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Gloria, laus et honor

Ian Harrison (Schalmei), Hanna Geisel (Schalmei), Gesine Bänfer (Pommer)
1452-1456
I-TRbc 90, fol. 354r
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Gesine Bänfer

Der allgemein verbreitete Hymnus zur Prozession am Palmsonntag wurde von Theodulf von Orléans im Jahre 810 in teilweise gereimten Distichen (Hexametern und Pentametern) gedichtet. Seine Worte beschreiben Christi Einzug in Jerusalem, bei dem die Jugend der Stadt ihn mit Hosanna-Rufen begrüsste:

„Ruhm, Lob und Ehre sei Dir, König Christe, Erlöser, dem zu Ehren die Kinder ein frommes Hosanna bereiten.Du bist Israels König, der erhabene Spross Davids,gesegneter König, der im Namen des Herrn ankommt.“

In vielen Riten besonders Westeuropas wurde der Hymnus im Wechsel zwischen Kirchensängern und anderen Prozessionsteilnehmern, vor allen Chorknaben, gesungen. Als Einleitung diente die Antiphon Pueri hebreorum (Die Kinder der Hebräer). Gloria, laus et honor ist ein Refrainlied, dessen immer wiederkehrende Anfangszeile von Laien gelernt und mitgesungen werden konnte. Die gelegentliche Mitwirkung lauter Blasinstrumente ist umso weniger auszuschließen, als die Menschenmenge der städtischen Prozession damit akustisch zusammengehalten werden konnte.

Der hier eingespielte dreistimmige Satz im Codex Trient 90 (» I-TRbc 90, um 1452-56) hat eine sehr einfache, homophone Satzweise, die dem extemporierten westeuropäischen fauxbourdon-Satz ähnelt. Entsprechend dieser Technik ist die Mittelstimme in Marco Gozzis Transkription ergänzt (» Gozzi 1992, Bd. II, 207-209). Wichtige Worte wie „Rex Christe“ und „David“ sind durch Fermaten hervorgehoben. Die in der Oberstimme liegende Melodie war im 15. Jahrhundert in der Kirchenprovinz Salzburg bekannt; sie ist von der heute üblichen (im 1. Modus) verschieden und steht im 8. Modus.

Reinhard Strohm