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Auxci bonjour de la bonnestrenne

Ian Harrison (Schalmei), Hanna Geisel (Pommer), Nathaniel Wood (Zugtrompete)
Graz oder Tirol, um 1435-1444
I-TRbc 87, fol. 117v-118r
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Gesine Bänfer

Von „Auxci bon jour“ (oder auch „Aux ce bon jour“) „de la bonnestrenne“  kennen wir nur die erste Textzeile: „An diesem schönen Tag des Neujahrsgeschenks“. Das Stück war also ein Gratulationslied zum Neujahrsfest, an dem Geschenke überreicht wurden: eine verbreitete Sitte, die in einigen mehrstimmigen, französisch textierten Chansons aus dem früheren 15. Jahrhundert bezeugt ist (» Abb. Ce jour le doibt, Notenbsp. Ce jour le doibt.) Der Tenor von „Auxci bon jour“ war als Tanzmelodie einer basse danse bekannt und wurde offenbar zu diesem Zweck in einem englischen Handschriftenfragment (GB-Ob Digby 167) um 1430 aufgezeichnet. Im Codex I-TRbc 87 steht das Stück textlos, mit der Stimmbezeichnung „trebulus per diminutionem“: Im Verhältnis zur Notation des Tenors sollen die Oberstimme (genannt Trebulus = treble, Triplum) und der Contratenor doppelt so schnell ausgeführt werden wie geschrieben. Der Aufzeichnung in TRbc 87 (fol. 117v-118r) folgen auf fol. 118-119 drei weitere textlose Stücke mit der Stimmbezeichnung „trebulus“ für die Oberstimme. Auch T’Andernaken von Tyling auf fol. 198v-199r (» Hörbsp. ♫ Tandernaken), hat die Stimmbezeichnung „trebulus“ und ist in Diminution notiert. Ein weiteres „trebulus“-Stück steht auf fol. 199v-120r (» Hörbsp. ♫ T (Tyling?)). Es handelt sich um einige Liedarrangements und Tanzmelodien zum Gebrauch von Instrumentalisten, die zum Teil vielleicht aus England stammten. Woher sie der Schreiber und Besitzer der Handschrift, Johannes Lupi, bezogen hat, ist bisher noch unbekannt (» F. Musiker aus anderen Ländern).

 

Reinhard Strohm