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Trompeter in Ferdinands Hofstaat während der 1520er Jahre

Markus Grassl

Nachdem Ferdinand seine Kindheit und Jugend zunächst in Spanien unter der Aufsicht seines Großvaters Ferdinand von Aragón und seit Juni 1518 in den Niederlanden am Hof seiner Tante Margarete von Österreich verbracht hatte, übersiedelte er 1521 im Alter von 18 Jahren in die ihm kurz zuvor zugesprochenen österreichischen Erblande. Sein Hofstaat in den ersten Jahren seiner österreichischen Regentschaft ist zwar nicht restlos, aber immerhin in Teilbereichen rekonstruierbar. Dies gilt nicht zuletzt für das Trompeterensemble. Vor allem dank der partiell erhaltenen Rechnungsbücher von Ferdinands Generalschatzmeister Gabriel von Salamanca sowie der Gedenkbücher der Niederösterreichischen Kammer lassen sich für die Zeit von 1521 bis 1526 insgesamt acht Trompeter und ein Pauker nachweisen[9] – eine Zahl, die bereits jener im Hofstaatsverzeichnis von 1527 entspricht.

Trompeter Ferdinands I. von 1521 bis 1526
(in Klammern die Jahre, in denen der betreffende Musiker dokumentiert ist):
 
Antonio da Mantova (1521)
Battista da Milano (1522/23)
Giovanni Francesco da Siena (1522/23)
Giovanni Pietro da Brescia (1521, 1522/23)
Christoph Mai[e]r [Mayr] (1523, 1525, 1526)
Jurig (Jörg / Georg) Mai[e]r [Mayr] (1522/23, 1525, 1526)
Pietro Francesco da Milano (1522/23)
Christofel Riedor [Rieder[10]] (1522/23)
Si[e]gmund Neuner (Pauker) (1522, 1526)

 

Auffällig sind zunächst gewisse personelle Kontinuitäten bzw. länger andauernde Tätigkeiten für den habsburgischen Hof: Die Brüder Jurig und Christoph Maier sowie der Pauker Sigmund Neuner hatten bereits dem Trompeterkorps Kaiser Maximilians I. angehört,[11] Antonio da Mantova und Giovanni Francesco da Siena werden bis 1530 bzw. 1547 im Dienst Ferdinands stehen.[12] Vor allem aber ist die Dominanz von italienischen Musikern bemerkenswert. Die Gründe dafür sind unklar. Eine Vorbildwirkung der Höfe von Ferdinands Verwandten, wie sie sich in anderen Zusammenhängen zeigt, ist nicht zu erkennen – die Trompeter Kaiser Maximilians am Ende seiner Herrschaft stammten aus dem deutschsprachigen Raum, das Trompeterkorps von Ferdinands Vater, Philipp dem Schönen, und zunächst auch jenes seines Bruders Karl setzte sich, soweit die Namen Rückschlüsse auf die Herkunft zulassen, mehrheitlich aus französischen bzw. flämischen Musikern zusammen.[13] Wie auch immer die Präferenz für Italiener zu erklären sein mag – fest steht, dass ab 1530 alle Trompeter und schließlich auch die anderen Instrumentalisten Ferdinands (fast) nur mehr aus Italien rekrutiert wurden,[14] und dass der Hof Ferdinands mit dieser frühen „Italianisierung“ der Instrumentalmusik Vorreiter eines Trends war, der ab den 1540er Jahren auch den Hof Karls V.[15] und in weiterer Folge, wohl nicht zuletzt nach dem Vorbild der Habsburger, zahlreiche Fürstenhöfe im römisch-deutschen Reich erfassen sollte.[16]

Abb. Der Trompeter Giovanni Pietro da Brescia

Der Trompeter Giovanni Pietro da Brescia

Eintragung in Gabriel von Salamancas Rechnungsbüchern am Hof Ferdinands I., 1522/23.

