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Beispiel 2: Augsburger Reichstag von 1530

Michael R. Ott

Beim Augsburger Reichstag des Jahres 1530, so heißt es in der Chronik des Augsburger Benediktiners und Geschichtsschreibers Clemens Sender (1475-1537),[18] zieht der Kaiser in die Stadt ein mit (ich kürze im Folgenden nur leicht) eintausend Landsknechten zu Fuß; ihnen folgen spanische Adlige, dann der Sohn des Kurfürsten von Sachsen (nebst seinem Reisetrupp), danach die Delegation des Pfalzgrafen (der selbst wegen Krankheit nicht kommen konnte), danach der Trupp des Markgrafen von Brandenburg, danach die Reisetrupps des Herzogs von Sachsen und des Mainzer Erzbischofs, dann die Trupps der Erzbischöfe aus Köln und Trier – etwas später dann die Trupps der geistlichen und weltlichen Fürsten, „ain jedlicher nach seiner ordnung“.[19] Danach kommen Edelknaben, dann Söhne von Fürsten und Grafen, dann die Räte von Kaiser und König – und schließlich beginnt der wichtigere Teil des Einzugs, mit 14 Trompetern, der kupfernen Heerpauke („kupferin hörbaugen“),[20] dahinter die weltlichen Fürsten – und dann schließlich „des kaisers 2 herolden in irer klaidung mit dem adler und des kinigs 2 herolden in iren klaidern mit des kinigs wappen“.[21] Und nach den Herolden kommen die obersten Hofmeister mit je einem Zepter, dann ein Priester mit dem Kreuz des päpstlichen Gesandten und dann endlich kommen die Kurfürsten – und hinter diesen kommt dann der Kaiser. Die kaiserlichen und königlichen Herolde stehen also mit den obersten Hofmeistern – und vor den Kurfürsten – an der Spitze des Teils des Zuges, der das Reich repräsentiert.[22] Schon beim Einzug Maximilians zur Königskrönung in Aachen am 4. April 1486 marschierte „eine größere Zahl von Persevanten, Herolden und Wappenkönigen auf die Musiker folgend vor den geistlichen und weltlichen Fürsten“.[23] (» Abb. Reichsherold zu Pferd.)

Der Einzug – den Jörg Breu der Ältere in einem Holzschnittzyklus dargestellt hat –[24] fand am 15. Juni 1530 statt. Am 18. Juni erhalten die Herolde eine wichtige Aufgabe. Der Kaiser nämlich hat versucht, die lutherischen Fürsten von ihrem – aus kaiserlicher Sicht – Irrglauben abzubringen. Als diese sich weigern, schickt der Kaiser „die 3 herold mit iren steblachen [Stäben] und 12 trumether und hörbauger [Heerpauker] und etwa vil raisiger pferd hie zuo Augsburg […] für alle häusser, darin die lutherischen fürsten zuo herbig [Unterkunft] sind gelegen. da haben die herolden an ainem jedlichen ort miessen berieffen [rufen] und ausschreien, welcher aus den Lutherischen predige oder an ir predig gang, solich all welle kai. mt. [alle diese werde die Kaiserliche Majestät] mit der höchsten straff straffen. und sind alweg“ [immer] 2 trumether auff ainem roß hinder ainander gesessen.“[25] Auch hier tauchen Herolde also in Begleitung von Signalinstrumenten auf, scheinen selbst aber grundsätzlich kein Instrument gespielt haben – zumindest nicht in ihrer Rolle als Herold.[26]

[18] Zum Autor vgl. Liebhart [https://www.wissner.com/stadtlexikon-augsburg/artikel/stadtlexikon/sende….

[19] Roth 1894, 275, Z. 4-5.

[20] Roth 1894, 275, Z. 15.

[21] Roth 1894, 275, 275, Z. 17-19.

[22] Zur Rolle der Herolde bei Einzügen, Herrschertreffen und Krönungen siehe auch Bock 2015, 280-287.

[23] Bock 2015, 283-284.

[24] Zum Holzschnittzyklus siehe Cuneo 1998

[25] Roth 1894, 281, Z. 11-17.

[26] Ab und an wird in der Forschung eine „Heroldstrompete“ erwähnt, z.B. mit Abbildung: (Bowles 1977), 78-79. Wenn ich recht sehe, handelt es sich nicht um die Trompete eines Herolds, sondern um eine mit einem Wappentuch versehene Trompete, die dann – wie die anderen Trompeten eben auch – von einem Trompeter gespielt wurde. Zu sehen sind diese Trompeten in » Abb. Trompeter gegenüber Armbrustschützen.