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Organisten

Reinhard Strohm

Organisten aus der Umgebung wurden in die Begutachtung oder Bespielung der neuen Orgeln einbezogen, wie z. B. ein „Meister Paule“ (» I-BZac Hs. 649, fol. 42v), der nicht mit Paul Rauch identisch sein kann, denn dieser wird nie „maister“ genannt. Somit ist der Eintrag im Rechnungsjahr 1485–86 „für maister paulen als er hie gewesen die orgel besichtigt auß befels rats (nach Anweisung des Stadtrats)… 8 £ 8 gr.“ (StA Bozen, Hs. 649, fol. 42v) möglicherweise auf Paul Hofhaimer zu beziehen, der damals am Innsbrucker Hof diente (» C. Orgeln und Orgelmusik).

Die Organisten der Pfarrkirche wurden vom Stadtrat bestellt; der erste namentlich genannte Organist, Meister Erhard, ist schon im ältesten Ratsprotokoll der Stadt von 1469 erwähnt.[32] Andere lösen sich dann in dichter Folge ab, so dass man schwierige Anstellungsbedingungen vermuten kann. 1478 erscheint ein Caspar, 1483 Nicholas von Werdt (=Donauwörth) – vielleicht nur als Gutachter –, dann wieder Paul Rauch, ein gewisser Wolfgang, ein ungenannter Priester – der zu Weihnachten 1487 spielte –, Matthias Herbart (1494–98) und andere. Die Vermutung, dass die Orgel durch den Brand im April 1483 zerstört wurde, bestätigt sich insofern, als zwischen Ostern und Pfingsten 1483 kein Organistengehalt bezahlt wurde, erst wieder für die Zeit von Pfingsten bis Fronleichnam und zwar als bloßer Tagelohn zu 6 gr. pro Tag (» I-BZac Hs. 646, fol. 35r). Wahrscheinlich wurde damals nur ein Positiv verwendet. Einstellung, Vergütung und Verköstigung der Organisten und ihrer Helfer, vor allem der Blasbalgzieher, blieben bis ins 16. Jahrhundert ein vorrangiger Budgetposten der Kirche. Zumindest die Messenstiftung der Familie Liechtenstein verlangte 1498 explizit nach Orgelbegleitung (» I-BZac Hs. 656, fol. 25r), doch kann dies keine Ausnahme gewesen sein.

[32] Vgl. Hoeniger 1934, 32.