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Herolde und ihre Geräuschkulisse (1414-1530)

Michael R. Ott
  • Herolde im deutschsprachigen Raum

    Das Wort „Herold“ wird in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den deutschsprachigen Raum übernommen. Zuvor hat man dort andere Begriffe verwendet („garzûn”; „kroijierære”, d.h. „Ausrufer“; „knappe von dem wâpen”), um das zu bezeichnen, was in England und Frankreich schon länger  „Herold” („herald“, „héraut“) genannt wurde.[1] Mit der Übernahme des Begriffs passt man sich im deutschsprachigen Raum also an weiter verbreitete begriffliche Gepflogenheiten an. Zugleich markiert diese Übernahme eine wichtige Schwelle in der Entwicklung eines spezifischen gesellschaftlich-kulturellen Tätigkeitsbereichs; eine Entwicklung, die von Aufgaben bei der Durchführung von Turnieren im 12. Jahrhundert bis hin zu den Pritschmeistern beim Festschießen (der Vorform der Schützenfeste) ab dem 15. Jahrhundert reicht. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nämlich stehen diejenigen, die nun auch im deutschsprachigen Raum häufiger mit dem Begriff „Herold” bezeichnet werden, mehr und mehr in einem festen Dienstverhältnis eines Herrn.[2] Die Schwelle, die um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreicht wird, ist also die Etablierung und Institutionalisierung eines Amts, des Amts des Herolds.

    Herolde sind „als militärische und politische Gesandte, Zeremonienmeister bei Turnierfestlichkeiten und heraldische Experten“[3] Repräsentanten des jeweiligen Herrn. Deshalb erhalten Sie neben einem Heroldsstab („eine Variante des Zepters und ein Symbol der Autorität“)[4] einen Wappenrock, „auf dem die Symbolzeichen ihres Herrn, des durch sie repräsentierten Herrschaftsgebiets oder des jeweiligen Hofordens angebracht waren“.[5] Außerdem werden Sie mit einem Amtsnamen benannt, der sich auf den Herrn bezieht, zu dem sie gehören. Zu Geldern etwa gehört der Herold namens „Gelre“, zu Ungarn der Herold „Ungerland“, zu den österreichischen Herzogen Herolde namens „Tirol“ und „Steierland“ – und so weiter. Zu bedenken ist dabei, dass Herolde ihren Herrn auch wechseln oder mehreren Herren dienen konnten. Außerdem gilt: „[…] Städte führen keine Herolde.“[6] Der oberste Herold des Kaisers wird zunächst „Romreich“ genannt, bevor der Amtsname mit der Regentschaft Kaiser Karls V. (reg. 1530-1558) durch den Namen „Teutschland“ ersetzt wird.[7] Karls oberster Herold Kaspar Sturm konnte sich seit der Königskrönung seines Herrn in Aachen am 23. Oktober 1520 „Reichsherold Teütschlandt“ nennen (» Abb. Herold mit Heroldsstab und Wappenrock bei der sogenannten Helmschau).

    Als Repräsentanten ihres Herrn sind Herolde seit dem 14. Jahrhundert, wenn man es in medialer Hinsicht genauer formulieren will, eine Erweiterung des Mundes, der Augen und der Ohren des Herrn und sie können dort für ihn einstehen, wo er gerade (noch) nicht ist beziehungsweise nicht sein kann.[8] Auf diese Weise vergrößern Herolde den körperlichen Wirkungsbereich eines Herrschers, erweitern seine Autorität und seine Aura.

