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Die Handschriftensammlung Rabers

Sandra Désirée Theiß

Die Handschriften Rabers, das sogenannte „Sterzinger Spielarchiv“, sind in ihrer Mehrheit bis heute erhalten und im Archiv der Gemeinde Sterzing zugänglich.[11] Die Zusammengehörigkeit der Sammlung wird durch Rabers eigene Kennzeichnung sichtbar: Er versah die Manuskripte mit seinen Initialen und teils auch mit einer Datierung. Für die mittelalterliche Überlieferungspraxis und im Besonderen für die Tradierung geistlicher Spiele stellt dies eine Ausnahme dar und offenbart noch einmal Rabers engen Bezug zu seinen Spielen.

 

 

 

In der Übersicht der geistlichen Spieltexte zeigt sich thematisch eine Präferenz für Ereignisse aus dem Passions- und Ostergeschehen. Diese Untergattungen des „Geistlichen Spiels“ sind auch sonst im deutschen Sprachgebiet breit überliefert.  Ebenso finden sich aber Spiele, für die keine vergleichbaren Textzeugen vorhanden sind, so etwa die Dramatisierung des Johannesevangeliums oder das Spiel Ain recht das cristus stirbt. Weiterhin enthält Rabers Sammlung zahlreiche Rollen- und Szenenentwürfe, was im Ganzen die Annahme bestärkt, dass Raber nicht nur als Bearbeiter oder Kompilator zu sehen ist, sondern auch als eigenständiger Verfasser von Dramentexten.

[11] Weitere Spielmaterialien wie Kostüme und Requisiten existieren nicht mehr. Auch waren die Handschriften des Archivs bedingt durch die politischen Umstände nach dem Ersten Weltkrieg nicht immer einsehbar, was die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Sterzinger Spielarchiv erschwerte. Vgl. Neumann 1986, 527f.; Neumann 1979, 54f. (mit Anmerkungen); Dörrer 1951/52Dörrer 1965. Im Nachlass Rabers fanden sich außerdem weltliche Spiele, vgl. den Überblick bei Wolf 1989.