A Jehan pedro trompette de mondit Seigneur La / somme de Seize livres seize solz / dudit pris En Recompense de ci quil / avoit este paye de ses gages ordinaires / depuis le premier au xxviije de juin / xvc xxiij Par ordonnance ratifficacion / et quitance cy Rendue ladite somme de ––– xvi l xvi s

(An Johan Pedro [Giovanni Pietro], Trompeter meines besagten Herrn: der Betrag von 16 Livres, 16 Sols, von diesem empfangen in Abgeltung dessen, was ihm als sein reguläres Gehalt gezahlt wurde vom 1. bis zum 28. Juni 1523; auf Anordnung, mit Genehmigung und gegen Quittung ausgezahlt, der genannte Betrag von 16 Livres, 16 Sols)

Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Hs. W 1081, fol. 48r (Ausschnitt)

 

Dass Ferdinand vom Beginn seiner Regentschaft an ein Trompeterensemble unterhielt, vermag im Grunde nicht zu überraschen, stellten die Trompeter doch das Mittel der klanglichen Repräsentation von Macht und Herrschaft par excellence dar. Der Bedarf nach diesem Statussymbol wird sich nicht nur aus Ferdinands Stellung als Regent der österreichischen Länder ergeben haben, sondern mag durch seine Position als kaiserlicher Statthalter verstärkt worden sein, als welcher er seinen Bruder bei dessen Abwesenheit im Heiligen Römischen Reich zu vertreten hatte. In dieser Funktion leitete Ferdinand beispielsweise die Reichstage 1522, 1522/23 und 1524 in Nürnberg sowie 1526 und 1529 in Speyer). Die Annahme, dass zu Ferdinands Gefolge bei solchen repräsentativen Anlässen ein Trompeterensemble zählte, lässt sich dokumentarisch erhärten: Auf dem Rückweg vom Nürnberger Reichstag 1522/23 machte Ferdinand Mitte März 1523 Station in Augsburg;[17] in diesem Zeitraum verzeichnen die Augsburger Rechnungsbücher eine Zahlung an zehn Trompeter und Pauker des Erzherzogs.[18]

[9] Wessely 1958, 240–241 und 256–257; für die Belege in den niederösterreichischen Gedenkbüchern siehe auch Wessely 1956, 104–105, für jene in den Rechnungsbüchern von Salamanca siehe bereits Mitis 1928, 161, und zuletzt Rill 2003, 49. Zu ergänzen sind Belege in den Raitbüchern der oberösterreichischen Kammer in Innsbruck, aus denen hervorgeht, dass der Pauker Sigmund Neuner 1522 mit neuem Gewand versorgt wurde, um an „den hof zuziehen“ (A-Ila Raitbücher Bd. 71 [1522], fol. 345v), und dass Christoph und Jörg Mayr 1525 die Materialkosten für die Herstellung von Trompetenfahnen vergütet wurden (A-Ila Raitbücher Bd. 74 [1525], fol. 480v).

[10] Wessely 1958, 240, und Rill 2003, 49, lesen „Predor“. Ein Christian Rieder ist seit 1509 als Trompeter Maximilians I. belegt; siehe Senn 1954, 22

[11] Koczirz 1930/31, 532; Wessely 1956, 104–105, 256–257.

[12] Wessely 1958, 241.

[13] Koczirz 1930/31, 532–533; Ferer 2012, 33 46, 65, 69, 78 und 89.

[14] Siehe die Verzeichnisse bei Wessely 1958, S. 394–434.

[15] Ferer 2012, 109 und 117.

[16] Grassl 2011, 126–128; Reimer 1991, 69–77.

[17] Stälin 1860, 385.

[18] D-Asa Baumeisterbücher Bd. 117 (1523), fol. 36r: „Samstag post Letare [20. März] […] Item x guldin x Erzherzog Verdinandus trumetter vnd bawgker“.