F. Mitten in Europa
Abb. Herzogshof Innsbruck. Albrecht Dürer, Burghof. Aquarell (um 1490), © Albertina Wien. Wahrscheinlich ist der herzogliche „Mitterhof“ in Innsbruck dargestellt, mit kleiner Burgkapelle im Torturm. Musik vieler Länder wurde damals in Innsbruck gesammelt: K. The Codex of Magister Nicolaus Leopold.
Die Musik der Region Österreich wurde – schon wegen ihrer zentralen Lage – von der Interaktion mit anderen Gebieten und „Herrschaften“ des damaligen Europas geprägt. Die großen Kirchenkonzilien von Konstanz (1414–1418) und Basel (1431–1449) und ihre musikalischen Zeremonien wurden im österreichischen Raum aufmerksam verfolgt. Aufgrund dieser Anregungen legte man umfangreiche Quellen mehrstimmiger Musik an, was auf eine bis heute unerforschte Breite künstlerischer Musikpflege deutet. Die in den Trienter Codices – zwischen Nord und Süd – aufgezeichnete Musik repräsentierte seit der Jahrhundertmitte die musikalische Kunst fast ganz Europas. An den Habsburgerhöfen und an kirchlichen Zentren wurden immer häufiger auswärtige Musiker angestellt und bereicherten die eigenen Traditionen, so dass sich Einheimisches und Fremdes heute oft nicht mehr unterscheiden lässt. Vernetzungen der Repertoires mit der Musik aus Nachbarländern wie Böhmen, Mähren und Italien sind auch aus den Musikquellen selbst ablesbar. Einheimische Impulse erlebte der Kirchengesang durch die Verehrung lokaler und „nationaler“ Heiliger. Der Kirchengesang in Slowenien, damals ein Teil des Herzogtums Krain (Carniola), wurde durch Zugehörigkeit zum Patriarchat von Aquileia geprägt. Besondere kulturelle Beziehungen bestanden zu den Mittelmeerländern, mit denen man schon seit dem 14. Jahrhundert Musik und Musiker ausgetauscht hatte.
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Geistliche Mehrstimmigkeit in den jüngeren Trienter Codices*
Bob Mitchell, Reinhard StrohmMusiker aus anderen Ländern; Eigenes und Fremdes*
Reinhard StrohmSources of Polyphony in the Bohemian lands c. 1470–c. 1500
Lenka HlávkováMusik und Verehrung von (Lokal-)Heiligen
David MerlinLiturgical chant in medieval Carniola
Jurij Snoj