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Festlichkeiten für Ladislaus Postumus, “König Lassla”, 1452 und 1455

Reinhard Strohm

Viele prominente Gäste reichten sich die Hand in dem ereignisreichen Jahr 1452. Ein erster Anlass für Wiener Festlichkeiten war die Kaiserkrönung Friedrichs III. in Rom am 19. März 1452. Jedoch befanden sich die niederösterreichischen Stände, ihr Anführer Ulrich von Eyczing, der Graf Ulrich von Cilli und die in Ungarn und Böhmen regierenden Reichsverweser damals in Opposition gegen Friedrich III., da dieser sich weigerte, den Thronerben Ladislaus Postumus (geb. 1440) für volljährig zu erklären und ihn die Herrschaft der von seinem Vater Herzog Albrecht V. (König Albrecht II.) ererbten Territorien antreten zu lassen.(» Abb. Albrecht II. und Ladislaus Postumus.)  Nach einer auch vom Wiener Stadtrat unterstützten militärischen Kampagne der Niederösterreicher gegen Kaiser Friedrich in Wiener Neustadt musste dieser am 4. September den jungen Ladislaus an die Aufständischen übergeben. Diese brachten ihn noch am selben Tag nach Baden und Perchtoldsdorf, wie Lasslas damaliger Erzieher, Enea Silvio Piccolomini, zu berichten weiß:

“Es ist unglaublich zu berichten, mit welcher Freude die Österreicher ihren König empfingen. Ayzinger vergoss reichliche Freudentränen. Dort begrüssten die Böhmen, hier die Mähren den Knaben und umarmten ihn, wie als ob er aus dem Gefängnis entlassen worden wäre; und niemand konnte zur Genüge mit ansehen, wie ihn dann [die Österreicher] bei sich aufnahmen und unter dem Jubelgeschrei der Menschen und den überall ertönenden Klängen der Trompeten am gleichen Tag nach Baden führten, damit er sich waschen und so jeden ihm etwa noch anhängenden steirischen Geruch entfernen konnte; anschließend in das Dorf des Perchtold, wo eine Burg war, die der Kaiser dem Grafen von Cilli zugestanden hatte, und wo Ladislaus noch einige Tage blieb.”[20]

Am 6. September wurde der neue Landesfürst nach Wien gebracht “und zog unter einem Baldachin am 6. September 1452 unter großem Jubel und vielen Feierlichkeiten in die Stadt ein”.[21

Wien empfing in diesem Sommer/Herbst auch eine riesige auswärtige Besucherschaft von weltlichen und geistlichen Fürsten mit ihrem Gefolge, Adligen, Klerikern, Räten und Vertretern vieler Städte aus Österreich, Bayern, Böhmen und vor allem Ungarn. Alle wurden mit Geschenken geehrt. Mindestens sechs Bischöfe waren anwesend: von Gran (Esztergom), Grosswardein, Fünfkirchen, Olmütz, Prag und Salzburg (1452, fol. 80r–82v). Die Geschenke waren Gold, Silber, Getreide, Fisch und vor allem Malvasier (einheimischer Rotwein). Eine besondere politische Pointe erzielte die Stadtverwaltung, indem sie zur Begrüßung der ungarischen Gäste zwei Paniere (Standarten) anfertigen ließ, “darauff ungerland pehemland merhern und österreich ist gestanden” (Ungarn, Böhmen, Mähren und Österreich). Eines davon wurde auf dem Stephansturm aufgesteckt (1452, fol. 79v).[22]

Unter den von der Stadt entlohnten Musikern befanden sich:

  • des Grafen von Cili Trompeter
  • des (Grafen Ulrich) von Rosenberg Trompeter
  • des Grafen von Harrenstein Trompeter
  • des von Cili Narren
  • des (Bischofs) von Salzburg Trompeter
  • der Stadt Regensburg Pfeifer
  • Herzog Ludwigs (von Bayern-Landshut) Trompeter
  • Markgraf Albrechts (von Mähren) Trompeter
  • Herzog Albrechts (von Bayern-München) Trompeter
  • des alten (Grafen) von Schaunberg Lautenschlager, Fiedler und Pfeifer
  • Herzog Heinrichs von Schlesien Trompeter
  • Markgraf Albrechts Sackpfeifer
  • der (Stadt) Brünn Trompeter
  • der (Stadt) Landshut Trompeter
  • des jungen von Sternberg Trompeter
  • des Herzogs von Loys (Loyks?) Trompeter
  • des (Grafen) von Schwarzburg Trompeter
  • des jungen von Rosenberg Pfeifer
  • des von Tobitschaw Trompeter
  • unsers Herrn des Kaisers und des von Sachsen Herolde
  • des (Jan) von Yskra Trompeter
  • des von Sachsen Trompeter und Pfeifer
  • des von Sachsen Pfeifer (ein einzelner)
  • des von Schaunberg Trompeter (1452, fol. 82v–83v).

