Senfl als Komponist
Da die Hofkapelle einen wichtigen Bestandteil des kaiserlichen Hofstaates bildete, war Senfl als Sänger (zunächst als Chorknabe, später als Altist) im Gefolge des Kaisers bei wichtigen Treffen zugegen, so beispielsweise 1507 beim Reichstag in Konstanz oder 1518 beim Reichstag in Augsburg. Gerade dieser letzte Reichstag des Kaisers, bei dem Senfl möglicherweise auch Martin Luther kennenlernte, war für ihn eine wichtige Gelegenheit sein kompositorisches Können unter Beweis stellen zu können. Neben seinen sängerischen Pflichten lernte er am Hof Maximilians bei Heinrich Isaac (» G. Henricus Isaac) das Kopieren von Noten und das Komponieren in allen wichtigen Gattungen der Zeit. Es darf davon ausgegangen werden, dass er mit seinem Lehrer an dessen umfassenden Zyklen für das Messproprium arbeitete, die später als » Choralis Constantinus publiziert werden sollten. 1512 fehlt Senfls Name in der Liste der kaiserlichen Sänger, was darauf hindeuten könnte, dass er zunehmend als Komponist wahrgenommen und spätestens ab dieser Zeit intensiver mit den Pflichten Isaacs betraut wurde, da dieser sich mehr und mehr in Florenz aufhielt. Obwohl er nach eigenen Aussagen nach Isaacs Tod (1517) zu dessen Nachfolger berufen wurde, scheint Senfl niemals offiziell zum Hofkomponist ernannt worden zu sein.
Erst in München ist Senfls Stellung als „Componist“ gesichert belegbar. Hier war es seine Aufgabe die Münchner Hofkapelle nach dem Modell der kaiserlichen Kapelle zu reorganisieren, wobei er für die Komposition von weltlichen wie geistlichen Werken zu unterschiedlichsten Gelegenheiten Sorge zu tragen hatte: für repräsentative Treffen herrschaftlicher Persönlichkeiten (etwa im Vorfeld und im Rahmen des Reichstags von Augsburg 1530) ebenso wie für die verschiedenen geistlichen Dienste des Hofes (Messe, Stundengebet, Andacht; » Hörbsp. ♫ Mater digna dei), für die er unter Zuhilfenahme von Repertoire der ehemaligen kaiserlichen Hofkapelle, das er in verschiedener Hinsicht überarbeitete, ein umfangreiches Œuvre an Propriumskompositionen (En Opus Musicum) schuf , die den Werken seines Lehrers in nichts nachstehen. (» Abb. Introitus Benedicta sit)