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Missa Salve diva parens: Qui cum Patre et Filio

Marcello Gatti (Traversflöte), Mathieu Langlois (Traversflöte)
A-Wn Mus. Hs. 15495, fol. 14v-15r
Madame d’amours
Ramée 2007
mit freundlicher Genehmigung des Labels
Rainer Arndt

Jacob Obrechts Missa Salve diva parens eröffnet das Prachtchorbuch A-Wn Mus. Hs. 15495, das um 1510 für Maximilian am burgundisch-habsburgischen Hofskriptorium des Petrus Alamire hergestellt wurde (» D. Musikalische Huldigungsgeschenke, Kap. Ein Geschenk für den frischgebackenen Kaiser). Die Messe ist bereits ungefähr 25 Jahre früher entstanden, möglicherweise im Kontext von Maximilians Königskrönung im Frühjahr 1486 in Aachen (» D. Obrechts Missa Salve diva parens).

Das „Qui cum Patre et Filio“ ist der am häufigsten überlieferte Abschnitt aus dieser Messe. Er findet sich in zahlreichen zeitgenössischen Biciniensammlungen, die der Musikausbildung und der häuslichen Musizierpraxis dienten.

Das Stück für zwei gleiche tiefe Stimmen stellt einen Kanon im Einklang dar. Dies resultiert in häufigen Stimmkreuzungen, die eine irisierende Wirkung haben. Nach einem guten Drittel kadenzieren beide Stimmen mehrfach hintereinander zum Ton h (» Abb. Qui cum Patre) – was in der zeitgenössischen Musiktheorie eigentlich gar nicht erlaubt war. Ein Schlusseffekt wird durch wirkungsvolle Phrasenwiederholung und Sequenzierung erreicht.

Birgit Lodes