Sie sind hier

Kyrie Pascale, Les haulz et les bas

Ian Harrison (Schalmei), Gesine Bänfer (Pommer), Nathaniel Wood (Zugtrompete)
ca. 1466
D-Mbs Mus. ms. 3154 fol. 9r
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Gesine Bänfer

Kyrie Paschale ist das gregorianische Kyrie der Ostermesse, auch oft Kyrie “Lux et origo” genannt. Im 15. Jahrhundert waren Vertonungen dieser Choralmelodie  häufig. Henricus Isaac schrieb einen sechsstimmigen Zyklus über die Melodien des österlichen Messordinariums, alternierend zwischen Polyphonie und Choralvortrag (» Kap. Isaac als Schlüsselfigur; » Hörbsp. ♫ Missa paschalis, Isaac). Die vorliegende Einspielung des dreistimmigen Kyrie pascale im Innsbrucker Nicolaus-Leopold-Codex (D-Mbs Mus. ms. 3154, fol. 9r, ca. 1466) orientiert sich an derselben alternierenden Aufführungspraxis: Die dreimal drei Anrufungen Kyrie eleison (3x) – Christe eleison (3x) – Kyrie eleison (3x) werden abwechselnd einstimmig und mehrstimmig vorgetragen, so dass sich folgende Serie ergibt:

Kyrie: 1st.-3st.-1st.  / Christe 3st.-1st.-3st. / Kyrie 1st.-3st.-1st. Hierzu sind in der Handschrift drei polyphone Sätze vorhanden, jeder auf einer der drei Choralmelodien basierend. Die Einspielung verwendet dazu als zweiten Christe-Satz eine ornamentierte Variante des ersten. Die Choralmelodie lässt sich leicht verfolgen anhand des zeitgenössischen Drucks im Graduale Pataviense 1511 (» Abb. Graduale Pataviense, Kyrie für Ostern). Die Ausführung durch ein musica alta-Ensemble mag die akustische Präsenz dieser freudigen Musik in der damaligen Lebenswelt illustrieren.

Reinhard Strohm