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Pilgrim II. von Puchheim

Stefan Engels

Pilgrim II. von Puchheim (Erzbischof von Salzburg, 1365–1396) war ein prunkliebender, politikerfahrener Landesherr und Förderer der Künste, der sowohl zur päpstlichen Kurie in Avignon als auch zu König Wenzel in Prag beste Kontakte hatte.[16] (Vgl. » Kap. Salzburg under Archbishop Pilgrim II.) Dieser Fürst kommt in einigen Liedern des Mönchs vor, so im erwähnten Akrostichon in  G 2. W 7 ist ein (vielleicht fiktiver) Brief Pilgrims an seine Geliebte in Salzburg mit der Datumsangabe 1392.[17] Pilgrim war an Musik durchaus interessiert. Unter anderem ist er der Erbauer der sogenannten Pilgrimskapelle mit sechs Altären an der Nordseite des alten Salzburger Münsters. Im Jahre 1393 errichtete der Erzbischof für diese Kapelle eine Stiftung. Für jeden der Altäre wurde ein Kaplan mit einem über sechzehnjährigen Schüler bestimmt. Täglich wurde an einem dieser Altäre vom jeweiligen Kaplan unter Assistenz seines Schülers die Messe gefeiert, während die restlichen Kapläne und Schüler für den Gesang zuständig waren.[18]

Das Umfeld des Hofes von Erzbischof Pilgrim ist auch durch die Liedtexte dokumentiert. So ist W 19 ein Brief des erzbischöflichen „hofgesinds“ und mit 1387 datiert.[19] Der im Akrostichon im Lied G 3 erwähnte Plebanus Richerus von Radstadt ist 1384/85 als „magister curiae“ (Hofmeister) bezeugt, also in einer sehr einflussreichen Stellung.[20] Im Leutpriester Martin meint man, den „Martinus plebanus S. Ciriaci“ (Martinus, Pfarrer von St. Cyriakus) in Werfen erkennen zu können, der 1370 als Martinus, Kuchlmeister und intrursus (Günstling) des Erzbischofs, bezeugt ist.[21] Andere Überschriften sprechen von Beziehungen zu einem Jakob von Mühldorf und einem Peter von Sachsen[22].

[16] Zur Bedeutung Pilgrims für die Entwicklung der Musik in Salzburg siehe: Welker 2005, 76–87.

[17] Das Lied wird aufgrund seiner Überschrift mit Schloss Freisaal in Salzburg in Zusammenhang gebracht. Die Personenangabe könnte aber auch eine dichterische Fiktion sein. Vgl. hierzu Engels 2012.

[18] Dass dabei auch mehrstimmige Musik erklang, wurde oft vermutet, lässt sich aber nicht nachweisen.

[19]  Vgl. März 1999, 421.

[20] Vgl. Spechtler 1972, 15–16.

[21] Vgl. Spechtler 1972, 16–17.

[22] G 5 und G 9. Zu den Personen siehe Spechtler 1972, 17–18.