  • Beispiel 1: Konstanzer Konzil

    Beim Konstanzer Konzil (1414-1418) zum Beispiel bringen die Herolde die Wappen ihrer Herren an den Häusern an,[9] verbreiten die Botschaften ihrer Herren und verkünden deren Würde und Ansehen, wie es in der Chronik des Ulrich Richental heißt.[10] Damit sind die Herolde für etwas zuständig, was im Fall des Falles auch ihr Herr selbst tun kann. Richental schildert nämlich, dass König Sigismund im Rahmen einer Auseinandersetzung mit Friedrich IV. von Tirol (der dem Gegenpapst zur Flucht verholfen hatte) eines Morgens persönlich in der Stadt ausruft, dass niemand die Stadt verlassen dürfe, während man herauszufinden versucht, warum viele Menschen heimlich die Stadt verlassen: „Und frü mornends, als der tag uff kam an Sant Benedicten tag, do nam unßer herr der küng hertzog Ludwigen von Haidelberg zuo im [zu sich] und rait durch die statt ze Costentz mit sinen prusunern [Posaunern] tzuo allen wechßlern, sy waren Ytalici oder ander, und zuo allen appenteger [Apothekern], kromer [Krämern/Kaufleuten], handtwerchs lüten und zuo allen cardinäln und allen herren, und hieß stäteklichen [beständig/immer wieder] uff prusunen, und ruoft mit sin selbes munde, das nieman hinweg fuor, biß man innen wurd, waz der sach wär [was geschehen ist/was es mit dieser Sache auf sich habe].“[11]

    Das Konstanzer Konzil war auch in musikalischer Hinsicht ein Großereignis.[12] Im Zusammenhang mit den Herolden sind vor allem die Pfeifer und Posauner von Interesse, die regelmäßig gemeinsam mit den Herolden erwähnt werden. Am Ende der Konzilschronik Ulrich Richentals heißt es zusammenfassend: „Recht herolten der kung xxiiij mit ir knechten. Prusuner, pfifer, fidler; und allerlay spillüt, xvij hundert.“ Es waren also angeblich 24 königliche Herolde (einschließlich ihrer Diener) und 1700 Spielleute (einschließlich ihrer Familien und Diener) anwesend.[13] Diese Nähe von Spielern von Signalinstrumenten mit den Herolden ist durchaus verständlich, sorgen diese Instrumente doch bei Verlautbarungen für Aufmerksamkeit, die der Stimme – dem Rufen –[14] der Herolde vor- und zuarbeitet. Pauker, Pfeifer und Trompeter bilden regelmäßig die Geräuschkulisse, wenn ein Herold öffentlich für seinen Herrn ruft.[15] Zugleich wird aber bereits anhand des Eintrags in Richentals Chronik deutlich, dass es eine Trennung gibt zwischen den Aufgaben der Herolde auf der einen und der Spieler von Signalinstrumenten auf der anderen Seite. » Abb. Umritt König Sigismunds mit der Goldenen Rose (1415).

    .Herolde sind in musikalischer Hinsicht nur periphere Akteure. Anteil am städtischen Klangraum haben sie jedoch – abgesehen von der stimmlichen Funktion des Rufens –, weil sie gemeinsam mit Signalinstrumenten, bzw. „hauts-instruments“ (lauten Instrumenten),[16] in Erscheinung treten können. Welche Bedeutung diesen Instrumenten Anfang des 15. Jahrhunderts zukommt, kann man auch daran erkennen, dass König Sigismund der Stadt Konstanz am 20. Oktober 1417 auf die Bitte des Rats hin das Recht verleiht, Trompeter zu halten.[17]

  • Beispiel 2: Augsburger Reichstag von 1530

    Beim Augsburger Reichstag des Jahres 1530, so heißt es in der Chronik des Augsburger Benediktiners und Geschichtsschreibers Clemens Sender (1475-1537),[18] zieht der Kaiser in die Stadt ein mit (ich kürze im Folgenden nur leicht) eintausend Landsknechten zu Fuß; ihnen folgen spanische Adlige, dann der Sohn des Kurfürsten von Sachsen (nebst seinem Reisetrupp), danach die Delegation des Pfalzgrafen (der selbst wegen Krankheit nicht kommen konnte), danach der Trupp des Markgrafen von Brandenburg, danach die Reisetrupps des Herzogs von Sachsen und des Mainzer Erzbischofs, dann die Trupps der Erzbischöfe aus Köln und Trier – etwas später dann die Trupps der geistlichen und weltlichen Fürsten, „ain jedlicher nach seiner ordnung“.[19] Danach kommen Edelknaben, dann Söhne von Fürsten und Grafen, dann die Räte von Kaiser und König – und schließlich beginnt der wichtigere Teil des Einzugs, mit 14 Trompetern, der kupfernen Heerpauke („kupferin hörbaugen“),[20] dahinter die weltlichen Fürsten – und dann schließlich „des kaisers 2 herolden in irer klaidung mit dem adler und des kinigs 2 herolden in iren klaidern mit des kinigs wappen“.[21] Und nach den Herolden kommen die obersten Hofmeister mit je einem Zepter, dann ein Priester mit dem Kreuz des päpstlichen Gesandten und dann endlich kommen die Kurfürsten – und hinter diesen kommt dann der Kaiser. Die kaiserlichen und königlichen Herolde stehen also mit den obersten Hofmeistern – und vor den Kurfürsten – an der Spitze des Teils des Zuges, der das Reich repräsentiert.[22] Schon beim Einzug Maximilians zur Königskrönung in Aachen am 4. April 1486 marschierte „eine größere Zahl von Persevanten, Herolden und Wappenkönigen auf die Musiker folgend vor den geistlichen und weltlichen Fürsten“.[23] (» Abb. Reichsherold zu Pferd.)

