Organisten
Zahlreiche seit dem 14. Jahrhundert namhaft zu machende Organisten ergänzen das Bild der Epoche.[22] Im Sozialstatus wie in der musikalischen Befähigung war das Spektrum breit gefächert:[23] Es reichte vom Regelfall des Klerikers oder gebildeten Laien, der normalerweise mehrere Instrumente spielte und zugleich auch das Instrument zu warten hatte, bis in Einzelfällen zu hochqualifizierten, spezialisierten Organisten in städtischen oder höfischen Diensten, von denen wenige, wie Conrad Paumann oder Paul Hofhaimer, bereits zu Lebzeiten europäischen Ruhm errangen und ihre weithin bewunderte Kunst in den Dienst der Repräsentation eines Fürsten stellten. Das Orgelspiel als handwerklich tradierte, in der Nähe der Spielleute angesiedelte Kunst wurde vor allem von Geistlichen, Lehrern oder Schreibern ausgeübt; für den Kapelldienst bevorzugte man „künstliche organisten“, die zugleich als Sänger oder (selten) Komponist tätig waren.[24] Durch sie wuchs der Organistenstand zum „paradigmatischen Vermittler zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit“[25] heran. Die schriftlichen Zeugnisse zur Orgelkunst spiegeln damit auch die Aneignung spätmittelalterlicher Intellektualität.[26] Keiner der namentlich bekannten Organisten vor Hofhaimer hinterließ ein individuelles Profil. Immerhin finden wir Mitte des 15. Jahrhunderts in Wien einen „schulmaister Chunradus der Weispacher“, in dessen Nachlass sich ein Portativ und ein Positiv befanden,[27] und ist mit Wolfgang Chranekker, der den letzten Teil des Codex St. Emmeram (» D-Mbs Clm 14274) niederschrieb, neuerdings ein auch im österreichischen Raum tätiger Organist nachweisbar, der in seinem Wirken eine (wie immer geartete) Brücke zwischen aktueller kunstvoller Vokalpolyphonie und Orgelspiel geschlagen haben mag (» C. Organisten und Kopisten).[28]
Mit Paul Hofhaimer erscheint um 1500 der „monarcha organistarum“, für dessen virtuoses Spiel kein Attribut, kein Lobpreis zu hoch gegriffen war.[29] Abseits seiner exklusiven Auftritte waren ihm für den Dienst in der Hofkapelle seine Organistenkollegen Benedict Senflinger, Gregor Accot, Hans Sattler, Jakob Kellergraf und Jörg Bamheckl zur Seite gestellt.[30] Hofhaimers Bedeutung als Lehrer ist durch seine vielen, teils prominenten Schüler belegt, von denen etliche im Südwesten Deutschlands wirkten. Von ihnen dürfte nur Hans Buchner, dessen Fundamentum Hofhaimers Lehre tradiert, kurz in habsburgischen Hofdiensten gestanden haben, nicht aber Wolfgang Grefinger, der 1509 in den Wiener Universitätsmatrikeln aufscheint, in den Humanistenzirkeln der Stadt verkehrte und als Domorganist an St. Stephan wirkte. Seinen Passauer Schüler Schachinger finden wir von 1506–1508 in Schwaz/Tirol. Auch Hofhaimers spätere Salzburger Kollegen Gregor Peschin und Caspar Glanner dürften noch bei ihm in die Lehre gegangen sein.[31]
[22] Flotzinger/Gruber 1995, 90.
[23] Salmen 1978, 12–26.
[24] Salmen 1978, 15–16.
[25] Meyer 2001, 78.
[26] Meyer 2001, 78.
[27] Quoika 1953, 14.
[29] Salmen 1978, 23.
[31] Flotzinger/Gruber 1995, 198.
[1] Dies belegt etwa das Standardwerk von Apel 1967, dessen geographische Gliederung auf den deutschen Sprachraum fixiert ist und dementsprechend alle österreichischen Vertreter der Tastenmusik unter der Rubrik „süddeutsch“ subsumiert.
[2] Praetorius 1619, 85.
[3] Edler 1997, 12.
[4] Salmen 1978, 22.
[5] Klotz 1986, 7–123; Edler 1997, 22. Gut dokumentiert sind Orgelbau und Anstellungen von Organisten z. B. in Bozen (» E. Bozen).
[7] Klotz 1986, 68 f.
[8] Klotz 1986, 60.
[9] Von der großen Seckauer Orgel des späten 15. Jahrhunderts ist nur der Prospekt erhalten; Federhofer 1951, 25.
[10] Bowles 1987, 183.
[11] Oberhuber 1978, 147 f.
[12] Forer 1973, 60, 172 und 196.
[13] Hier wäre u. a. die erst 1905 abgebrochene Orgel im Stift Seckau zu nennen; Flotzinger 1980, 23.
[14] Stenzl/Hintermaier/Walterskirchen 2005, 305.
[15] Quoika 1953, 16.
[16] Quoika 1953, 11.
[17] Zusammengestellt nach Flotzinger/Gruber 1995, 89 f.; Quoika 1953; Eberstaller 1955; Forer 1973, 17–35, und Frieberger 1984, 26–29.
[18] Fiala 2013, 136 f.
[19] Eberstaller 1955, 4.
[20] Frieberger 1984, 27 f.
[21] Eberstaller 1955, 11–15. Vgl. auch » E. Bozen.
[22] Flotzinger/Gruber 1995, 90.
[23] Salmen 1978, 12–26.
[24] Salmen 1978, 15–16.
[25] Meyer 2001, 78.
[26] Meyer 2001, 78.
[27] Quoika 1953, 14.
[29] Salmen 1978, 23.
[31] Flotzinger/Gruber 1995, 198.
[32] Moser 1929, 26 f.; Dammann 1974, 252, 259, 274 ff.; Michel/Sternath 2012, 247 f.
[34] Stenzl/Hintermaier/Walterskirchen 2005, 91, 94.
[35] Pacik 1978, 120–143.
[36] Quoika 1953, 18.
[37] Körndle 2003, 24–30.
[38] Mielke 1993, Bd. 1, 29–67.
[39] Körndle 2001, 225–256.
[40] Schuler 2000, 1191.
[41] Körndle 2001, 228–240; Mielke 1993, Bd. 1, 42–55.
[42] Frieberger 1984, 26.