Seelsorgliche Betreuung
Die Betreuung der Laien durch den Klerus setzte eine kirchliche Organisation voraus, wie sie etwa für das der Metropole Salzburg unterstellte mittelalterliche Bistum Brixen gut erforscht und beschrieben ist:[2] Dort gab es im 12. Jahrhundert 53 Pfarreien, die bis etwa 1431 auf 58, bis 1478 auf 62 vermehrt wurden. Im Vergleich mit anderen Regionen Europas kann dies als erfreulich durchorganisiert gelten. Aber angesichts der geographischen Beschaffenheit eines Landes im Gebirge und an Flussläufen waren die Pfarrbezirke zu groß.
Sie umfassten oft mehrere Täler, so dass der Pfarrer mit seinen Kooperatoren, „Gesellpriester“ genannt, seinen seelsorglichen Pflichten wie Gottesdienst, Sakramentenspendung, Predigt, Armen- und Krankenfürsorge, Durchführung von Begräbnissen und anderem nicht ausreichend nachkommen konnte. Wenn zudem der zuständige Pfarrer ein Sammler von Pfründen war, der sich vor Ort von schlecht bezahlten Vikaren vertreten ließ, waren Einbußen für die Seelsorge absehbar. Ein Teil der Brixner Pfarreien wurde übrigens von Tiroler Klöstern und Stiften betreut, etwa von den Neustifter Augustinerchorherren, wobei die betroffenen Laien sich manchmal weniger mönchisch agierende Weltpriester wünschten. Mit bewundernswertem Glaubenseifer und erheblichem Arbeitsaufwand haben vom Pfarrzentrum weit entfernte Tiroler Gemeinden und Weiler, die „Malgreien“, im Spätmittelalter Filialkirchen und Kapellen erbaut und auf deren Versorgung mit Hilfspriestern gedrängt.
Diese Außenstationen waren durchwegs Stiftungen von Laien, etwa von Gemeinden, Bruderschaften, wohlhabenden Bauern oder landsässigen Adeligen, und wurden nicht selten durch spätere zusätzliche Dotationen weiter abgesichert. Mit der Zeit konnten landesweit auf Grund von Stiftsbriefen Kapläne eingesetzt werden. Diese waren entweder „exkurierend“, d. h. sie wohnten im Pfarrhof, oder „exponiert“, d. h. sie lebten am Ort der Filialkirche. Zumindest wurden von der Pfarre Frühmesspriester ausgesandt. Spitäler, Bruderschaften, Frauenklöster und Burgherren sorgten ebenfalls für eigene Kapläne. Die meisten Vikare, Kapläne, Frühmesspriester und Benefiziaten auf solchen Außenposten hatten noch Verpflichtungen zur Teilnahme an feierlichen Gottesdiensten und Prozessionen in ihrer zuständigen Pfarre, auch beim Beichthören und bei Versehgängen sollten sie aushelfen.
[2] Vgl. Trenkwalder 1986, 130–153.
[1] Als ikonographischer Bildtypus ist der „gute Hirte“ vor allem dem frühen Christentum geläufig; aber noch heute wird der vierte Sonntag nach Ostern als „Gut-Hirten-Sonntag“ gefeiert (Joh 10, 1–30).
[2] Vgl. Trenkwalder 1986, 130–153.
[3] Vgl. Trenkwalder 1984, 147–165; Trenkwalder 1985, 38–53.
[4] Vgl. Wolfsgruber 1987, 19–20 u. a.
[5] Hier am Beispiel des Brixner Kreuzgangs, Wolfsgruber 1988, passim.
[6] Zu Dom und Dombezirk siehe Hofmeister-Winter 2001, 64–69, dazu Abb. 7–10; Wolfsgruber 1988, 7–9.
[7] Vgl. Loose 2006, 171–191.
[8] Vgl. Saunders1984, 173–193, mit Anmerkungen zu den liturgischen Reformen von 1453 und 1455.
[9] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 15–22; Text des Brixner Dommesnerbuchs, passim.
[10] Hofmeister-Winter 2001. Zum Editionskonzept vgl. S. 9–14.
[12] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 151–152, fol. 29v–30r.
[13] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 223–233, fol. 65r–69v.
[15] Gesänge der Palmsonntagsprozession von St. Stephan in Wien sind erwähnt in Kapitel » E. Städtisches Musikleben.
[16] Hofmeister-Winter 2001, 233–238, fol. 70r–72v.
[17] Hofmeister-Winter 2001, 238–260, fol. 73r–85r.
[18] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 256–257, fol. 82v.
[19] Hofmeister-Winter 2001, 260–294, fol. 85r–103v.
[20] Engels 2012, 5 und hier » A.1 Osterfeier.
[21] Vgl. Schwob 1994, 164–167.
[22] Zur Beschreibung der depositio crucis in der Diözese Salzburg vgl. » A. Osterfeier.
[23] Responsorien aus dem Buch der Klagegesänge: „Ecce quomodo moritur, Sepulto domino, Recessit pastor“, Hofmeister-Winter 2001, 269, fol. 89v.
[24] Hofmeister-Winter 2001, 284, fol. 98r.
[25] Zur Beschreibung der visitatio sepulchri in der Diözese Salzburg vgl. » A.1 Osterfeier.
[26] Vgl. Schwob 1994. Zur Leise Christ ist erstanden vgl. » B. Geistliches Lied. Näheres zu deutschsprachigen geistlichen Spielen vgl. » H. Musik und Tanz in Spielen und » H. Sterzinger Spielarchiv.
[27] Hofmeister-Winter 2001, 287, fol. 100r.
[28] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 324–325, fol. 119v–120r.
[29] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 334f., fol 125rv.
[30] Vgl. Hofmeister-Winter 2001, 326, fol.120v–121r.
[31] Vgl. Schwob 1989, 128–142.