    Der Einzug – den Jörg Breu der Ältere in einem Holzschnittzyklus dargestellt hat –[24] fand am 15. Juni 1530 statt. Am 18. Juni erhalten die Herolde eine wichtige Aufgabe. Der Kaiser nämlich hat versucht, die lutherischen Fürsten von ihrem – aus kaiserlicher Sicht – Irrglauben abzubringen. Als diese sich weigern, schickt der Kaiser „die 3 herold mit iren steblachen [Stäben] und 12 trumether und hörbauger [Heerpauker] und etwa vil raisiger pferd hie zuo Augsburg […] für alle häusser, darin die lutherischen fürsten zuo herbig [Unterkunft] sind gelegen. da haben die herolden an ainem jedlichen ort miessen berieffen [rufen] und ausschreien, welcher aus den Lutherischen predige oder an ir predig gang, solich all welle kai. mt. [alle diese werde die Kaiserliche Majestät] mit der höchsten straff straffen. und sind alweg“ [immer] 2 trumether auff ainem roß hinder ainander gesessen.“[25] Auch hier tauchen Herolde also in Begleitung von Signalinstrumenten auf, scheinen selbst aber grundsätzlich kein Instrument gespielt haben – zumindest nicht in ihrer Rolle als Herold.[26]

  • Peter Suchenwirt und Michel Beheim

    Der erste Beleg für die Verwendung des Wortes „Herold“ im deutschsprachigen Raum stammt von dem Österreicher Peter Suchenwirt (ca. 1320-1395),[27] den man in der älteren Forschung häufig zum Herold – mithin sogar zum ersten Herold – erklärt hat, obwohl es dafür keine Belege gibt.[28] Wolfgang Achnitz etwa stellt fest, dass zwar die „Rechnungsbücher Herzog Albrechts III. […] für die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts […] die Beschäftigung und Bezahlung zweier Herolde am Wiener Hof“ verzeichnen, „doch ist Suchenwirt dort gerade nicht aufgeführt“.[29] Suchenwirt, so fasst Achnitz zusammen, „war kein dichtender Herold, sondern er war ein Berufsdichter, der es auch verstand, literarische Wappenbeschreibungen anzufertigen. Im Umfeld der neugegründeten Universität ist er am Wiener Hof als Verfasser weltlicher, allegorischer und geistlicher Gedichte in Paar- und Kreuzreimen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig, als Reimsprecher und Publizist, als Laienprediger und Propagandist, vielleicht auch als Schreiber und Rezitator.“[30]

    Mit dem Interesse an Wappen ist Suchenwirt in seiner Zeit sowieso alles andere als allein. „Viele Dichter des 14. und 15. Jahrhunderts“, so Karina Kellermann, „haben eine Vorliebe für Heraldisches“, das macht diese Autoren jedoch nicht automatisch zu Herolden; und auch die Vorstellung, dass es eine klar abgrenzbare Textgattung der „Heroldsdichtung“ gebe, wird in der jüngeren Forschung – auch von  Kellermann – kritisch gesehen.[31]

