Singknaben und Reisen
Am 23. Februar 1464 erhält der Lautenmacher Erhart Pöcht in Arzl bei Innsbruck – 1460 bis 1486 oft für den Hof tätig – 8 £ für eine Laute für „den zwain meins gnedigen Herrn Knaben, die Maister Niclas […] lernt“;[3] d. h. Krombsdorfer gab Lautenunterricht für zwei der jungen Höflinge, unter denen sich auch illegitime Söhne des Herzogs befanden. Dass Krombsdorfer musikalisch begabte Knaben auch im Gesang unterrichtete, darf angenommen werden. Als Organist war er für den geistlichen Dienst in der kleinen Hofkapelle von St. Mauritius im Herzogshof verantwortlich (» Abb. Herzogshof Innsbruck). Zweifelsohne wirkte er auch an privater weltlicher Musik in den Räumen der Burg mit, sei es als Sänger, Lautenist oder mit einer Kleinorgel; fraglich scheint hingegen, ob er gelegentlich auch als Organist an der Pfarrkirche von St. Jakob wirkte, die als Hofkirche diente. Dort wurde der Gesang unter der Leitung des Schulmeisters und seiner Assistenten ausgeführt.[4] Während Krombsdorfers späterer Karriere könnte eine partielle Zusammenarbeit zwischen den unter dem Schulmeister singenden Schulknaben und den solistisch ausgebildeten Singknaben des Hofes stattgefunden haben.[5]
Wichtig waren Krombsdorfers Dienste auf Reisen, sowohl mit dem Herzog, den er z. B. im Sommer 1464 nach München und 1464–1465 in die Vorlande begleitete, als auch allein auf der Suche nach geeigneten Singknaben für die Hofkantorei.[6] Auf Reisen des Hofes war er persönlich für das Wohlergehen der Singknaben verantwortlich; so kaufte er in Bregenz im Dezember 1464 für zwei von ihnen Handschuhe[7] und im Winter 1466 begleitete er den Herzog mit vier Singknaben, denen er in Basel „vier rote hütl“ und später sowohl Schuhe als auch Handschuhe kaufte, ins Elsaß.[8] Im Juni 1466 ritt er nach Meran „umb ain knabn“, d. h. um dort einen Singknaben für den Hof zu rekrutieren;[9] Entsprechendes war sein Auftrag, als er im selben Jahr zwei Knaben von Trient an den Innsbrucker Hof bringen musste.[10]
[4] Wie z. B. in Bozen: vgl. » E. Bozen.
[5] Vgl. Senn 1954, 16, der auch zu Hofhaimers Dienst an St. Jakob Stellung nimmt.
[6] Vgl. Senn 1954, 8, 11 und 14.
[7] TLA, Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 638v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[8] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 48r und 162v; auch Senn 1954, 11. » A-Ila Raitb. 3-17.
[9] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 114r. » A-Ila Raitb. 3-17.
[10] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 116r; vgl. auch Senn 1954, 11. » A-Ila Raitb. 3-17.
[1] Tiroler Landesarchiv Innsbruck (TLA), Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 282r. ().
[2] Auch das thüringische Kromsdorf bei Weimar ist nicht ganz auszuschließen.
[4] Wie z. B. in Bozen: vgl. » E. Bozen.
[7] TLA, Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 638v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[8] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 48r und 162v; auch Senn 1954, 11. » A-Ila Raitb. 3-17.
[9] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 114r. » A-Ila Raitb. 3-17.
[10] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 116r; vgl. auch Senn 1954, 11. » A-Ila Raitb. 3-17.
[11] TLA, Raitbücher Bd. 8 (1473), fol. 95r. » A-Ila Raitb. 3-17.
[12] TLA, Raitbücher Bd. 15 (1482), fol. 319v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[13] TLA, Raitbücher Bd. 17 (1484), fol. 33r; vgl. auch Senn 1954, 11–12. » A-Ila Raitb. 3-17.
[14] Weitere Informationen zur Innsbrucker Hofmusik bei Senn 1954, Strohm 1993, 518–523, und Strohm 2001.
[15] Ein “Jeronime cantor”, der sicher von auswärts kam und nur einmal erwähnt ist, erhält 1463 eine Entlohnung von 4 £: TLA, Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 569v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[16] Lockwood 1984, 156 und 161; Strohm 1993, 519–520.
[17] Lockwood 1984, 47, 97, 317–318. Ein Dokument aus Ferrara nennt ihn “de Basilea”, was auf einer Verwechslung mit der Reise nach Basel beruhen mag oder seine tatsächliche Herkunft anzeigen könnte: Allerdings wird er in Innsbrucker Quellen nie so bezeichnet.
[18] Lockwood 1984, 50.
[19] Vgl. Strohm 1993, 545.
[20] Vgl. Lockwood 1984, 317–318.
[21] Vgl. Schuler 1975; Lockwood 1984, 131–132.
[22] Zu Martinis anhaltenden Kontakten mit Tirol vgl. » F. Musiker aus anderen Ländern.
[23] Senn 1954, 12, nach Moser 1929, 14. Der Tabulaturband (Bd. 1 der „Amerbach“-Sammlung) ist ediert in Marx, Hans Joachim (Hrsg.), Tabulaturen des XVI. Jahrhunderts. Teil 1: Die Tabulaturen aus dem Besitz des Basler Humanisten Bonifacius Amerbach¸ Basel 1967 (Schweizerische Musikdenkmäler 6), Nr. 7 (10 und 121), wo als Komponist unnötigerweise der Niederländer Nicolas Craen vorgeschlagen wird.
[24] TLA, Hs. 208 (Hofordnung 1478).
[25] Vgl. Strohm 1986/1987.
Empfohlene Zitierweise:
Reinhard Strohm: “Nicolaus Krombsdorfer”, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich <https://musical-life.net/essays/nicolaus-krombsdorfer> (2016).