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Schriftliche Zeugnisse über den „Mönch“

Stefan Engels

Wer verbirgt sich nun hinter der Bezeichnung „Mönch“? Dazu können wir uns nur auf spärliche biographische Hinweise in drei Handschriften stützen.

A, fol. 1r:
„Ein Register mit dewtschen Sequenczen von unnser lieben vrawen. Auch sequenczen von etleichen heyligen und auch ympnus. Auch Geistliche und werltliche lied. So ein wol gelerter herr her Herman ein Münich Benedictiner Orden czw Salczburgk zw den selben czeiten mit sampt ainem laypriester herrn Martein gemacht haben vnd zw dewtsch bracht durch begrüessen und an begeren des hochwirdigen ffürsten vnd heren Pylgreim Erczbischof legat ze Rom ze Salczpurk Erczbyschof vnd es hat yeder puechstab seins namens ainen vers, Darjnn man manige figur aus der Bybel gesammet vnnser lieben vrawen zugeleicht sein vnd ist dy erst gewesen. Drvmb jn der bemelt herr ze den selben czeiten ein Ritter pfruent geben hat.“

E, fol. 107r:
„Dy sequenczen hat ein gelertter herr her Johanns ain  Munich gemacht durch begeren vnd bete des Hochwirdihen herren herren Pylgreÿm Erczbyschof vnd legat. Vnd hat ÿeder puechstab seins nams ainen vers mit vil hübschen figuren vnnser lieben frawen der mueter Marie czu geleichet etc.“

C,  fol. 1r:
„Dye obgeschriben mayster stuck hat gemacht maister Johanns prediger ordens. der ist gewesen pey pischof pilgram zu Salczpurg.“
fol. 253r: „Mayster hanns predigers ordens. der gewesen ist pey dem Erzpyschoff zu Salczpurg genant pischof pylgram. hat gemacht vnd geticht das nachgeschiben köstlich pet von vnser frauen. Er hat auch geticht die obgeschriben pet von vnser frawen.“

Der Eintrag von C wird als nicht verlässlich angesehen. „Der Eintrag im Register stammt ebenso wie die Überschrift auf fol. 253r von der Hand des Tegernseer Bibliothekars Ambros Schwerzenbeck († 1508) und erfolgte, wie die Datierung des vorhergehenden Textes beweist, erst nach 1468. Im Register stand bereits „Der ander tail der predig maister / hanns Tauler prediger ordens“ und darunter „Item das püch von den xxiiij gulden / härpfen“, zu dem eine andere Hand hinzugefügt hatte „des maÿster Johanns Nyder prediger ordens“. Dadurch irregeleitet, schrieb Schwerzenbeck nun ebenfalls „maister Johanns prediger ordens“ als dritten gleichnamigen Dominikaner auf einer Seite.“[14]

Welche Auskünfte gewinnen wir nun aus diesen Quellenhinweisen? Einigkeit besteht darin, dass der Mönch in Salzburg im Umkreis des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (Erzbischof 1365–96) wirkte, in dessen Auftrag er Sequenzen und Hymnen aus dem Lateinischen ins Deutsche übertrug – besonders die Neudichtung Pluom geczartet mit Pilgrims Akrostichon. Nach A erhielt er dafür eine Pfründe. Nach A entstanden die Lieder in Zusammenarbeit mit einem Leutpriester namens Martin.[15]

[14] Heger 1968, 29.

[15] Ein Leutpriester (Plebanus) war für die Seelsorge der Laien zuständig und hatte pfarrliche Rechte. Daher wird der Ausdruck oft synonym für „Pfarrer“ gebraucht