    Dazu kamen fürstliche und städtische Räte und Sekretäre, darunter diejenigen von Herzog Siegmund von Innsbruck, die schon Anfang Mai in der Stadt waren.

    Eine weitere, ebenso spektakuläre Serie von Fürsten und Gesandten feierte von Februar bis Mai 1455 den inzwischen gekrönten ungarischen und böhmischen König Ladislaus (“Lassla”), Herzog von Österreich, bei seinem Einzug in die Stadt und danach. Die hierzu belegten städtischen Ausgaben waren von ähnlicher Art wie 1452; allerdings waren die Wiener jetzt mit Kaiser Friedrich verbündet, weshalb dessen Hofhaltung eine deutliche Rolle in den Festlichkeiten spielte.

    Die entlohnten Hofbediensteten waren folgende (1455, fol. 49r–v):[23]
    -           des Kaisers Trompeter und Pfeifer
    -           des (Herrn) von Wallsee Trompeter (am 1. Februar)
    -           König Lasslas Türhüter
    -           Herrn Gürzikens (Georgs von Podiebrad) Trompeter und Lautenschlager[24]
    -           Herrn Haimrans Nusperger Pauker
    -           Rüppl pandiener (eine Art Herold)
    -           Kaspar, König Lasslas Persivant
    -           des von Rosenberg Trompeter (Ende fol. 49r)
    -           des von Sternberg Trompetern
    -           unsers genedigen herrn König Lasslas Lautenschlager (am Sonntag Invocavit, 24. Februar)
    -           des (Bischofs) von Passau Trompeter (am Sonntag Oculi, 10. März)
    -           des Lawn und Sigenhaimer (in Niederbayern) Lautenschlager
    -           dem Cristoffen bei dem (Grafen) von Cili
    -           des (Bischofs) von Eichstätt Hofierer (Tanzmeister)
    -           des (Erzbischofs) von Gran Trompeter
    -           des Markgrafen von Baden Trompeter
    -           der (Herzöge) von Landshut Trompeter
    -           des (Bischofs) von Passau Herold
    -           Herzog Siegmunds (von Österreich) Herold
    -           des Gubernators von Ungarn (Johann Hunyadi) Trompeter
    -           des (Königs) von Polen Spielleute
    -           des (Herrn) von Wallsee Türhüter (am 8. Februar)
    -           Herzog Siegmunds von Österreich Trompetern (am 10. Mai)
    -           Herrn Girziken von Bodebrad (Podiebrad) Narr
    -           des (Grafen) von Puchheim Trompeter
    -           des (Grafen) von Cili Trompeter
    -           Kuntz der junge Pauker
    -           Herzog Albrechts von München Lautenschlager (Ende fol. 49v).

    Gesamtausgabe: 24 tl. 52 d.

    Ferner wurden zwei Baldachine aus grünem und blauen Taffeta und Zendal geschneidert und bemalt (für insgesamt 29tl. 30d.). Vor dem 17. Februar wurde Kies aus dem Wienfluss geholt, um Wege damit zu pflastern, und eine Brücke über einen Donauarm gezimmert. Ein Schneider hatte Vorbilder für die Paniere (Fahnen an den Trompeten usw.) herzustellen; 25 Knechte läuteten die Glocken, 8 trugen Fahnen, (je?) zwei trugen die Baldachine, offenbar zusammen mit (je?) zwei Knaben, die die vergoldeten Stangen trugen. 22 Studenten trugen die Heiligtümer (Reliquien) (fol. 51r). Dazu kamen schließlich noch Belohnungen für die Trompeter des Herrn Hindersich, des Bischofs von Trier, von Niclas Waidan und des (Herrn) von Losenstein (fol. 51v).

[20] Piccolomini 2009, Buch VI, 741. Vgl. auch Schusser 1986, 127 (Anneliese Stoklaska).

[21] Csendes/Opll 2001, 156.

[22] Die Maler der Paniere sind namentlich genannt: Meister Erhart und (Jakob) Kaschauer.

[23] Die Geschenke für ihre Herren sind hier übergangen. Viele Einträge beziehen sich auf jeweils eine Mehrzahl von Empfängern. Ein Auszug aus der Liste auch bei Schusser 1986, Nr. 125, S. 143 (Abb.) und 144 (Klaus Lohrmann).

[24] Es handelt sich um Musiker von Georg Podiebrad, dem Landesverweser und späteren König von Böhmen, vgl. weiter unten “hern Gircziken von Bodebrad narrn”. Bei Schusser 1986 bleibt “Gircziken” unidentifiziert.