    In der Zeit nach Suchenwirt wird jemand wie der Dichter und Sänger Michel Beheim (geboren 1416 oder 1421, gestorben zwischen 1472-1479) durch verschiedene Attribute in die Nähe eines Herolds rücken, ohne doch deshalb ein Herold zu sein. Als „patronisierter Fahrender“ ist Beheim „im Auftrag eines Herren unterwegs“ und wurde „oft durch dessen Wappen auf seiner Kleidung als Repräsentant kenntlich gemacht“.[32] Beheim bewegt sich in Herrschernähe, erhält auch ein „emaillierte[s] Wappenschild […] – genauso wie es bei Herolden üblich war“ und er nutzt in manchen Liedern Wappenallegorie und -blasonierung.[33] Michel Beheim könnte insofern ein gutes Beispiel sein für eine gewisse Nähe zwischen an sich getrennten Aufgabenbereichen im Spannungsfeld von Sprecher/Sänger,[34] unterschiedlichen Kategorien von Musikern und – schließlich – den Herolden.

  • Herold, „Persevant“, Sprecher

    Neben dem Begriff „Herold“ taucht in den noch erhaltenen textuellen Materialien auch der Begriff „Persevant“ auf (in dieser oder ähnlicher Schreibweise). Die Forschung zu Herolden geht davon aus, dass „Persevant“ eine Art Ausbildungsphase bezeichnet: Zunächst wurde man „Persevant (von franz. Poursuivant), nach sieben Jahren Dienst“ war man dann Herold.[35] Jenseits der Sphäre der Herolde kann „Persevant“ wohl auch allgemein eine Person bezeichnen, die ihrem Herren folgt und bestimmte Aufgaben und Funktionen übernimmt, darunter offenbar auch musikalische Funktionen. In einem Holzschnitt der Margarita Philosophica des Gregor Reisch aus dem Jahr 1504 ist eine Figur mit Stab und Seitentrommel explizit als „parsiuant“ bezeichnet. Hier handelt es sich um den Tanzmeister, der die Paare im Tanz anführt: » Abb. „Typus Musices“ (Die musikalische Kunst).[36]

    Der Name „Persevant“ wurde zum Teil auch mit dem Figurennamen „Parzival“ überblendet. Der aus Breisach stammende Persevant Caspar Hurder (auch „Caspar Österreicher“ genannt, da er in habsburgischen Diensten stand) heißt in der sogenannten Breisacher Reimchronik zum Jahre 1474 „partzival Caspar Hurder“, und ähnlich in anderen Berichten.[37]

    Eine genaue Unterscheidung zwischen „Sprecher“ und „Herold“ fällt nicht ganz leicht, da beide Praktiken recht eng beieinander liegen (Michel Beheim war dafür eben ein Beispiel). Sprecher, Herolde und Musiker werden in zeitgenössischen Archivdokumenten oft undifferenziert zusammen erwähnt.[38] Dennoch scheint es sich allem Anschein nach grundsätzlich um unterschiedliche und einigermaßen klar getrennte Tätigkeitsbereiche zu handeln. Herolde waren für Botengänge, Diplomatie, Verlautbarungen, Turniere, Wappen und gegebenenfalls auch für Texte aus dem Bereich der sogenannten „Wappen-“  beziehungsweise „Heroldsdichtung“ zuständig.[39] Diese Texte waren „am Ehrencodex und Rangverständnis des Adels ausgerichtet“ und schon deshalb sind Namenslisten und Rangordnungen in diesen Texten relevant.[40] Demgegenüber waren Sprecher wohl für den Vortrag in höfischen und festlichen Zusammenhängen zuständig. Sie waren offenbar Unterhaltungskünstler (wozu in diesem Fall auch Formen einer „politisch-sozial codierten, progressiven Publizistik“[41] gehören), die künstlerische (also metrisch geformte und gereimte) Sprachwerke schufen, vortrugen und gegebenenfalls niederschrieben – mitunter auch, um damit eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

