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Bobik Blazen

Ian Harrison (Schalmei), Gesine Bänfer (Pommer), Nathaniel Wood (Zugtrompete)
ca. 1415
D-Nst Fragm. lat. 9, fol. 2r
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Gesine Bänfer

Aus dem „Wiener Codex“ von ca. 1415, D-Nst Fragm. lat. 9 (» K. Der Wiener Codex). Andere Quelle: D-Mbs clm 29975/8 (betitelt „Hollaner“). Bei dem offenbar in Süddeutschland bekannten Stück hat man lange geglaubt, es handle sich um eine genuin instrumentale Komposition. Jedoch entgegen dem Anschein verweist der Titel Bobik blazen nicht auf Blasinstrumente, sondern es ist das tschechische Wort »blázen«, das Spielmann oder Narr bedeutet; »bobik« ist die tschechische Diminutivform des Namens Robert. Andererseits wurde erkannt, dass die Form des Stücks einem französischen, oder gar einem deutschen oder tschechischen, >Virelai< entspricht. War das nun ein mehrstimmiges Lied, dessen Text man weggelassen hatte, um – wie sonst üblich – einen kontrafizierten Text darauf zu singen, oder wurde es in der Überlieferung tatsächlich zum Instrumentalstück umfunktioniert, wie trotz allem der tschechische Titel „Klein Robert der Spielmann“ nahezulegen scheint? Das Stück ist ediert in: Gordon K. Greene (Hrsg.), French Secular Music: Virelais, Monaco: Éditions de l’Oiseau-Lyre, 1987 (Polyphonic Music of the Fourteenth Century, Bd. 21), Nr. 21.

Reinhard Strohm