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Musik und Gesang

Winfried Frey

Der enge Zusammenhang von Liturgie und Spiel wurde besonders durch instrumentale Musik vor wichtigen Szenen und durch Gesänge der Akteure auf der Bühne hergestellt. [3] Denn die Texte der Liturgie wurden von alters her gesungen, in einem Sprechgesang, der uns heute fast nur noch an „gregorianischen Choral“ erinnert, der aber vielfältiger war und nach dem Hochmittelalter auch für Texte in der Volkssprache verwendet wurde, um so der Gemeinde eine Teilhabe an der Feier der Messe zu ermöglichen. In den geistlichen Spielen wurde oft und ausführlich gesungen, in lateinischer und in der Volkssprache. So beginnt zum Beispiel das Frankfurter Passionsspiel von 1493 (was manchmal übersehen wird, da weder der allen bekannte Text noch eine Melodie in der Handschrift mitgeteilt ist) mit einem Gesang der Engel; diese singen den Hymnus zum Pfingstfest Veni creator spiritus, der den christlichen Glauben und seine Hoffnungen zusammenfasst und so alle auf das Passionsspiel einstimmte, in dem dieser Glaube und diese Hoffnungen, eng verbunden mit biblischer und liturgischer Tradition, in eindrucksvollen Szenen vor die Augen der Zuschauer gestellt wurden.[4]

[3] Beispielhaft ist das vorgeführt anhand des Redentiner Osterspiels in Freytag/Claußnitzer/Warda 2002, auch wenn hier auf die Rolle des Gesangs nicht besonders eingegangen wird.

[4] Vgl. Frey 2010. Edition des Frankfurter Passionsspiels in Janota 1996.