Von der hohen schul zu wien: Zu tichten han ich mich petracht
- Ensemble Leones
- Gesang
- Laute
- einstimmig
Zwischen 1459 und 1465 war Michel Beheim am Hof Friedrichs III. als Sangspruchdichter angestellt und erlebte unter anderem die Belagerung der Wiener Hofburg 1462 durch Erzherzog Albrecht und Bürgermeister Holzer mit. Unter Beheims Liedern aus dieser Zeit befindet sich das 31strophige Loblied auf die Wiener Universität, das in einer Handschrift den Titel Von der hohen schul zu wien trägt. Beheim verfasste den Text auf eine seiner elf vorgefertigten Melodien, seine „Osterweise“. Der Dichter vergleicht Wien mit einem Garten, in dessen Mitte die Universität als Baum sprießt, und zählt all die positiven Impulse auf, die von dieser Hochschule ausgehen. Schließlich verteidigt er die schwer arbeitenden Studenten und bittet um Verständnis bei der Bevölkerung, wenn der eine oder andere von ihnen einmal über die Stränge schlägt. Das Gleichnis vom blühenden Baum wird gegen Ende des Liedes (das hier nicht eingespielt wurde) um zwei Zweige erweitert, die aus dem Stamm hervorgingen. Das ist ein Zitat aus dem Antiphon zum Fest der Märtyrer Johannes und Paul: „isti sunt duae olive“ (die Choralmelodie dazu wird z.B. in Dufays „Supremum est mortalibus“ zitiert und meint dort mit den zwei Olivenzweigen Papst Eugenius und Kaiser Sigismund, anlässlich der Kaiserkrönung in Rom 1433). Die zwei Reiser in Beheims Fassung könnten sich vielleicht auf die Wiener Vorzeige-Intellektuellen Peuerbach (1423–1461) und Regiomontan (1436–1476) beziehen. Außerdem weisen die Szepter des Rektors und der Dekane eine doppelte Blätterdolde auf, worauf sich Beheim als Symbol für die Universität ebenfalls beziehen könnte. (Dank für diese Hinweise geht an Heidrun Rosenberg.)
Für dieses Hörbeispiel wurden nur die ersten 10 Strophen des Liedes von Männerstimme mit schlichter Lautenbegleitung eingesungen.