    Über die konkrete Vortragsart der Sprecher ist damit noch nicht viel gesagt – und die heute noch vorhandenen Textmaterialien sagen gerade über diesen Aspekt wenig aus. Wenn man für die Zeit vom 12. bis zum 14. Jahrhundert (und vereinzelt auch darüber hinaus, mit Beheim als „letzte[m] fahrende[n] professionelle[n] Spruchsänger“)[42] von einer Gattung des ‚Spruchsangs‘ausgeht, kann man mit Horst Brunner feststellen, dass dieser Spruchsang seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus der Mode geriet. Der „Grund für das Aus-der-Mode-kommen des Spruchsangs“, so Brunner, „war wohl nicht zuletzt das Aufkommen einer neuen, weniger anspruchsvollen literarischen Form, des Reimspruchs oder der Reimrede, einer im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit höchst verbreiteten, mit Sprechstimme vorgetragenen Gattung.“[43]

    Welche Möglichkeiten mit dieser „Sprechstimme“ einhergingen, ist schwer zu sagen. Soll man behelfsweise (und wirklich nur behelfsweise) an das heutige Format der „Spoken Word Poetry“ denken mit seiner Vielfalt an sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten? Zwar wird man den spätmittelalterlichen Sprechern kein derart großes Repertoire an sprachlicher Möglichkeit zugestehen wollen – Aufführungen an spätmittelalterlichen Höfen sind vermutlich kein Ort gesteigerter Innovationt oder Experimentierlust –, aber heutige Formate wie dasjenige der „Spoken Word Poetry“ mögen uns daran erinnern, welche Vielfalt sprachlicher Möglichkeiten unterhalb der Schwelle des Gesangs es gibt.

  • Pritschmeister als städtisch-bürgerliche Nachfolger der Herolde

    Im Laufe des 16. Jahrhunderts verlieren die Herolde mehr und mehr an Bedeutung. Das hat zu tun mit Veränderungen der Kampftechnik und der Rüstungen sowie mit der Abnahme der veranstalteten Turniere.[44] Schon während des 15. Jahrhunderts etabliert sich indes eine zeremoniell-festliche Funktion und Tätigkeit, die gewisse Ähnlichkeiten mit dem Amt und den Aufgaben des Herolds hat, allerdings dezidiert der städtischen Sphäre angehört und gerade nicht der höfischen. Gemeint sind die Pritschmeister, die städtische Festschießen moderieren und diese Veranstaltungen im Anschluss mitunter schriftlich festhalten, um an das festliche Ereignis zu erinnern. Auch dafür braucht man eine gute, hörbare, durchdringende Stimme, aber kein besonders elaboriertes Instrument. Die Pritschmeister haben ihren Namen von einem „35-45 cm langen, bis auf den handbreiten gerundeten Griff in schmale, dünne Blätter gespaltenen, oft bunt bemalten Klappeninstrument aus Holz oder Leder, […] das als Schlagwerkzeug den Trägern inmitten des Festtrubels Gehör verschaffen soll“.[45]  So wie die Herolde von Signalinstrumenten begleitet werden können, brauchen auch die Pritschmeister neben ihrer Stimme vor allem ein Instrument, das Aufmerksamkeit schafft.

 

[1] Bock 2015, 60-75.

[2] Bock 2015, 22.

[3  Peters 1976, 233.

[4 Bock 2010, 278.

[5 Scheibelreiter,ca. 2010, Sp. 968-970.

[6] Bock 2015, 159.

[7] Bock 2010, 277. Dazu auch passim Bock 2015.

[8] Vgl. von Moos 2006, 158-159, zur Einkleidung des Herolds und zum Namenswechsel: „In der immer komplexer werdenden Entwicklung der Heraldik, deren Grundfigur doch stets die Verortung eines Individuums in einer Gruppe und der Gruppe in der Gesamtgesellschaft darstellt, bedeutet diese ‚Investitur‘ eine symbolische Personifizierung, gewissermaßen die spiegelbildliche Identitätsrepräsentation des Herrn durch seinen Herold.“ Vgl. außerdem Bock 2010: Dort finden sich weitere Überlegungen zum „Verständnis des Herolds als ‚Medium‘“ (S. 265) sowie Hinweise auf entsprechende Forschung.

[9]  Richental 2013, 12, Z. 7-8.

[10] „Item recht herolten von allen künigrichen, die der küng wapen truogend und ir bottschaft wurben und iro herren er und wirdikait uß sprachen […]“ (offizielle Herolde aller Königreiche, die die Wappen der Könige trugen, ihre Botschaften ausrichteten und die Ehre und Würde ihrer Herren verkündeten): Richental 2013, 169, Z. 21-22.

