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Riten zum aktiven Einbezug der Laien in den Gottesdienst

Ute Monika Schwob

Der herben römischen Liturgie wie auch ihren regionalen Regelungen mit ihren lateinischen Gesängen, Lesungen und Gebeten fehlte es an volksnahen Feierelementen, die dem Drang der Gläubigen nach leibhaftigem religiösem Erleben entgegengekommen wären. Dem Singen des Klerus und der Schola cantorum auf dem Chor durften die Laien, die den Sinn der lateinischen Texte höchstens erahnen konnten, selten mehr als ein „Amen“ hinzufügen. Die in gemessener, aber ständiger Bewegung dargebotenen theatralen Präsentationsformen des Gottesdienstes konnten in der Leutekirche nur beschränkt wahrgenommen werden; es lag daher nahe, die Laien mittels ausdeutender und dramatisierender Riten, die in ihrem Sichtfeld stattfanden, intensiver in die Kultübung einzubeziehen. Von Kirchenreformern mehrfach kritisiert, entstanden im Lauf des Mittelalters vor allem im bayerisch-österreichischen Raum und hauptsächlich im Umkreis der kirchlichen Hochfeste Bräuche, die aus der Liturgie heraus entwickelt, die Laien zur Liturgie hinführen sollten. Sie standen im Dienst der Verkündigung des Heilsgeschehens, sollten die Menschwerdung Jesu, sein Leiden, seinen Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt, das Pfingstwunder sowie die Begründung des Altarsakraments für jedermann verständlich darstellen. Das liturgische Handeln wurde durch kleine Vorführungen mit nur geringen Mitteln bildhaft, greifbar, erlebnisnah gemacht. Manchmal überwog das Theatralische, dann wieder das Rituelle. Die Einordnung in den lateinischen Gottesdienst und die Verbindung zum liturgischen Anlass sollten aber nach Möglichkeit nicht unterbrochen werden. Um den berechtigten Eindruck der versammelten Gläubigen, von der Durchführung des christlichen Kults weitgehend ausgeschlossen zu sein, von Zeit zu Zeit abzuschwächen, stiegen zudem Priester, begleitet von Messdienern mit Weihrauchfass und Sprengwedel, die Stufen hinunter in das Langhaus, um zu „räuchern“ und zu „sprengen“. Einer ähnlichen Absicht dienten die häufigen Umgänge und Prozessionen, an denen sich das Volk beteiligen durfte, teils in der Kirche, teils in Kirche und Kreuzgang, weiter ausgedehnt im Dom- und Pfarrbezirk, durch die Stadt oder auch darüber hinaus. Der Brixner Dommesner Veit Feichter hat diese Zugaben zum „officium“ oder „cultus“, die unter klerikaler Leitung nach altem Herkommen geschahen, in seinen Aufgabenbereich einbezogen. Dem verdanken wir knappe, aber hochinteressante Beschreibungen.