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Durch Barbarei, Arabia

Tobie Miller (Drehleier)
Basel?, ca. 1432
fol. 18v-19r
Argentum et Aurum. Musical Treasures from the Early Habsburg Renaissance
Naxos 2015
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Michaela Wiesbeck

Das einstimmige „Durch Barbarei, Arabia“ (Kl 44) zählt heutzutage wohl zu den bekanntesten Liedern des Wolkensteiners, einerseits wegen der markanten, phrygischen Melodie, andererseits wegen des sehr persönlichen Liedtextes, der nach einem Länderkatalog (als Rückblick auf Oswalds weite Reisen) einen Einblick in sein Leben auf Burg Hauenstein zu geben scheint. (Vgl. » B. Oswalds Lieder.) Das Lied ist gemäß Werner Marold im Winter 1426/27 entstanden. Die Datierung ist plausibel, weil seine großen Reisen zu diesem Zeitpunkt schon eine Weile zurückgelegen haben müssen. Ein zweiter Text auf die gleiche Melodie ( „Wer machen well sein peutel ring“, Kl 45, das sogenannte „Überlingen-Lied“) steht in beiden Handschriften dahinter, obwohl Marold annimmt, dass es früher, zur Zeit des Konstanzer Konzils (Anfang 1415), verfasst worden sein müsse. In Handschrift WolkA stehen beide Lieder unter den Nachträgen, so dass das „Überlingen-Lied“ vielleicht auch anlässlich Oswalds zweitem Konstanzaufenthalt 1430 entstanden sein könnte. Der „Referenzrhythmus“ prägt den erzählenden Charakter dieses Liedes und erweckt den Eindruck, als treibe er die Handlung unaufhaltsam voran, wodurch sich die Melodie auch gut für eine instrumentale Interpretation, wie hier auf der Drehleier, eignet.

Marc Lewon