[11] Richental 2013, 47, Z. 24-29.

[12] Schuler 1966, 163. Neuere Forschung bei Morent-Leopold-Steinheuer 2017

[13] Richental 2013, 206, Z. 20-21. Manfred Schuler weist darauf hin, dass bei der Zahl von 1700 „allerdings die Familienangehörigen und das Hausgesinde mit inbegriffen“ seien (Schuler 1966, 163).

[15] „Die Quellentexte“, so Manfred Schuler in seinem einschlägigen Aufsatz (Schuler 1966), „belegen […] die Posaunisten und Trompeter meist unterschiedslos mit der Bezeichnung Posauner (prusuner), während die Spieler der Holzblasinstrumente allgemein Pfeifer (pfifer; fistulatores) genannt werden. Analog dazu dient das Wort ‚tuba‘ als Sammelbegriff für die Holzblasinstrumente“. (Schuler 1966, 163). Abbildungen, Beschreibungen und Hörbeispeile zu den Instrumenten: » H. Instrumentenmuseum. Zu Tätigkeit und Lebensbedingungen der Instrumentalisten vgl. » E. Musiker in der Stadt.

[17] Schuler 1966, 168. Vgl. auch » E. Die Klang-Aura der Stadt. Kap. Stadt- und Hoftrompeter, Anm. 29. „König Sigismund erteilte auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) Trompeterprivilegien an die Freien Reichsstädte Konstanz, Augsburg, Nürnberg und Ulm“ (Żak 1979, 149–155).

[19] Roth 1894, 275, Z. 4-5.

[20] Roth 1894, 275, Z. 15.

[21] Roth 1894, 275, 275, Z. 17-19.

[22] Zur Rolle der Herolde bei Einzügen, Herrschertreffen und Krönungen siehe auch Bock 2015, 280-287.

[23] Bock 2015, 283-284.

[24] Zum Holzschnittzyklus siehe Cuneo 1998

[25] Roth 1894, 281, Z. 11-17.

[26] Ab und an wird in der Forschung eine „Heroldstrompete“ erwähnt, z.B. mit Abbildung: Bowles 1977, 78-79. Wenn ich recht sehe, handelt es sich nicht um die Trompete eines Herolds, sondern um eine mit einem Wappentuch versehene Trompete, die dann – wie die anderen Trompeten eben auch – von einem Trompeter gespielt wurde. Zu sehen sind diese Trompeten in » Abb. Trompeter gegenüber Armbrustschützen.

[27] Suchenwirt 1827, „Eralden und gernde leut“. Vgl. auch die hier in » B. Spruchsang in den österreichischen Ländern (Horst Brunner), Anm. 15, zitierten Ausgaben.

[30] Achnitz 2008, 497-498.

[34] Zu Gesang und Liedvortrag bei Beheim vgl. Spriewald 1990. Außerdem: Wachinger 1979, 37-75.

[36] Ich danke Reinhard Strohm für den Hinweis auf diesen Holzschnitt.

[37] Graf, Klaus. „Parzival als Nebenform für Persevant“ (https://archivalia.hypotheses.org/1668).

[38] Beispiele vor allem bei Pietzsch 1966 und Pietzsch, Musik in Reichsstadt (1966/1967), 73-99.

[39] Kellermann, Karina, und Albert Gier: „Heroldsdichtung“, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 4, Sp. 2173-2174.

[40] Bock 2015, 321.

[41] Bock 2015, 321.

[43] » B. Spruchsang in den österreichischen Ländern (Horst Brunner). Kap. Reimreden und Spruchtöne in Österreich im 14. und 15. Jahrhundert.

[44] Stichworte zu den Veränderungen bei Scheibelreiter: „Herold“, Sp. 968-970. [www.HRGdigital.de/HRG.herold].

[45] Bebermeyer, Gustav. Art. „Pritschmeister“, in: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Bd. 3 (1977): 257-262, 257b.

 

Empfohlene Zitierweise: Ott, Michael R., „Herolde und ihre Geräuschkulisse (1414-1530), in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich, <Herolde und ihre Geräuschkulisse (1414-1530) | Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich> (2024).