Repertoires der Offiziumsgesänge dar, und ist dabei eine Quelle, von der wir mit Sicherheit Entstehungsort und -datum kennen: Allein als datierter Melodienthesaurus ist der Antiphonarius beachtenswert. Bedenkt man, dass gedruckte Ausgaben dieser Buchgattung in ganz Europa äußerst selten hergestellt wurden, wird seine Stellung noch bemerkenswerter.
Nicht nur für die Erforschung der liturgischen Einstimmigkeit des Spätmittelalters ist Winterburgers Antiphonarius von Bedeutung, sondern auch in den Forschungsbereichen der Liturgiegeschichte und der neuzeitlichen Mehrstimmigkeit. Er bleibt für uns heute eine unverzichtbare Quelle etwa für die Vervollständigung der einstimmigen Abschnitte von alternatim-Kompositionen, für Vergleiche des Melodienprofils zwischen liturgischem Modell und Cantus firmi der Mehrstimmigkeit, sowie für Rekonstruktionen des Ablaufs der Liturgie.
Außerdem ist der Antiphonarius ein aufschlussreicher Untersuchungsgegenstand für die Erforschung der Druckgeschichte – insbesondere in Hinsicht auf die Herstellung, Redaktion, Korrektur, Verbreitung und Vermarktung von Liturgica sowie selbstverständlich das Wirken Winterburgers.
Ferner ist Winterburgers Antiphonarius unerlässlich für die Vorbereitung von Aufführungen mit einstimmigen liturgischen Gesängen, sowohl innerhalb der Liturgie als auch für Konzerte und Tonaufnahmen[55] – und dies nicht nur für die Einstimmigkeit allein, sondern auch im Austausch mit polyphoner Musik des 15. und 16. Jahrhunderts aus der „Region Österreich“.
[1] Eine Auflistung der Antiphonarausgaben in ganz Europa bis 1530 befindet sich in Merlin 2012c, S. 269; Erweiterungen in Merlin 2014.
[2] Wie gering die Anzahl an heute erhaltenen Quellen für die Melodien des Stundengebets aus dem 15. und 16. Jahrhundert ist, zeigt sich am Beispiel der online-Datenbank des Projektes Musikalische Quellen des Mittelalters in der Österreichischen Nationalbibliothek (<http://www.cantusplanus.at/de-at/projektphp/index.php>).
[3] Dolch 1913, S. 95 (Nr. 103).
[4] Schlager 1985. Diese Faksimilierung ist schwarz-weiß, merklich verkleinert und mit einem konzisen, aber sehr informativen Vorwort versehen.
[6] Siehe die online-Datenbanken: VDM. Verzeichnis deutscher Musikfrühdrucke (<http://www.vdm.sbg.ac.at/db/music_prints.php?content=project_introduction&menu=0>; dort mit der Katalognummer: vdm 4; siehe auch Tabelle 1 in vorliegendem Beitrag); VD 16. Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (<https://opacplus.bib-bvb.de/TouchPoint_touchpoint/start.do?SearchProfile=Altbestand&SearchType=2>; dort mit der Katalognummer: VD16 A 2946).
[7] Digitalisat des Exemplars D-Mbs Res/2 Liturg. 11 e: <http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0008/bsb00080050/images/>.
[8] Über Winterburger: Mayer 1883, S. 21–30; Mayer 1887, S. 392–394; Franck 1898; Dolch 1913, S. 14–32; Lang 1972, S. 47–48; Benzing 1982, S. 485; Rausch 2006; Lodes 2007; Reske 2015, S. 1047–1048. Winterburgers Bibliographie: Dolch 1913, S. 33–142 (Ergänzungen in Borsa 1956 und Borsa 1962).
[9] Vgl. Dolch 1913, S. 1–13.
[10] Dies wird bei der Konsultation der interaktiven Landkarten auf der Webseite des an der Universität Salzburg angesiedelten Projektes VDM Verzeichnis deutscher Musikfrühdrucke besonders offensichtlich: <http://www.vdm.sbg.ac.at/db/music_prints.php?content=mapping&menu=2>. Die Tätigkeit des Buchdruckers Petri in Passau (ca. 1489–ca. 1492) wird in den Landkarten erst mit zukünftigen Aktualisierungen sichtbar sein (voraussichtlich Herbst 2019; ich bedanke mich bei Andrea Lindmayr-Brandl für diese Information, E-Mail vom 04.12.2018).
[11] Dolch 1913, S. 14.
[12] Dolch 1913, S. 16.
[13] Dolch 1913, S. 18.
[14] Dolch 1913, S. 17–18.
[15] Für drei Beispiele von Liturgica Winterburgers ohne Vermerk der geographisch-liturgischen Bestimmung siehe Merlin 2012c, S. 268.
[16] In Ritter 1882 nachgedruckt.
[17] Katalognummer in Dolch 1913.
[18] Katalognummer der online-Datenbank VDM Verzeichnis deutscher Musikfrühdrucke (<http://www.vdm16.sbg.ac.at/db/music_prints.php>).
[19] Zyklus der Herrenfeste, mit mobilem Datum (abgesehen von Weihnachten), das von Ostern abhängt.
[20] Zyklus der Marien- und Heiligenfeste, mit fixem Datum.
[21] Vgl. Dolch 1913, S. 25. Information über Winterburgers Buchschmuck kann den Arbeiten von Hedwig Gollob und Maria Magdalena Zykan entnommen werden (nicht alle diese Texte entsprechen dem heutigen wissenschaftlichen Standard).
[22] D-Mbs, 2º Liturg.11e und A-Wn, Mus MS 4280-2° (unvollständig).
