Geistliche Laufbahn
Krombsdorfers Dienste als Organist sind bis zum 8. September 1467 belegt; die Rechnungen der Jahre 1468–1470 fehlen. Er trat 1470 in den geistlichen Stand ein, ließ sich offenbar noch im selben Jahr am Brixner Dom zum Priester weihen, verbrachte dort einige Zeit um 1471–1472 und wurde dann Kaplan am Innsbrucker Hof (zum ersten Mal so bezeichnet im Oktober 1473).[11] Doch fungierte er weiterhin als „Organist“ und erfüllte musikalische Bedürfnisse des Hofes, u. a. durch Geschäftsreisen, gesungene „Ämter“ (Messen) und die Betreuung von Hofmusikern. 1479 wurde Krombsdorfer Pfarrer der Innsbrucker Pfarrkirche von St. Jakob und damit nach dem Abt des Prämonstratenserklosters Wilten der ranghöchste Geistliche in Innsbruck. Doch auch in seiner neuen Funktion stand er dem Fürsten musikalisch zur Verfügung, vor allem durch die Ausrichtung von Hofgottesdiensten mit den höfischen Gesangskräften und der Orgel. Im Frühjahr 1482 hatte er mehrmals aufwändige Hofgottesdienste zu veranstalten, darunter diejenigen zum Begräbnis „meiner gnedigen fraw von burgund“ (Maria von Burgund, Gemahlin Erzherzog Maximilians, gest. 27. März 1482).[12] Noch bei der Vermählung Herzog Siegmunds mit Katharina von Sachsen im Februar 1484 musste er die von auswärts verpflichteten Sänger einüben, die zur Hochzeit singen sollten („ze vertigen die Cantores, so auf meins gnedigsten Herrn Hochzeit her ervordert waren“, 4. März 1484).[13]
[11] TLA, Raitbücher Bd. 8 (1473), fol. 95r. » A-Ila Raitb. 3-17.
[12] TLA, Raitbücher Bd. 15 (1482), fol. 319v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[13] TLA, Raitbücher Bd. 17 (1484), fol. 33r; vgl. auch Senn 1954, 11–12. » A-Ila Raitb. 3-17.
[1] Tiroler Landesarchiv Innsbruck (TLA), Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 282r. ().
[2] Auch das thüringische Kromsdorf bei Weimar ist nicht ganz auszuschließen.
[4] Wie z. B. in Bozen: vgl. » E. Bozen.
[7] TLA, Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 638v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[8] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 48r und 162v; auch Senn 1954, 11. » A-Ila Raitb. 3-17.
[9] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 114r. » A-Ila Raitb. 3-17.
[10] TLA, Raitbücher Bd. 4 (1466–1467), fol. 116r; vgl. auch Senn 1954, 11. » A-Ila Raitb. 3-17.
[11] TLA, Raitbücher Bd. 8 (1473), fol. 95r. » A-Ila Raitb. 3-17.
[12] TLA, Raitbücher Bd. 15 (1482), fol. 319v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[13] TLA, Raitbücher Bd. 17 (1484), fol. 33r; vgl. auch Senn 1954, 11–12. » A-Ila Raitb. 3-17.
[14] Weitere Informationen zur Innsbrucker Hofmusik bei Senn 1954, Strohm 1993, 518–523, und Strohm 2001.
[15] Ein “Jeronime cantor”, der sicher von auswärts kam und nur einmal erwähnt ist, erhält 1463 eine Entlohnung von 4 £: TLA, Raitbücher Bd. 3 (1463–1466), fol. 569v. » A-Ila Raitb. 3-17.
[16] Lockwood 1984, 156 und 161; Strohm 1993, 519–520.
[17] Lockwood 1984, 47, 97, 317–318. Ein Dokument aus Ferrara nennt ihn “de Basilea”, was auf einer Verwechslung mit der Reise nach Basel beruhen mag oder seine tatsächliche Herkunft anzeigen könnte: Allerdings wird er in Innsbrucker Quellen nie so bezeichnet.
[18] Lockwood 1984, 50.
[19] Vgl. Strohm 1993, 545.
[20] Vgl. Lockwood 1984, 317–318.
[21] Vgl. Schuler 1975; Lockwood 1984, 131–132.
[22] Zu Martinis anhaltenden Kontakten mit Tirol vgl. » F. Musiker aus anderen Ländern.
[23] Senn 1954, 12, nach Moser 1929, 14. Der Tabulaturband (Bd. 1 der „Amerbach“-Sammlung) ist ediert in Marx, Hans Joachim (Hrsg.), Tabulaturen des XVI. Jahrhunderts. Teil 1: Die Tabulaturen aus dem Besitz des Basler Humanisten Bonifacius Amerbach¸ Basel 1967 (Schweizerische Musikdenkmäler 6), Nr. 7 (10 und 121), wo als Komponist unnötigerweise der Niederländer Nicolas Craen vorgeschlagen wird.
[24] TLA, Hs. 208 (Hofordnung 1478).
[25] Vgl. Strohm 1986/1987.
Empfohlene Zitierweise:
Reinhard Strohm: „Nicolaus Krombsdorfer“, in: Musikleben des Spätmittelalters in der Region Österreich <https://musical-life.net/essays/nicolaus-krombsdorfer> (2016).