C. Materie und Intellekt
Abb. Engel beim Kirchenbau. Verkündigung Mariens mit musizierenden Engeln (Detail). Meister von Heiligenkreuz (um 1380). Teil eines Diptychons. Aus Stift Heiligenkreuz. © Kunsthistorisches Museum Wien, mit Genehmigung. Die Mithilfe der Engel am Kirchenbau, und ihre musikalische Praxis, verbindet diese materiellen Künste mit dem von Gott geordneten Kosmos.
Wie Musik praktisch-materielles und theoretisches Denken zusammenführte, belegen die Essays dieses Leitthemas in unterschiedlicher Weise. Orgelbau und Orgelmusik, die sowohl technisches als auch mathematisches Können erforderten, wurden im österreichischen Raum intensiv gepflegt; seit Paul Hofhaimer (1459–1537) waren hiesige Organisten auch gefeierte Komponisten. Die Musiker der Region wurden seit dem 14. Jahrhundert mit Kompositionen der westeuropäischen „Ars antiqua“ und „Ars nova“ (13. und 14. Jahrhundert) bekannt, von denen überraschend viele Überreste in heutigen Bibliotheken Österreichs aufgetaucht sind. Auch im österreichischen Raum wurde die herkömmliche, auf Didaktik des Kirchenchorals zielende Musiktheorie nun um die Prinzipien der mensuralen, polyphonen Musik erweitert, wobei musiktheoretische Autoritäten aus Böhmen Pate standen. Die in der Region zahlreichen Abbildungen von Engelskonzerten könnten als ikonographische Zeugnisse instrumentaler Musikpflege gelten – doch sind ihre theologischen und bildnerischen Determinanten zu berücksichtigen. Aufzeichnungen mehrstimmiger Musik in Wiener Quellen aus der Zeit um 1440 folgen lokalen wie auch überregionalen Notationsprinzipien, was auf die Vorbildung und Arbeitsweise ihrer Benutzer schließen lässt. Dieselben Quellen erlauben Einblicke in kompositorisches Vorgehen, ja möglicherweise in musikalische „Werkstattgeheimnisse“.
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Orgeln und Orgelmusik in der Region Österreich
Klaus AringerArs antiqua und Ars nova: Unbenutzte Fragmente - praktische Vorbilder?*
Marc Lewon, Reinhard StrohmSpekulative Musiktheorie und Chorallehre
Alexander RauschOrganisten und Kopisten
Bernhold SchmidKompositorische Lernprozesse*
Reinhard Strohm