[23] Robert Klugseder, dem ich für diese Information zu Dank verpflichtet bin, fand diese Fragmente im Februar 2015. Bezüglich derer schrieb er: „Sie dienen als Fragmenteinband für ein Trauungsbuch der Pfarrei Haus im Ennstal (bei Schladming, heute im Diözesanarchiv Graz).“ (E-Mail vom 25.02.2015)
[24] Dolch 1913, S. 31–32.
[25] Für eine akkuratere Betrachtung des Kolophons sowie dessen Gegenüberstellung mit jenem des von Winterburger 1511 gedruckten Graduale Pataviense siehe Merlin 2012c, S. 270–271.
[26] Vgl. Huglo 1996, S. 1419–1421; Huglo/Hiley 2001, S. 749; Giacomo Baroffio, Dizionario liturgico, <http://www.hymnos.sardegna.it/iter/pdf/2_Dizionario/b%20DIZIONARIO%20LITURGICO.pdf>, S. 12.
[27] Auch die online-Datenbank VDM und die Österreichische Nationalbibliothek verwenden die Benennung „Antiphonarius“.
[28] Vgl. C. W. Gerhardt, “Chalcographie”, in Lexikon des gesamten Buchwesens Online (2017).
[29] Vgl. Maschek 1936.
[30] Die Gebetszeiten Prim (ca. 7 Uhr), Terz (ca. 9 Uhr), Sext (ca. Mittag), Non (ca. 15 Uhr) und Completorium (vor der Nachtruhe).
[31] Schlager 1985, S. 5; vgl. den Eintrag in der online-Datenbank VDM (Katalognummer: vdm 4).
[32] Schlager 1985, S. 6.
[33] Karnowka 1983, S. 22.
[34] Räumliche Übertragung der Gebeine.
[35] Über die Offizien für den hl. Leopold siehe auch Merlin 2011 und Merlin 2012a.
[36] Im Rahmen der Benediktiner-Reform von Subiaco-Melk wurde u.a. die Liturgie des Stundengebets umgestellt: vom ursprünglichen für die Benediktiner typischen cursus monasticus zum für Bettelorden und Diözesanklerus typischen cursus saecularis. Darüber siehe Angerer 1974 und Klugseder 2012.
[37] Vgl. Weissensteiner 2017, Schragl 2017 und Niederstätter 2004, S. 307–308 (geographische Karte auf S. 301).
[38] Weissensteiner 2017, Sp. 1156.
[39] Eine 1486 datiertes Graduale für Wiener Neustadt befindet sich als Depositum des Neuklosters von Wiener Neustadt im Stift Heiligenkreuz: vgl. » K. Kap. Choralquellen und Tr 93-1.
[42] Vgl. Karnowka 1983, S. 45–46.
[43] Vgl. Merlin [in Vorbereitung].
[44] Lauf 2010, S. 24. Über die Möglichkeit von einer Mischtradition siehe auch Roland 2003, S. 123–130.
[46] Vgl. Lauf 2014, S. 94: „Auf Grund der drei Handschriften und der fünf Fragmentengruppen können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es in Wien und seiner Umgebung noch vor der Gründung einer selbständigen Wiener Diözese im Jahre 1469 eine selbständige Variante des Passauer Ritus gab, der auch Elemente der ungarischen liturgischen Kultur zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen aufgenommen hat“.
[47] Private Mitteilung (E-Mail vom 25.02.2015).
[48] Über die Melodienüberlieferung des Antiphonarius siehe Merlin 2016.
[49] Es handelt sich hauptsächlich um die Handschriften GB-WO F160; I-Lc 601; A-Wn Mus.Hs.15505 und A-Wda D-4 sowie um folgende Ausgaben: Basel: Wennsler 1488, » vdm 1427 und » vdm 1428; Augsburg: Ratdolt 1495, » vdm 1084; Basel: Wolff von Pforzheim 1511, » vdm 721.
[50] Die Kadenz eines Psalmtones.
[51] Schlager 1985, S. 7. Schlager meint eigentlich damit, dass es Aufmerksamkeit auf die Positionierung der Melismen auf die betonte Silbe des Wortes gegeben sei, was erst durch weitere Studien zu bestätigen ist.
[52] Heute im Erzbischöfichen Diözesanarchiv zu Wien mit den Signaturen D-4 (Vesperale), C-11 (Nocturnale Winterteil) und C-10 (Nocturnale Sommerteil) aufbewahrt. Darüber siehe Kluger/Klugseder 2016 sowie die Schlussarbeiten Ho 1997, Kam 1996 und Kam 2000. Diese Handschriften sind in der online-Datenbank Cantus Index eingetragen (<http://cantusindex.org>).
[53] Vgl. Kluger/Klugseder 2016, besonders S. 5–8.
[54] Vgl. Merlin [2019].
[55] Die Tonaufnahme des Invitatoriums von Weihnachten “Christus natus est nobis” aus dem Antiphonarius ist in der 1996 erschienenen CD „Maria, keusche mutter zart. Advent und Weihnachten im mittelalterlichen Salzburg mit Liedern des Mönch von Salzburg und Gesängen aus alten Codices“ der Salzburger Virgilschola unter der Leitung von Stefan Engels verfügbar. Für diese Information bedanke ich mich bei Stefan Engels (E-Mail vom 03.12.2018). Über diese CD siehe Jerome F. Weber, “Recordings. Recent releases of plainchant”, in Plainsong and Medieval Music 8/2 (1999), S. 167–175.
Empfohlene Zitierweise:
David Merlin: “Johannes Winterburgers Antiphonarius, 1519”, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich <https://musical-life.net/essays/johannes-winterburgers-antiphonarius-1519> (2019).