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Terribilis est locus iste

Discantus: Franz Vitzthum; Contratenor: Klaus Wenk; Tenor: Marcus Schmidl
1456-1460
fol. 295v
Flos virginum - Motetten und Cantionen
cpo 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Stephan Reh

Diese dreistimmige Vertonung des Introitus zum Kirchweihfest umfasst die Antiphon und ein abschließendes Alleluia für die Osterzeit, nicht den Psalmvers und das Gloria Patri. Die Choralmelodie, im 2. Kirchenton, erklingt verziert in der Oberstimme. Die Komposition ist in I-TRbc 88 (um 1456-1460) einem sonst nicht bekannten Ludwicus Krafft zugeschrieben. Der Familienname Krafft (oder Kraft) ist in der Region belegt; z.B. wirkte ein Johann Krafft um 1400 als Chorherr an St. Stephan in Wien (Goehler 2015, S. 197-198, 211). Der Vorname Ludwig scheint nirgends bezeugt. Jedoch nennt ein Testamentsentwurf des Wiener Bürgers Hanns Eckenvelder von 1469 (A-Gla Hs. 718, ehem. 2507) als wichtigsten Benefiziar den „erwiertign herrn her krafften dieczeit capellan auf dem Newn Karner auf sand Steffans freythoff“. Mit „Neuer Karner“ ist die darüber errichtete Magdalenenkapelle gemeint, an die die Kantorei von St. Stephan angebaut war (» E. Musik im Gottesdienst: Wien St. Stephan). Falls dieser Kaplan Krafft der Komponist war, könnte die Vertonung für die Kantorei von St. Stephan entstanden sein.

Reinhard Strohm