Senfls Verbindungen zu Protestanten und Humanisten
Senfl avancierte zu einem der wichtigsten und bekanntesten Vertreter von kunstvollen Motetten- und Liedkompositionen (» Hörbsp. ♫ Ach Elslein (Quodlibet)) im deutschsprachigen Raum in der Zeit vor und während der Reformation. Obwohl er sich niemals offen dazu bekannte, scheint er mit dem neuen Glauben sympathisiert zu haben. Wie seine Motette Ecce quam bonum zeigt, die bei der Eröffnung des Augsburger Reichstages 1530 zur Vermahnung an die beiden Glaubensparteien gesungen wurde, war er sich der theologischen Kontroversen der Zeit deutlich bewusst. Er unterhielt Kontakte zu protestantischen Kreisen in Augsburg und Nürnberg und korrespondierte mit den zentralen Figuren der Reformation, wie Martin Luther oder Herzog Albrecht von Brandenburg-Preußen, denen er (z. T. regelmäßig) auch Kompositionen übersandte.
Wie sogar noch Senfls Grabstein vermerkt, waren für ihn zeitlebens aber auch die Verbindungen zu den führenden Humanisten seiner Zeit (wie etwa Joachim von Watt, Conrad Celtis, Simon Minervius; » I. Humanisten) von Bedeutung. Mit humanistischen Kreisen kam er bereits in der Hofkapelle Maximilians I. und an der Universität Wien in Berührung; möglicherweise war er sogar Mitglied in dem von Celtis gegründetem Collegium poetarum et mathematicorum. Besonders die 1530er Jahre scheinen für Senfl eine Hochzeit der Auseinandersetzung mit humanistischen Texten und der musikalischen Umsetzung humanistischer Ideale gewesen zu sein. Dies zeigt sowohl der 1534 erschienene Druck der Sammlung » Varia carminum genera (» Abb. Varia carminum genera), der 31 Oden Senfls enthält, als auch die in dieser Zeit entstandenen Motetten Martia terque quater (1530) (» Abb. Martia terque quater), Quid vitam sine te (1535) und Tristia fata boni (1532) – Werke, die nicht wie üblich den Inhalt des Textes berücksichtigen, sondern das Versmetrum (Längen und Kürzen) in den Notenlängen der Musik abbilden.