Sie sind hier

Einhandflöte & Trommel

Abb. Einhandflöte und Trommel
Abb. Einhandflöte und Trommel

St. Andreas zu Thörl in Kärnten, Meister Thomas von Villach, um 1475.
© Carmen und Heinz Gaggl

Carles Mas
Rainer Arndt
Flandresca
1463
fol. 30r-v

Die Kombination von Einhandflöte & Trommel zählt zu den häufigsten Instrumentenabbildungen des Mittelalters und taucht ab dem 12. Jh. auf, wird bis zum 16. Jh. aber immer häufiger abgebildet. Sie wurde v.a. für Tanzmusik eingesetzt und ermöglichte es einem Spieler alleine sowohl Melodie als auch Rhythmus zu liefern und sogar mitzutanzen oder sich frei zwischen den Tanzenden zu bewegen. Anstelle der mit einer stimmbaren Schnarrsaite versehenen Trommel, die meist an der linken Schulter oder am linken Arm des Spielers hängt und mit einem Schläger in der rechten Hand gespielt wird, ist gelegentlich auch ein anderes Schlaginstrument, z.B. ein Schlagbordun oder eine Glocke, zu sehen. Auch die Einhandflöte ist in verschiedensten Formen und Größen zu finden, von sehr kleinen bis hin zu schmalen Flöten von enormer Länge, die entsprechend leichter in höhere Oktaven überblasen werden können. Dabei unterscheidet man prinzipiell zwei Arten, die jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Löchern und einen dementsprechend unterschiedlichen Tonvorrat aufweisen können. Die ältere, grundtönige Einhandflöte (in dieser Einspielung zu hören) ist kürzer, dicker und weist Grifflöcher über ungefähr 2/3 der klingenden Länge auf. Ab dem späten 14. Jahrhundert ist häufiger eine lange und schlanke Version anzutreffen, deren Löcher nur auf dem unteren Drittel des Instruments liegen und die v.a. durch Überblasen gespielt wird. Meist hat sie drei Löcher, die mit zwei Fingern und Daumen der linken Hand gegriffen werden. In den überblasenen Oktaven sind diatonische, teils sogar chromatische Skalen möglich.

Der hier eingespielte Tanz ist in der Handschrift nur als Choreographie und ohne Noten überliefert. Die Melodie wurde entlang dieser Choreographie durch den Spieler der Aufnahme selbst neu komponiert, basierend auf vorhandenen Modell-Tenores.

(Aufnahme mit freundlicher Genehmigung entnommen aus der CD „De arte saltandi - Die Tänze des Domenico da Piacenza (ca. 1450)“, Basel Domenico Project, Terem-Music 2015.)

Marc Lewon

Referenzen

Texte