Clavicytherium
Das Clavicytherium ist eine aufrecht stehende Variante des Clavicymbalums (ein Tasteninstrument, das der Wiener Hermann Poll nach eigener Aussage 1397 erfand). In Sebastian Virdungs „Musica getutscht“ von 1511 wird eine Besaitung mit Schafdarm und zusätzlichen Schnarrhaken beschrieben. Das vorliegende Instrument basiert auf einem fragmentarisch erhaltenen Exemplar von c1470 (Royal College of Music, London) und wurde mit Saiten aus Goldamalgam bezogen. Auch Metallsaiten waren für Tasteninstrumente spätestens seit dem 15. Jh. üblich. Ähnlich wie beim späteren Cembalo werden die Saiten über eine Mechanik mit Kielen angerissen.
Die hier eingespielte Kyrie-Bearbeitung für ein Tasteninstrument stammt aus einer Sammelhandschrift mit theologischen Texten des Benediktinerklosters Mondsee (A-Wn Cod. 3617). Einer der späteren Besitzer der Handschrift um 1472 war der Salzburger Goldschmied Peter Spörl, der zu gleicher Zeit auch die Mondsee-Wiener Liederhandschrift (A-Wn Cod. 2865) besaß.
(Aufnahme mit freundlicher Genehmigung entnommen aus der CD „Fundamentum. The Birth of Keyboard Repertoire“, David Kinsela, organ.o 2002.)
Referenzen
Texte
- Das Cembalo als Teil der Musikkultur seit 1400
- Die Überlieferung der Musik für Tasteninstrumente (1400-1520)
- Engelsmusik in der Region Österreich, ihre Repräsentationsleistungen – und die Grenzen der musikalischen Ikonographie